Lenny Kravitz / Let Love Rule
20th Anniverary Deluxe Edition
Let Love Rule Spielzeit: 79:13 (CD 1), 79:55 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Virgin Records, 2009 (1989)
Stil: Rock


Review vom 18.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
"Let Love Rule" war sein erster Longplayer und, schwups, schon hat die Platte zwanzig Jahre auf dem Buckel.
Bei der Erstveröffentlichung war Lenny Kravitz gerade mal fünfundzwanzig Jahre jung und sein angestrebtes Image als Prince-Anleihe unter dem Namen Romeo Blue hatte er abgelegt.
Vielleicht auch, weil er in den späten Achtzigerjahren Lisa Bonet nicht nur kennenlernte, sondern auch heiratete. Leider hielt die Ehe nur bis in die frühen Neunziger, aber immerhin gehören ihr, zusammen mit Kravitz natürlich, die Credits von "Fear" sowie "Rosemary".
Bedingt durch den Erfolg des Titelsongs als auch viel Radioeinsatz erspielte sich der junge Musiker recht bald einen Namen und mit seinen weiteren Veröffentlichungen "Mama Said" (1991) sowie "Are You Gonna Go My Way" (1993) zeigte Kravitz allen, dass seine Musik-Mixtur keine Eintagsfliege sein sollte.
Mathieu Bitton, ein sehr enger Freund von Lenny, der als Produzent der Jubiläumsausgabe fungiert, schreibt in seinen Linernotes, dass der Protagonist ihm allemal so viel Material zur Verfügung stellte, dass locker ein Box-Set mit vier CDs hätte heraus kommen können.
Nichtsdestotrotz ist die vorliegende 'Deluxe Edition' jeden Cent wert, nicht nur wegen der bisher unveröffentlichten Live-Aufnahmen und einem sehr informativen 22-seitigen Booklet mit aktuellen Texten sowie vielen Bildern.
Die zwölf Originaltracks klingen auch heute noch so frisch, wie vor zwanzig Jahren und nicht wenige Songs sind zu echten Meilensteinen in Kravitz' Karriere geworden. Vielleicht nicht nur in seiner, denn es gibt so manche Musiker, die sich den in New York geborenen Künstler zum Vorbild nahmen.
Persönlich hat er sich seinerzeit intensiv mit der Musik von Curtis Mayfield, Bob Marley, den Beatles, Led Zeppelin als auch Jimi Hendrix auseinander gesetzt. Nicht umsonst covert er zum Beispiel "If 6 Were 9" oder John Lennons "Cold Turkey".
Kravitz ist ein Multitalent an den Instrumenten.
Für "Let Love Rule" spielte er Gitarre, Bass, Schlagzeug, Percussion und Orgel. Das Album wurde allerdings zu keinem reinen Alleingang des Mannes, der zeitweise auch in Los Angeles wohnte. Besonders hervorzuheben sind Henry Hirsch an diversen Tasteninstrumenten und der Saxofonist Karl Denson, den er auch in seinem Live-Line-up hatte.
Man könnte auch behaupten, dass aus seiner Romeo Blue-Zeit in vielen Tracks schließlich ein Prince-Groove geblieben ist und diese Tatsache ist weder verwerflich noch negativ zu beurteilen.
Ob ein tatsächlich im Alleingang aufgenommenes "Sittin' On Top Of The World" mit akustischer Gitarre und toller Funk-Orgel oder die vielen Nummern, in denen er die Hilfe von nicht wenigen Streichern in Anspruch nahm… alles hörenswert und sehr gut.
Ein "Let Love Rule" hängt einem heute noch in den Gehörgängen und Denson ist ein vorzüglicher Mann am Saxofon, der die Stücke genauso prägt, wie die Phalanx der Violinisten, Cellisten oder Bratschisten.
Auch das Funk-psychedelische "Freedom Train", nur mit Denson als Ergänzung, ist ein Vorzeigetrack in Sachen verzerrter Wah Wah-Gitarre. Schon heftig, mit den avantgardistischen Sax-Eskapaden.
Oder die herzzerreißende Soul-Ballade "My Precious Love": Herrliches Piano von Henry Hirsch und ansatzweise kann man bereits erkennen, dass Kravitz, am seidenen Faden hängend, durchaus so intensiv singen kann, als ginge es um sein eigenes Leben.
Ein wenig Blues-Flair lässt der Mann auch aufkommen, wenn in "Rosemary" Jeff Jaffe die Harp spielt.
Aus damaliger Sicht war die Platte Retro-Rock und heute erst recht.
Immer wieder lässt er eine psychedelische Sicht seiner Musik durchschimmern, mal mehr, mal weniger und, Ausnahmen bestätigen die Regel, in "Empty Hands", das mit einem Harmonium-Outro endet, gar nicht.
Das Bonus-Material macht wieder einmal das Salz in der Suppe aus.
Kravitz bietet uns eine frühe Demo-Version (1987) von "Fear" an und dann auch noch zwei Home-Demos der Stücke "Mr. Cab Driver" sowie "Let Love Rule". Damit entlässt er sehr persönliche Dokumente an die Öffentlichkeit. Da ist "Fear" eher ein Acoustic Blues-Stück und das mit ein wenig Sound-Staub behaftete "Let Love Rule" steckt noch in den Kinderschuhen.
Seine Ausgabe von "Cold Turkey" ist ein Hammer, weil nach hinten heraus im freien Fall befindlich.
Leinen los... Lenny Kravitz live... zügellos, rau, energetisch, nur mit Gewalt, sowohl gesanglich wie auch instrumental, auf dem Boden der musikalischen Tatsachen zu halten.
Eine famose Band begleitet ihn durch ein par force-Programm vor einem ausflippenden Publikum. Der Saxofonist Karl Denson lässt sich auch nicht zweimal bitten. Welch eine Kombination.
Auch ohne die "Let Love Rule"-Studio-Streicher sind die Stücke ein Genuss.
Ein Live-Ereignis! Ein Happening in grellen Farben! Ein Saxofonist, der Kravitz' Bühnenpräsenz ebenbürtig ist.
Insgesamt ein auditives Erlebnis der mehr als lohnenswerten Art.
Line-up:
Lenny Kravitz (lead vocals, backing vocals, guitar, bass, drums, organ, percussion)
Adam Widoff (2nd guitar - #6)
Henry Hirsch (organ, Fender Rhodes, bass, piano, harmonium)
Karl Denson (saxophone)
Nancy Ives (cello - #5,12)
Kermit Moore (cello - #6,10)
Mark Shuman (cello - #6,10)
Gene Orloff (violin - #6)
Matthew Raimondi (violin - #6,10)
Winterlon Yarvey (violin - #6)
Lou Elex (violin - #6)
Max Ellen (violin - #6)
John Tintaualle (violin - #6)
Eric Delente (violin - #12)
Al Brown (viola - #10)
Lee Jaffe (harmonica - #12)
Tisha Campbell (backing vocals)
Jean McClain (backing vocals)
Yolanda Pittman (backing vocals)
Alfred Brown (vocals - #6)
Maxine Roach (vocals - #6)

