King Midas / Rosso
Rosso Spielzeit: 42:19
Medium: CD
Label: Fysisk Format (Cargo), 2014
Stil: Pop

Review vom 25.02.2014


Markus Kerren
In ihrer norwegischen Heimat Oslo hat sich die Band King Midas seit den frühen neunziger Jahren trotz einiger - auch mal längerer - Schaffenspausen vom Insidertipp zum absoluten Charts-Abräumer gemausert. So hat es bis zur Fertigstellung des neuesten Werks "Rosso" auch wieder geschlagene sechs Jahre gedauert. Eine weitere Besonderheit ist, dass es sich bei der ganz frischen Platte um die erste internationale Veröffentlichung der Skandinavier handelt.
Was das Quintett darauf bietet, ist moderne Popmusik, die aber auch über den Tellerrand schaut und dadurch mit noch einigen weiteren Einflüssen aufwarten kann. Bei der Instrumentierung wird so ziemlich alles eingebracht, was bei drei nicht schnell genug auf den Bäumen war und so reihen sich Tracks mit echten Drums an solche, wo der Rhythmusapparat aus Maschinen kommt und seinen Dance Beat sehr synthetisch klingen lässt. Die Bandmitglieder wechseln sich oft an den Instrumenten ab und auch die Liste der Gastbeiträge kann sich (vor allem quantitativ) sehen lassen.
Der Opener mit dem schönen Namen "A Ship Glides Through The Night" überrascht als sehr cooles Instrumental mit deutlichem Psychedelic-Einschlag. Keyboard-Sounds, verschiedene Percussion-Instrumente, ein Piano und gar Flötentöne bauen hier eine relaxte Traumlandschaft vor dem geistigen Auge des Hörers auf, in die er sich fallen und sich davon inspirieren bzw. hinwegtragen lassen kann. Ein wirklich interessantes Stück, das umgehend Lust auf mehr macht.
Direkt beim nächsten Titel ("Color Sound") wird jedoch ein jäher Kurswechsel vollzogen. Nun befinden wir uns auf der Tanzfläche irgendeiner Discothek, während wir zu einem etwas stumpfen, monotonen Beat die Gliedmaßen bewegen. Erfreulich sind hier die eingestreuten, warm klingenden Orgel- und Pianosounds, aber der Track selbst gehört sicher nicht zu den besten der Scheibe. Leider geht es bei "You Know My Name" mit der gleichen Masche weiter. Hier kann zwar der Gesang mit seiner Melodie punkten, aber das ist nichts, was wir in den letzten zwanzig Jahren nicht schon tausendfach von den kommerziellen Radiosendern aufgedrückt bekommen haben.
Wieder sehr angenehm kommt dagegen das zweite (und letzte) Instrumental des Albums, "King". Nach der eröffnenden Gitarre übernehmen die Tasten das Zepter, während sich Percussion-Einwürfe den Rhythmus mit Drum-Loops teilen. Für sehr willkommene Abwechslung sorgt hier auch Katoo Mester mit seinem Saxophon. Ebenfalls sehr gut gelungen, wenn auch nicht ganz so stark wie das erste Stück der Scheibe. Die Texte der Songs sind ganz ordentlich, da hier durchaus auch mal tiefer in Thematiken eingetaucht wird, die ansonsten in der Popmusik eher weniger zum Zuge kommen.
Vergleichsweise richtig gut ist auch "Snow", das durch ein perlendes Piano (wie wir es beispielsweise von "Riders On The Storm" von The Doors kennen) punkten kann. Auch "The Strangler" (mit eingestreuten Gesprächsfetzen einer Frau, die sich in deutscher Sprache artikuliert) oder "On The Way To Luton" haben durchaus gute Momente, die sich aber mit einer gewissen musikalischen Beliebig- bzw. Austauschbarkeit die Klinke in die Hand geben.
Nun ist "Rosso" ganz sicher kein Album für beinharte Rockfans geworden, wer aber auf modernen Pop steht, der auch gerne andere Musikstile mit in seinen Sound einfließen lässt, sollte ruhig mal ein Ohr riskieren. Die Norweger von King Midas haben sich definitiv darum bemüht, so viel Abwechslung wie möglich zu kreieren, was ihnen letztendlich auch ganz gut geglückt ist. Am Ende des Tages bleibt die Scheibe aber, was sie ist und was sie von Anfang an ganz sicher auch werden sollte: Ein Popalbum mit jeder Menge kommerziellem Potenzial, das schon ganz gewaltig auf die Charts und das Radio schielt, allerdings nicht ohne eine gewisse Tiefe zu haben.
Grundsätzlich gilt natürlich wie immer: Jedem das Seine...
Line-up:
Earl McNorth (keyboards, synthesizer, piano, Fender Rhodes, guitar, background vocals)
Hansi Fritzner (bass, lead- nylon- & rhythm guitars, flute - #1, background vocals)
Ando Woltmann (keyboards, Fender Rhodes, organ bass, tambourine, lead vocals)
Per Vigmostad (bass, organ bass, string machine, programming, editing, background vocals)
Tomas Pettersen (drums & percussion, synthesizer)

With:
Katoo Mester (saxophones - #2,6)
Matthew Weiss (fx guitar - #2)
Sonny Ohlsen (nor modular - #3)
Raymond Jensen (nylon guitar - #6)
Christian Engfelt (additional sounds - #7)
Alexander Kloster-Jensen (background vocals - #8)
Ivar Winther (background vocals - #8)
Minni Catina Mertens (background vocals - #8)
Glenn Bisset Eriksen (background vocals - #8)
Charlotte Nordeng (background vocals - #8)
Hakon Hoffart (background vocals - #8)
Fanny Vager (background vocals - #8)
Henning Severud (background vocals - #8)
Even Brenden (background vocals - #8)
Tracklist
01:A Ship Glides Through The Night
02:Color Sound
03:You Know My Name
04:On The Way To Luton
05:Snow
06:King
07:Cy
08:The Strangler
09:Leaving Biarritz
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