Matze Kugler / Seelensprache
Seelensprache Spielzeit: 36:49
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Rock

Review vom 08.11.2008


Norbert Neugebauer
So eine Überraschung. Eine der seltenen Rock-CDs aus meiner Heimat Oberfranken! Begegnet ist mir allerdings der Künstler Matthias 'Matze' Kugler aus Bindlach noch nicht wissentlich. Ein junger Profimusiker mit Masterclass-Diplom-Abschluss, der sich sein Geld herkömmlich als Gitarrenlehrer und Klampfer in verschiedenen Cover-Bands verdient.
Seine offensichtlich erste komplette CD ist rein instrumental, ein Album, mit dem er seine breiten stilistischen Vorlieben und Fähigkeiten vorstellt. Allerdings nicht zum reinen Selbstzweck, "Seelensprache" ist mehr als bloße Demonstration, Kugler hat auch auf der formalen Seite einiges auf Lager. Alle Stücke stammen von ihm selbst, ebenso die Arrangements. Neben diversen Gitarren hat er auch die Keyboards eingespielt, unterstützt wurde er von Nico Bock am Bass und 'Mr. Semiconductor' an den Drums.
Auf seiner MySpace-Seite ist einiges über seine Vorlieben und -bilder zu lesen. Von den alten Blues Rockern ist allerdings weniger in seiner Spielweise zu entdecken, entsprechend seinem Alter sind das eher die modernen Technik-Asse. Womit nicht gesagt sein soll, dass sich Matze Kugler hier als Highspeed-Griffbrett-Akrobat oder Avantgard-Frickler gibt. Wie der Albumtitel schon sagt, will er seine Stimmungslagen ausdrücken. Der Grundtenor ist dann doch eher ein verspielt-melodischer, die Kompositionen pendeln zwischen kraftvoll und introvertiert.
Mit viel Saft und Donnergrollen beginnt das Album, um dann mit dem "Summer Song" ins Akustisch-Verspielte überzuwechseln. "You And Me" mit leicht orientalischem Touch gibt sich anfänglich zurückhaltend, rockt dann jedoch auch unter Einsatz diverser Effekte kraftvoll davon. Dass er auch seine Jazzlektionen gelernt hat, stellt er mit "Delaynator" klar, ein weiterer Titel aus der ruhigeren Ecke. Mit "Robots 2030" folgt ein Ausflug in die metallischen Prog-Regionen. Sein 'Einohrhase' ist eine verspielte Soundcollage, der er mit "Cry Of The Blackbirds" einen shuffeligen Ohrwurm folgen lässt, bei dem sich die Gitarrenspuren zum Finale auftürmen. Was an "The Top-Secret-Hidden-Track" so geheimnisvoll sein soll, erschließt sich mir zwar nicht, ist aber jedenfalls ein astreiner, leicht bluesiger Boogie.
Ich denke, Matze Kugler wollte mit seinem Longplayer-Debüt (das allerdings angesichts der knappen Spielzeit schon noch ein paar Kostproben vertragen hätte) erstmal eine kräftige Duftmarke in die Gitarrero-Landschaft setzen und mit seiner Vielseitigkeit überzeugen. Das ist ihm gelungen. Ein eigener Stil ist jedoch so schwer auszumachen. Es wird sich zeigen, wohin seine musikalische Reise geht und mit welcher Ausdruckskraft seine musikalische Seele dann spricht. Die spielerischen Fähigkeiten hat er zur Genüge, für eine kräftige, markante Solostimme fehlt derzeit aber noch die klare individuelle Richtung. Trotz dieses ordentlichen Befähigungsnachweises wird er beim nächsten Album mit einem erfahrenen Produzenten sein eigenes Profil eher herausformen können. Gitarrenfreaks, die Spaß an der Abwechslung haben, sollten Matze Kuglers Auftaktwerk mal mit in die nächste Hörsession nehmen.
Tracklist
01:Don't Pay The Ferryman
02:Sign Of The Moon
03:Summer Song
04:You And Me
05:Delaynator
06:Robots 2030
07:Sad Song
08:Mono-Ear-Rabbit
09:Cry Of The Blackbirds
10:The Top-Secret-Hidden-Track
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