Nachruf / Zum Tod von Lemmy Kilmister
R.I.P. Killed By Death


»Don't you listen to a single word
Against Rock'n'Roll
The new religion, the electric church
The only way to go
I don't give a good goddam
My life's been alright
I'm going crazy, out of my mind
Every single night«


[aus dem Song "Built For Speed"]


Nachruf vom 31.12.2015


Markus Kerren
Lemmy Kilmister (*24.12.1945 - †28.12.2015)

Geradezu wie eine Atombombe schlug am frühen Dienstag-Morgen die Nachricht in der RockTimes-Redaktion ein, dass Ian Fraser Kilmister - auch Lemmy genannt - überraschend am Montag, den 28. Dezember verstorben ist. Gesundheitlich ging es ihm bereits in den vergangenen paar Jahren schon nicht mehr wirklich gut, wovon abgebrochene und abgesagte Konzerte sowie Tourneen - Dinge, die es in den 35 Jahren davor nur in absoluten Ausnahmefällen zu beklagen gab, ein ganz lautes Lied sangen. Am 24. Dezember hatte er noch seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert, laut allgemeiner Nachrichtenlage erfuhr er zwei Tage später von seiner Krebserkrankung, die ihn nur weitere zwei Tage später in die Ewigen Jagdgründe schickte.
»I am a drifter on a hungry empty sea
There is no one on earth to rescue me
The winter storms they freeze me
Summer burned alive
I can't remember when another soul passed by«
[aus dem Song "Lost In The Ozone"]
Hier die Lebensgeschichte des Engländers nachzuerzählen, der nach seiner Zeit bei den Bands The Rocking Vicars, Sam Gopal und Hawkwind zu dem Entschluss kam sein eigenes Projekt (Motörhead) zu gründen, will ich mir an dieser Stelle eher sparen. Gesagt werden muss aber, dass Lemmy für mich - und ich bin mir sicher, mit diesem Gefühl nicht alleine dazustehen - immer schon mehr war, als 'nur' der Bassist und Sänger einer Heavy Rock-Band. Mr. Kilmister stand und steht für Rock'n'Roll, inklusive des kompromisslosen Lebensstils. Er war bis fast zuletzt die Verkörperung des sich ewig auf Tour oder im Plattenstudio befindlichen Musikers, der sich ansonsten am liebsten um die Ladies und die Einfuhr seiner so ganz eigenen Medizin kümmerte.
Der Brite lebte für die Musik, die Zeit auf der Bühne, im Tourbus und (mit Abstrichen) im Aufnahmestudio. Ganz sicher hatte er in den letzten Jahren sehr viel darunter zu leiden, dass es körperlich einfach nicht mehr so ging, wie es sollte/er wollte. Aufgrund einer Herzoperation musste er schließlich auch noch einige jahrzehntelange Gewohnheiten aufgeben. Zu diesem Thema zeigte er sich übrigens bereits zu Lebenszeiten als Prophet, indem er allen Freunden immer dazu riet, ihre Gewohnheiten eben nicht aufzugeben, weil einem das einfach nicht bekommt. Nun musste er dies selbst tun und wir wissen heute, wie es ausging.
»Don't talk to me, I don't believe a word
Don't try to make me feel alright
All the love in all the world
Is not enough to save my soul tonight
Don't be my friend I'm not a fool
Don't talk of things that we cannot see
When all the ones that sing the blues
Sometimes I think of how it used to be«
[aus dem Song "I Don't Believe A Word"]
Anekdoten aus dem Leben des Lemmy Kilmister gäbe es massenhaft zu erzählen, nur ist der Kloß, der mir seit heute Morgen im Hals sitzt, immer noch viel zu groß, um ein angestrengtes Lächeln auf die Lippen zu bekommen. Dennoch soll eine Geschichte nicht unerwähnt bleiben, die sich um seinen berüchtigten Lebensstil drehte: Als ihn ein Reporter einmal sensationsgeil darauf ansprach, ob es tatsächlich wahr sei, dass er seine Corn Flakes morgens denn mit Whiskey statt mit Milch zu sich nehme, meinte Lem nur trocken: »Mit Whiskey?? Das ist das Bekloppteste, was ich jemals gehört habe. Da gehört natürlich Wodka dazu!!!«
Lemmy war fasziniert von der Geschichte im Allgemeinen und dem III. Reich im Speziellen, ohne jedoch auch nur ansatzweise einen Funken Sympathie für diese Ideologie zu empfinden. Dennoch wurde seine diesbezügliche Sammelleidenschaft und (vereinzelt) öffentliches Auftreten immer wieder missverstanden und ihm zum Vorwurf gemacht. Begeistert davon war ich zwar persönlich auch nie, durfte aber mit Genugtuung erfahren, dass er einmal einen Musiker einer Vorband (war das nicht David Vincent, oder wie hieß der nochmal?) aus seiner Garderobe prügelte, als der ihn tatsächlich mit solchem Gedankengut zutextete und es verdammt ernst damit meinte - zu seinem Unglück auch damit, dass er dachte, er hätte mit Lemmy einen Gesinnungsgenossen gefunden. No, Sir, Mr. Kilmister liebte und lebte für den Rock'n'Roll, die Ladies und so viel Spaß, wie er eben vertragen konnte.
»I never been the one to have a steady girl
I love the way I live, runnin' round the world
I like to fool around, I love to tear 'em down
And if I leave, you'll love to miss me when I'm gone

I'm in love with rock 'n' roll, it satisfies my soul
If that's how it has to be, I won't get mad
I got rock'n'roll to save me from the cold
And if that's all there is, it ain't so bad«
[aus dem Song "Rock'n'Roll"]
Lemmy war ein Original, ein Individual-Anarchist sowie eine der letzten noch lebenden Legenden im Business und wird eine riesengroße Lücke hinterlassen. Es wird eine Weile dauern, bis wir alle über diesen Verlust hinwegkommen werden, aber der Gute ist jetzt da oben immerhin wieder mit seinem Kumpel und Langzeitdrummer Phil 'Animal' Taylor vereint, mit dem er wahrscheinlich bereits die nächste Tour über die Bühnen des Himmelreichs plant. Denn worauf warten, wenn man schließlich ein echter Speedfreak ist?
»Sunrise, wrong side of another day
Sky high and six thousand miles away
Don't know how long I've been awake
Wound up in an amazing state
Can't get enough
And you know it's righteous stuff
Goes up like prices at Christmas
Motörhead, you can call me Motörhead, alright«
[aus dem Song "Motörhead"]
Rest in peace, Lemmy, wir werden dich nicht vergessen!
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