Kresta / Deliberate Offence
Deliberate Offence Spielzeit: 53:13
Medium: CD
Label: Magic Minds Records, 2010
Stil: Melodic Rock


Review vom 27.09.2010


Jürgen B. Volkmar
Kresta alias Peter Kresta! Ein Bandprojekt, das langsam die Transformation in eine gewachsene Band hinbekommt? Oder der immerwährende Geheimtipp im New Melodic Rock-Sektor? Oder der neue Hoffnungsträger einer Stilrichtung, die dringend einer Überholung bedurfte? Peter Kresta, der Allrounder, der hinter Kresta steht, hat schon mit seinem Erstling Damaged Passion die Fachwelt aufhorchen lassen, jetzt serviert er uns den Nachschlag mit "Deliberate Offence".
Normalerweise müssten hier alle gestandenen Melodic Rocker und AOR-Puristen vor Ehrfurcht, zumindest für die Laufzeit dieser CD, stramm stehen. Erinnerungen an Fair Warning, Only Child und natürlich Paul Sabu werden wach, wobei letzterer in punkto Kompositionsqualität am Nähesten kommt.
Nach dem ersten Hördurchlauf kann man allerdings wirklich behaupten, wäre dieser Silberling Anfang der 90er Jahre erschienen, dann würde Peter Kresta in einem Namenszug mit den damaligen Giganten dieses Genres genannt werden.
Peter Kresta ließ es sich auch bei seinem zweiten Album nicht nehmen, in Personalunion zu texten, komponieren, produzieren und zusammen mit Jan Nemec zu arrangieren. Heraus kam ein genialer Spagat zwischen Vergangenheit und Neuzeit. Auf der einen Seite wurde der Zeiger zurückgedreht, und auf der anderen knüpft man nahtlos bei den Arrangements an die Neuzeit an. So muss zeitloser AOR klingen. Neunziger-US-AOR-Rockattitüde trifft Metal-Riffs mit überschäumender Kompositionsfreude. Zeitreise rückwärts? Nur bedingt. Zwar sind die wegweisenden Elemente, wie satte Hooklines und glänzende Refrains vorhanden, dennoch merkt man den Einfluss des neuen Jahrtausends. Semiballaden wie "You And Me" gleich als Opener, das ist wirklich mutig, aber was kann bei einem Smasher wie diesem schon daneben gehen - einfach ein Ohrenschmeichler erster Güte, der durch die Gehörgänge wedelt, ohne klebrige Spuren zu hinterlassen.
Danach Hard Rock vom Feinsten mit "Carry On" und "Deep In Your Heart", bei dem trotz kompromissloser Melodik nicht das notwendige Riffing vergessen wurde. Hier gibt der Party Rock-Dampfer richtig Gas, die Hymnen knallen einem förmlich entgegen. Beinahe an Foreigner wird man bei der kuschelzarten Schmuseballade "Down" erinnert, die wohl jedes Frauenherz in Sekundenschnelle zum schmelzen bringt. Und wenn man meint es gibt keine Steigerung mehr, kommt mit "Strange Eyes" einer der Überholer des Jahres. Melodien zum Schwelgen, hymnisch und eingängig, sowie stimmlich in Gourmet-Qualität und ein dezenter Hauch der früheren Europe, aber das Letztere liegt ausschließlich am Synthie.
Anspieltipps sind wie Sand am Meer vorhanden. "Where She Goes" und "Higher" blasen einem die Lauscher komplett frei, unaufhörlich pumpen hier die Bässe und die Grooves werden passend dazu, satt in Serie produziert. Man kann nicht alle aufzählen, denn die Songs bewegen sich alle auf einem derart hohen Qualitätsniveau, dass schon beinahe Angst aufkommt, nach diesem Output müsse unweigerlich ein Burnout folgen? Kresta meets Tyketto, Shortino, aber auch Rick Springfield, und zwar in den Momenten, wo furiose Kompositionskunst angesagt ist. Die Musikalität und Kreativität hinter diesem Album sind schlicht atemberaubend. Betörende Klänge bis zum definitiv letzten Ton. Schlicht und einfach, das nationale Melodic Rock-Monument des ausgehenden Jahres 2010. Peter Kresta, do it again - we like it.
10 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Peter Kresta (guitar, vocals)
Ossy 'Osmator' Pfeiffer (lead and backing vocals, keyboards)
Rainer Kuhn (guitars, backing vocals)
Yanebo (drums, bass guitar)
Hannes Folberth (keyboards, effects)
Jaroslav Barton (Kreyson, citron, solo guitar - #4)
Steve Mann (solo guitar - #13)
Tracklist
01:You And Me
02:Carry On
03:Deep In Your Heart
04:Down
05:Strange Eyes
06:Lost Without You
07:Where She Goes (Nothing)
08:Alone
09:Older
10:Higher And High
11:Promises - Endless
12:A Way Out
13:Wake Up (Next Morning)
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