Kube / Stockholm Syndrom
Stockholm Syndrom Spielzeit: 37:53
Medium: CD
Label: Buzzville Records, 2006
Stil: Stoner Rock

Review vom 09.11.2007


Ulli Heiser
Das Stockholm Syndrom dürfte als Begriff dem psychologisch Interessierten oder jedem Nachrichten-Verfolger bekannt sein. Als Albumname gewählt, assoziiere ich damit, dass mich die Band gefangen nehmen will und ich am Ende ein Fan geworden bin. Schaun mer mal.
Die drei Musiker ohne Nachnamen, Vince (guitar, vocals) Deck (bass) und JF (drums) präsentieren sich als klassisches Dreier-Line-up. Zumindest heute, denn seit der Gründung 1997 in Brüssel war die Besetzungsliste schon mal größer. Als harter Kern blieben die drei Genannten übrig und ihre erste Veröffentlichung bei Buzzville Records bewegt sich textlich völlig im normalen Bereich, als es da um solche Geschichten geht, wie »a paedophiliac priest, a toxic whore, a pervert truckdriver and a corrupted president«.
Beeinflusst ist die Musik von Kube unter anderem von Kyuss, Black Sabbath, The Melvins, Motorpsycho und Queen Of The Stone Age. Aha, woher der Wind dann wohl wehen wird, ist abzusehen. Auftritte mit Hulk und Ufomammut sind weitere Indizien, dass es stoned und doomt und gehörig in der Kiste rappelt. Schließlich soll die Musik mir »die Eier wegblasen«. Na dann ... .
Gitarre, Bass und Drums preschen auch gleich los und die verzerrte Stimme tut ein Übriges, um der Eröffnungsnummer einen Touch Siebziger zu verschaffen. Sabbath'sche Gitarrenlicks pumpen mal links und mal rechts aus den Speakern. Die Gitarrenläufe sind meist begleitet vom Viersaiter, der sich wenig drum schert, dass doch in der Regel sein Pendant mit den zwei zusätzlichen Saiten für's Gallopieren zuständig ist.
Soundmäßig klingt die Gitarre retro und auch was den Gesang angeht, schlägt hier die Liebe zum Bewährten durch. "Shadows Of The Stars" ist 'ne Mischung aus Quicksilver Messenger Service-Wehmut und sechziger-Jahre Beat. "Army On My Site" dagegen packt die psychedelische Stoner-Keule geschickt in einen spannenden und treibenden Doom-Groove.
Abwechslungsreich, aber immer mit der notwendigen Prise Dreck, stoned und doomt es durch das kurzweilige Album. Seien es forsche Tracks wie "New Life", "Motivation" oder "Running Free", was mich vom Drive her etwas an ein vertracktes "Easy Livin'" von Heep erinnert, oder eher träge und progressiv aufgebaute Monster wie "Orgy". Die Mischung macht's.
"Kube" würzen ihre Nummern mit wohldosierten Prisen Stoner und Doom, geizen nicht mit Melodiösität, lassen eine Wolke 'old time-Feeling' über allem wabern und setzen Soli dienlich und nicht selbstverliebt ein.
Im Großen und ganzen ist der Albumtitel also nicht schlecht gewählt. Eine Spur mehr Doom wäre für mich wünschenswert - das Zusammenspiel von Gitarre und Bass lässt mehr als einmal den Wunsch aufkommen, sie mögen doch mal so richtig durch die tiefen und dunklen Lagen jagen.
Line-up:
Vince (guitar, vocals)
Deck (bass)
JF (drums)
Tracklist
01:Someone To Blame
02:In Bed
03:Shadows & Stars
04:Army On My Side
05:New Life
06:Orgy
07:Motivation
08:Dreamin' Of You
09:Running Free
10:Are You Blind?
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