Kimaera? Ursprünglich mal Chimera (nicht zu verwechseln mit Chimaira, der Metalcore-Band aus Ohio) - englisch für Chimäre, ein Mischwesen aus der griechischen Mythologie mit einem Löwenkopf, einem Ziegenkopf im Nacken und als Schwanz eine Schlange, das in Chimaira in Lykien (Kleinasien) lebte.
Die Band Kimaera stammt aus dem Libanon (genauer: Beirut) und ist musikalisch auch eine Art Mischwesen.
"Harbinger Of Doom" bedeutet 'Vorbote des Schicksals'. Wer sich bei dem Titel an "Harbinger Of Metal" von der finnischen Doom-Band Reverend Bizarre erinnert fühlt und hofft, etwas Vergleichbares zu hören zu bekommen, wird enttäuscht werden, wobei Doom nicht ganz falsch ist. Einen besseren Hinweis gebe ich, wenn ich My Dying Bride erwähne, nicht zuletzt wegen Violine und Keyboard, diese Instrumente gehören nicht zu dem, was man als Standardbesetzung einer Metalband ansieht.
Zunächst ein kleiner Rückblick: Kimaera wurde 2000 gegründet, 2004 gab es die Single "God's Wrath", 2006 die CD "Ebony Veiled", 2010 die CD "Solitary Impact", 2011 die Single "December Ends" und 2013 schließlich "The Harbinger Of Doom".
Bisher trat die Band z. B. auf Festivals in Tschechien, in Tunesien, in der Türkei und Ukraine auf, in Deutschland war sie bislang eher unbekannt, was sich nun ändern soll mit dem deutschen Label Eternal Sound Records.
Die drei Köpfe von Kimaera sind Doom Metal, Death Metal und Oriental Metal. Im Gegensatz zu den mir unter diesem Etikett vor zwei Jahren angepriesenen The Kordz (ebenfalls aus Beirut) stimmt die Bezeichnung hier.
Denn "The Harbinger Of Doom" fängt harmlos an, für ca. zehn Sekunden fühlt man sich in den Nahen Osten entführt, dann setzen harte Riffs ein, ballernde Drums und Growls.
Gleichzeitig werden im Hintergrund melancholische Momente gezaubert von Violine und Keyboard. Während die alten Schlangen ("Ancient Serpents") recht aggressiv zu Werke gehen, klingt die Tochter Evas ("Daughter Of Eve") zwischen Wutausbrüchen auch mal sanft.
Da ich gerade bei Töchtern bin: Stellenweise ist sehr schöner (eher Engel als Chimäre) weiblicher Gesang zu hören, zaubert Lichtakzente ins Dunkel. Außerdem steuert Keyboarder Charbel Clean Vocals als Kontrast zu Hauptgrunzer JP in "Aged Wine And Woe" bei, das gar nicht so zornig, sondern mehr schwermütig wirkt.
Noch elegischer kommt "Lost Control" daher, ich muss zugeben, spontan fiel mir gar nicht auf, dass es keine Kimaera-Komposition ist, sondern eine Coverversion von Anathema (von deren Scheibe Alternative 4), die sogar noch intensiver wirkt als das Original.
Womit sich der Kreis zum britischen Doom-Death schließt, denn wie bereits erwähnt, die erste Band, an die ich beim Hören gedacht hatte, war My Dying Bride. Wobei Kimaera weder nach der einen noch nach der anderen klingen, sich lediglich in dem gleichen gefühlsmäßigen Fahrwasser bewegen, dies jedoch angereichert durch klangliche Eindrücke aus ihrer Region. So bietet "The Harbinger Of Doom" vertonte Impressionen verschiedener Länder und gleichzeitig eine große emotionale Bandbreite von verträumt bis hart, wobei gerade die entrückt und über den Dingen schwebend wirkende Stellen besonders beeindrucken.
Oder anders ausgedrückt:
»"The Harbinger Of Doom" is the synapse of East & West, Doom & Death, Light & then the overhwelming Darkness«.
Diese Aussage aus dem Info finde ich so schön und passend, dass ich sie einfach zitieren musste.
Line-up:
JP Haddad (vocals, guitars)
Pierre Najm (lead guitars)
Wissam Abiad (bass)
Erce Arslan (drums)
Milia Fares (violins, vocals)
Charbel Abboud (keyboards, clean vocals)
Tracklist |
01:Ancient Serpents (4:25)
02:Daughter Of Eve (4:58)
03:Praising My Pain (7:04)
04:The Harbinger Of Doom (6:43)
05:A Casual Stray (6:00)
06:The Script Of Sorrow (5:00)
07:Claim The Dark (6:31)
08:Blood Of Saints (4:55)
09:Aged Wine And Woe (4:42)
10:Lost Control [Anathema Cover] (5:45) |
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