Spielzeit: 49:33 (CD 1), 65:53 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Sulatron Records (Cargo Records), 2015 Stil: Krautrock, Space Rock Review vom 13.10.2015 Markus Kerren

Eher aus einer Laune, eher aus dem Gefühl heraus mal Urlaub von den eigentlichen Bands zu machen, entstand das Projekt Krautzone durch befreundete Mitglieder von Electric Moon,
Zone Six sowie The Pancakes. Da der Musiker und Sulatron Records-Labelchef
Dave 'Sula Bassana' Schmidt ebenfalls mit an Bord war, wurde auch nicht lange gefackelt, bis die Aufnahmegeräte liefen. Immerhin auf zwei eigene Alben sowie eine Split-LP mit Lamp Of The Universe haben es die insgesamt sechs Musiker mittlerweile gebracht. Und da alle Outputs bisher ausschließlich auf Vinyl erschienen waren, kommt die neue (Doppel-) CD-Veröffentlichung der Band nun nicht nur mit allem bisher auf Vinyl veröffentlichten Material, sondern sogar noch einem Bonustitel obendrauf.

Eröffnet wird diese Rundreise durch die Unendlichkeit des Weltraums von dem Debütalbum "Kosmische Rituale" bzw. dem ersten Song daraus, "Liebe". Und es wird umgehend schwerelos, allerdings in einem sehr angenehmen, sehr relaxten Tempo. Das imaginäre Raumschiff scheint sich eine Ruhepause zu gönnen und dümpelt völlig tiefenentspannt vor sich hin. Klasse ist die dennoch kreierte sehr spannende Atmosphäre, die sich durch die kompletten knapp 13 Minuten zieht. Auch der Titelsong versucht erst gar nicht, das Universum in Schutt und Asche zu legen, sondern konzentriert sich vielmehr darauf, mit wabernden Synthie-Sounds, punktuierten Drums sowie der Gitarre von Rainer Neeff eine prickelnde, aber nie nervende Spannung aufzubauen, in die man herrlich abtauchen kann, ohne sich darin vollkommen zu verlieren.

Über die Herkunft des Bonus Tracks "Schwebung" wird wenig verraten, spekuliert werden darf aber, dass dieser ebenfalls das Ergebnis der Sessions zum Debütalbum war, zunächst aber der begrenzten Spielzeit der Vinylscheibe zum Opfer fiel. Zumindest reiht er sich sound- und spieltechnisch nahtlos in die ersten drei Titel ein.

Nach dieser ersten Session, die im Jahr 2011 stattfand, fanden sich die Musiker Ende 2013 wieder zusammen, um weitere Aufnahmen zu tätigen. Zwei Tracks, die schließlich als "Superkraut I" und "Superkraut II" auf einer Split-LP mit der Band Lamp Of The Universe landeten. Bei dem ersten Stück geht es deutlich rockender, deutlich treibender zur Sache und von der Stilistik erinnert die Nummer etwas an Hawkwind aus der Zeit von etwa 1972 bis 1975. Part II ist dann wieder relaxter, die Antriebsgänge des Schiffs wurden rausgenommen und das Shuttle legt wieder eine schwebend-fließende Erholungsphase ein. Ein sehr cooler Gegenpart zu den ersten gut elf Minuten.

Und schließlich ist hier auch das aktuelle Album, "Spiritual Retreat", enthalten, das erst im Sommer dieses Jahres erschienen ist. Ein einziger Song, der sich über eine Spielzeit von einer knappen dreiviertel Stunde ausbreitet. Hier wird es, wenn sich die Band bezüglich ihres Stils auch treu bleibt, nochmal eine ganze Spur psychedelischer. Die Tempi variieren gekonnt, die Spannung wird erneut ganz locker gehalten und wenn der Hörer nach den über vierzig Minuten noch nicht völlig ausgespacet ist, drückt er gerne auf die Repeat-Taste. "Spiritual Retreat" ist etwas anders als die vorherigen Werke, aber auch eine deutliche Weiterentwicklung in die richtige Richtung.

Sämtliche hier enthaltenen Aufnahmen wurden für die CD-Ausgabe übrigens von niemand Geringerem als Eroc gemastert, was dem Ganzen nochmal einen zusätzlichen Glanz verleiht. Wie Dave Schmidt in einem Interview verriet, ist damit das erste Kapitel des Projekts erst mal abgeschlossen, was aber nicht heißt, dass nicht noch weitere folgen werden. Wir freuen uns bereits darauf!

Line-up:
Sula Bassana (synthesizers, organ)
Komet Lulu (drums)
Modulfix (synthesizers)
Onkel Kaktus (bass, kalimba)
Rainer Neeff (guitars)
Baba Lali (cosmic atmosphere)