Kristoffer And The Harbour Heads / Hands
Hands Spielzeit: 36:36
Medium: CD
Label: QQ5 (JSM), 2013
Stil: Indie Pop

Review vom 03.11.2013


Markus Kerren
Der mittlerweile in Göteborg lebende Schwede Kristoffer Ragnstam spricht heute - aus Gründen, die wohl nur er selbst kennt - nicht mehr gerne über seine zurückliegende Solokarriere. Diese warf immerhin zwei von den Medien ziemlich abgefeierte Alben ab, dazu arbeitete er in Japan als Filmkomponist und in Berlin als Sound Engineer. Ab dem Jahr 2010 machte er dann mit Joel Lundberg und Emil C. Rinstad, die schon einige Zeit unter dem Namen The Harbour Heads zusammenspielten, gemeinsame Sache.
Nachdem Anfang 2012 das Debüt "Little Goes A Long Way" erschienen war, ging das Trio erstmal für geschlagene anderthalb Jahre auf Tour. Und nun erschien mit "Hands" vor kurzem Album Numero zwei. Musikalisch wurde der bereits eingeschlagene Weg (durchaus intelligenter bis manchmal etwas schräger und rauer Indie Pop) konsequent fortgesetzt. Jeder Musiker übernahm verschiedene Instrumente, wobei der Löwenanteil des Gesangs wieder auf dem Konto von Ragnstam zu verbuchen ist. Einer der Unterschiede zum Debüt ist allerdings, dass dieses Mal alle Tracks gemeinsam komponiert wurden.
'Rau' ist ein gutes Stichwort, denn der Sound der Skandinavier hört sich für mich sehr englisch an. Richtig schön nach vorne geht beispielsweise "Forever And A Day", das bei etwas anderer Produktion ein gestandener Rocker gewesen wäre. Aber auch so macht der Dreier damit mächtig Alarm. Die vom Piano bestimmte Ballade "Salute The Mute" stellt da das krasse, aber dennoch in sich stimmige Gegenteil dar. Überhaupt lebt diese Scheibe von Abwechslungsreichtum und cleveren Tempowechseln.
Das Album beginnt mit Vogelgezwitscher, etwas 'schiefen' Blechbläsern und schwenkt dann in poppige Rhythmen und mehrstimmigen Gesang über. Auch das anschließende "Face To The Voice" macht es dem Hörer zunächst mit seinen molllastigen 'schweren' Pianoakkorden und der konterkarierenden Akustikgitarre zunächst nicht leicht. "Good Night" ist dagegen im Vergleich fast schon wieder sehr eingängig, während sich die Strophen und der gute Refrain in den Ohrwindungen festzusetzen versuchen.
Bei "You Owe Me Twenty Something" kann man einen (für mich) nervigen Drum-Computer kaum überhören und auch die vertrackte Rhythmik fordert geradezu zum wiederholten Anhören heraus. Den Abschluss bildet "Miss You", das im langsameren Midtempo-Bereich gehalten ist und (natürlich bewusst) etwas leiernd und schräg daher kommt. Diese Platte ist übrigens ein Konzeptalbum, das sich als Thematik die Gleichbehandlung von so genannten 'behinderten' Menschen auf die Fahnen geschrieben hat.
Insgesamt darf man wohl festhalten, dass "Hands" sicherlich nicht unbedingt jedermanns Sache sein dürfte. Speziell die Klientel, die ihre Mucke am liebsten geradeaus im Drei-Minuten-Takt liebt, wird an dieser Platte wohl ein bisschen zu knabbern haben. Wenn man sich darauf einlässt, gibt es allerdings jede Menge zu entdecken. Und genau das ist doch das Schöne an der Musik. Kristoffer And The Harbour Heads sind definitiv auf einem guten Weg, den sie jetzt erstmal wieder auf den Bühnen dieser Welt weitergehen werden.
Line-up:
Kristoffer Ragnstam (vocals, drums, guitars)
Joel Lundberg (bass, guitars, vocals)
Emil C. Rinstad (keyboards, drums, vocals)
Tracklist
01:Hand And Fingers
02:Face To The Voice
03:One, Two Minutes
04:Good Night
05:My Mother's House
06:Forever And A Day
07:Salute The Mute
08:You Owe Me Twenty Something
09:German Maracas
10:Miss You
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