Line-up CD 2:
Lenny Kravitz (vocals, guitar)
Adam Widoff (guitar)
Kenneth Crouch (keyboards)
Karl Denson (saxophone)
Lebron Scott (bass)
Zoro (drums)
Tracklist
CD 1:
01:Sittin' On Top Of The World (3:16)
02:Let Love Rule (5:43)
03:Freedom Train (2:51)
04:My Precious Love (5:16)
05:I Build This Garden For Us (6:18)
06:Fear (5:21)
07:Does Anybody Out There Even Care (3:43)
08:Mr. Cab Driver (3:51)
09:Rosemary (5:29)
10:Be (3:19)
11:Blues For Sister Someone (3:00)
12:Empty Hands (4:43)
13:Flower Child (2:56)

Bonus Tracks:
14:Let Love Rule [Basic Rough Mix, previously unreleased] (5:44)
15:Cold Turckey [B-Side Only Release] (5:24)
16:Light Skin Girl From London [B-Side Only Release]
17:Fear [1987 Demo, previously unreleased] (3:44)
18:Mr. Cab Driver [Home Demo, previously unreleased] (3:01)
19:Let Love Rule [Home Demo, previously unreleased] (2:49)
CD 2:
The Paradise, Boston, 28.03.1990
01:Flower Child (5:02)
02:Blues For Sister Someone (5:28)
03:Mr. Cab Driver (4:27)
04:Freedom Train (5:26)
05:Be (5:11)
06:My Precious Love (7:16)
07:Does Anybody Out There Even Care (4:21)
08:Let Love Rule (11:08)
09:Rosemary (6:49)
10:Fear (13:50)

The Paradiso, Amsterdam, 20.12.1989
11:My Flash On You [Promo Only Release] (3:37)
12:If 6 Were 9 [Promo Only Release] (7:22)
Externe Links: