Lenny Kravitz / 20.07.2009, Polodrom, Jüchen
kravitz1 Lenny Kravitz
Polodrom, Jüchen
am 20. Juli 2009
Konzertbericht
Stil: Rock
Fotos: ©Katrin Tielmann


Konzertbericht vom 25.07.2009


Udo Gröbbels
Tourabschluss auf'm Dorf
Lenny Kravitz ist ohne Zweifel eine coole Sau. Er kommt bestens bei den Frauen an, spielt diverse Lenny Kravitz Instrumente und ist seit 20 Jahren erfolgreich im Musikbusiness dabei. Was hat man da noch für Herausforderungen? Nun, man macht Sachen, die sonst keiner macht, um sich mal wieder von der Masse abzusetzen. Anstatt den Tourabschluss seiner Europatournee in Paris, London oder Rom zu feiern, dachte sich der coole Lenny wohl, dass man das doch auch im Rhein-Erft-Kreis machen könnte.
So kam es dann zum sensationellen Abschlusskonzert im knapp 20.000 Seelen großen Jüchen. Der Motorradausstatter Polo hat dort vor ein paar Monaten das neue 'Polodrom' eröffnet - ein bis zu 13.000 Leute fassendes Open Air-Gelände mit der größten festinstallierten Open Air-Bühne Europas. Absolut standesgemäß also auch für einen echten Weltstar, der Lenny Kravitz ja ohne Zweifel ist.
Das Warten beginnt
So machten wir uns dann auch an diesem mit reichlich Restsonne ausklingenden Montagabend die knapp 30 km auf nach Lenny KravitzJüchen. Auf den ersten Blick erwies sich die Parkplatzwahl als extrem ungünstig, aber nach dem Konzert machte das plötzlich Sinn, denn die Polizei hatte zwei Straßen abgesperrt und lenkte den Verkehr so über eine Bundesstraße direkt zur Autobahn. Clever gemacht und außerdem war das Parken umsonst, was heute ja auch alles andere als normal ist. Im bereits bestens gefüllten Polodrom begann dann um kurz vor 20:00 Uhr Anna F.
Anna und Band kommen aus Wien und waren nicht extra auf den Konzertplakaten erwähnt worden. Daher hatten sie absolut nichts zu verlieren, aber gewonnen haben sie an diesem Abend ehrlich gesagt auch nicht viel. Ihre Mischung aus Alanis Morissette und Heather Nova war einfach zu gefällig und obwohl der Sound für eine Vorband schon ganz gut war, wollte der Funke nicht überspringen. Dann begann eine 45-minütige Wartezeit, bis der Meister aus Brooklyn endlich auf die Bühne kommen sollte.
Jetzt aber!
Um 21:15 Uhr war es dann endlich soweit. Nach einem Intro, was wie ein klickendes Metronom klang, betraten die Lenny Kravitz Musiker seiner achtköpfigen Begleitband entspannt die Bühne und mit dem uralten "Freedom Train" kam dann auch Lenny und groovte sich locker ein. Es dauerte dann doch bis zum dritten Lied, "It Ain't Over Till It's Over", bis das Publikum angebissen hatte. Dann aber ging es los und beim vierten Song, "Where Are We Runnin'", war das Ding geritzt.
Lenny, dem man oft eine gewisse Unnahbarkeit und Arroganz auf der Bühne vorwirft, wirkte extrem entspannt und hatte sichtlich Spaß am Konzert. Bei einer solch tollen Backgroundband kann man aber wirklich auch selbstLenny Kravitz noch als Lenny Kravitz in Schwärmen kommen, denn was seine Mitmusiker auf der Bühne boten, war schon allererste Klasse. Die Bläsersektion, inklusive drei Saxofonen und einem Trompeter, setzte immer wieder gelungene Akzente und bei einem Instrumentalstück, das an James Brown erinnerte, legten die Jungs richtig los. Höhepunkt war aber sicher Lennys langjähriger Weggefährte und Gitarrist Craig Ross. Der Gewinner jedes Struwwelpeter-Look-Alike-Wettbewerbs spielt von coolen Funk-Licks über fette Rock-Riffs bis zu sehr gefühlvollen Soli alles in einer einzigartigen Art und Weise. Aber auch Chef Lenny bot neben kleineren und nicht minder coolen Gitarrensoli auch mal eine Einlage an der Orgel oder am Flügel. Alles in allem waren hier wirklich Profis am Start und der hervorragend abgemischte Sound tat sein übriges.
Liebe und viele Hits
Lenny Kravitz Zum 20-jährigen Jubiläum seiner Debütscheibe Let Love Rule hat Lenny seine aktuelle Tour "Let Love Rule 20(09)" genannt. Von eben jener Scheibe gab es dann auch immerhin neben dem Titeltrack und dem bereits erwähnten Opener noch "Flower Child". Leider verzichtete er auf das damals ebenfalls erfolgreiche "Mr. Cab Driver". Ansonsten hatte Lenny aber alle großen Hits im Programm. "I Belong To You", "Believe" oder auch " I'll Be Waiting" wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Die Balladen kamen natürlich vor allem beim weiblichem Publikum bestens an, dessen Anteil für Rockkonzert-Verhältnisse extrem hoch war (geschätzt 60 % Frauen). Davon können z.B. Saxon nur träumen, aber das nur am Rande. Im Rahmen von "Dancin' Till Dawn" gab es auch die in diesen Tagen fast schon obligatorische Reminiszenz an Michael Jackson, dessen "Billie Jean" in diese Disco-Funknummer eingestreut wurde.
I wanna rock!!!
Lenny KravitzZum Ende des regulären Sets kam ein fulminanter Dreierpack, der aus "Always On The Run", "American Woman" und dem frenetisch mitgesungenen "Fly Away" bestand. Völlig genial! Dann die obligatorische Pause vor der Zugabe, die mit "Let Love Rule" extrem stimmungsvoll begann. 40 Jahre nach Woodstock wehte zumindest an diesem Abend der Geist von 'Love and Peace' über die Rhein-Erft-Gemeinde. Ganz zum Schluss durfte dann nochmals die Gitarre aufgedreht werden und das bisher eh schon tolle Konzert fand in "Are You Gonna Go My Way?" einen absolut würdigen Abschluss.
Obwohl eigentlich nur bis 23:00 Uhr vorgesehen, machte Lenny die zwei Stunden voll und beendete dann um 23:15 Uhr ein wahrhaft grandioses Konzert.
Lenny Kravitz Wie der geneigte Leser sicher schon gemerkte hat, gehen mir spätestens hier langsam die lobhudelnden Adjektive aus. Obwohl ich schon viele Open Air-Konzerte erlebt habe, kann ich ganz klar behaupten, das diese zwei Stunden in Jüchen mit zum Besten gehörten, was meine Ohren bisher zu hören bekommen haben. Super Songauswahl, ein blendend aufgelegter Lenny Kravitz, eine tolle Akustik und eine brillante Band machten diesen Abend im Sommer 2009 zu einem ganz besonderen Ereignis.
Horst und Lenny?
Zum Schluss sagte Lenny dann noch, das er zwar bisher noch nie hier war (sehr überraschend), aber sicher nochmals zurückkommen werde. Das wäre zu hoffen und vielleicht erscheint dann auch Grevensbroichs Ehrenbürger Horst Schlämmer zum Konzert, der nur knapp 10 Kilometer von Jüchen entfernt wohnt. Man sieht sich Lenny, weisse Bescheid!

Danke an Friedhelm Kortmann von Polo für die Akkreditierung
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