So kann man sich täuschen! Nicht nur aufgrund des Bandnamens, sondern auch wegen der musikalischen und gesanglichen Leistungen auf dem Debütalbum von Knoxville Morning war ich zunächst felsenfest überzeugt davon, es hier mit einer amerikanischen Band zu tun zu haben. Aber weit gefehlt. Ciaran Dwyer heißt der Vater dieses Babys, er kommt aus dem irischen Newbridge im County Kildare und hat die Tracks lediglich während eines Roadtrips durch die Vereinigten Staaten geschrieben.
Dwyer war früher ein richtiges Ass im Rollerblading, bevor es ihn gänzlich zur Musik zog. Mit der Formation Band On An Island (der er immer noch angehört) brachte er bereits ein Album auf den Markt. Die hier vorliegenden 13 Songs, die er in Übersee verfasste, waren eigentlich für ein Soloalbum gedacht. Allerdings entwickelten sie sich immer weiter, es kamen nach und nach mehr Instrumente hinzu, bis sich der Protagonist schließlich dazu entschied, diese ganze Chose ebenfalls unter einem Bandnamen zu veröffentlichen. Aufgenommen wurde in Dwyers Heimatstadt, wo die Tracks im Anschluss von Peter Lee gemixt wurden.
Herausgekommen ist schließlich ein richtig starkes Americana-Album, das alleine schon durch sein überdurchschnittliches Songwriting überzeugt. Aber auch der Sound ist perfekt in Szene gesetzt und der gute Ciaran nicht zuletzt auch ein klasse Sänger, der es versteht, seine Texte mit sehr viel Feeling ausdrücken zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist "Pecan Street" mit der wundervollen Dee O'Hagan als Duettpartnerin. Eine schöne Geschichte über einen reisenden Musiker, der in Austin eine kurze stürmische Affäre mit einer Einheimischen hat. Eine Situation, die der Ire wohl öfter während seiner Zeit in den USA erlebt hat, denn "Hotel Margarita" behandelt im Prinzip das gleiche Thema.
Knoxville Morning zeigt sich auf diesem Album sehr variantenreich. "Chelsea Bards" ist beispielsweise eine ganz feine Piano-Ballade, bei der nicht nur dem berühmt-berüchtigten Chelsea Hotel in New York City (in dem u. a. Sid Vicious seine damalige Freundin erstochen haben soll), sondern auch alten Helden wie Hank Williams, den Clancy Brothers, Tom Waits, Brendan Behan oder Bob Dylan die Ehre erwiesen wird. "Tulsa (M.O.E.)" wird dagegen mit einem sehr gelungenen Bläser-Arrangement bereichert, das dieser Nummer eine erfreuliche Spritzigkeit beschert.
Der eröffnende Song, nach dem dieses Projekt auch benannt wurde, ist eine lupenreine Americana-Ballade, die neben guten Melodien, einem klasse Arrangement und dem exakt richtigen Feeling auch noch hohe Eingängigkeit aufweisen kann. Wesentlich rockiger im direkten Anschluss dann "Alphabet City", eine kleine Liebeserklärung an Manhattan und die Bowery. Auch das Duett mit Claire Prendergast bei "Baseball Song" ist sehr gelungen, wenn auch ein wenig unspektakulär. Den Abschluss nach über 55 Minuten stellt "Lighthouse Song" dar, bei dem Ciaran Dwyer seinen Gesang lediglich mit einer Akustik-Gitarre begleitet.
Als Fazit darf man Ciaran Dwyer und Knoxville Morning ohne Gewissensbisse bescheinigen, hier ein astreines Debüt vorgelegt zu haben. Von Mitte bis Ende April wird diese Combo in Deutschland (hauptsächlich im Norden) unterwegs sein. Deshalb Augen aufhalten bzw. nochmal unsere Rubrik mit Tourdaten checken, denn wenn man auf Americana steht, dann dürfte hier jeweils ein toller Abend vor einem liegen. Anspieltipps?: "Alphabet City", "Pecan Street", "Tulsa (M.O.E.)" und "VA Is For Lovers" mit seinen wunderschönen Streichern.
Tolles Americana-/Singer/Songwriter-Album!
Line-up:
Ciaran Dwyer (acoustic guitars, lead vocals)
Gary Wickham (drums - #1,4,5,6,10,12)
Conal Dempsey (electric guitars - #1,5,6,10,12)
Andrew O'Donnell (bass)
Stephen Connelly (organ - #1,4,5,6,12)
Stephen Fahey (horns - #1,8, background vocals - #4,9, trumpet - #7,10)
Stefan Murphy/The Mighty Stef (vocals - #2, guitar - #3)
Brian Gallagher (drums & vocals - #2,3,8,9)
Gavin Elsted (electric guitars - #2,4,8,9, vocals - #6,8,10)
Rachel Caffrey (piano - #2,3,4,9)
Claire Prendergast (vocals - #3)
Dee O'Hagan (vocals - #5,12)
Paul Leamy (harmonica - #5)
Tim Crowley (electric guitar - #5)
Pauline Freeman (horns - #6, trumpet - #11)
Laura Caffrey (vocals - #11)
Eimear Dempsey (violin - #12)
Tracklist |
01:Knoxville Morning
02:Alphabet City
03:Baseball Song
04:96-98
05:Pecan Street
06:Tulsa (M.O.E.)
07:Hotel Margarita
08:Trumpets
09:Chelsea Bards
10:Flamingo Chip
11:Loyola
12:VA Is For Lovers
13:Lighthouse Song
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