Ted Russell Kamp / Night Owl
Night Owl Spielzeit: 54:26
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Americana

Review vom 04.02.2013


Wolfgang Giese
Ted Russell Kamp ist bei RockTimes mittlerweile Hausgast mit diversen Beiträgen. Die neue CD "Night Owl" ist nun da, mit einer Verpackung, die umweltbewusst ganz ohne Plastik auskommt. Genauso natürlich wie das Material ist auch die Musik.
Alle Songs hat Ted wieder einmal unterwegs - 'on the road' - geschrieben. Auch die Aufnahmen fanden an verschiedenen Orten der USA wie auch im finnischen Helsinki statt. Dennoch ist die Musik eine Einheit, eine unwiderstehliche noch dazu - Musik wie 'ein alter Freund', den man gut kennt, mit dem man sich über alles unterhalten kann und der die gleiche Sprache spricht. Dabei ist Ted - ich habe ihn ja zwischenzeitlich persönlich kennengelernt - ein recht 'tougher' Typ und sein irgendwie spitzbübisches Lächeln auf der Innenhülle des Booklets kommt nicht von ungefähr. Ja, diese Tatkraft, dieser teils trockene Humor, diese Philosophie gepaart mit viel Sensibilität, ist es, die ihn ausmachen. Dies spiegelt sich - wie ich es empfinde - in der Musik wie auch in den Texten wider.
Zusammengefasst, erfahren wir erneut eine Fusion von Rock, Elementen aus dem Singer/Songwriter-Bereich, aus Country und typischem Westcoast, dazu noch Spuren von Blues und Soul. An die anlässlich meiner Rezension zu Get Back To The Land angeführte, mich nicht gänzlich überzeugende Stimme habe ich mich mittlerweile gewöhnt und im Nachhinein festgestellt, dass das mehr für die druckvolleren Titel galt. Bei allen ruhigeren und gefühlvollen Songs passt dieser gewisse raue Ausdruck dann doch. Ja, ich denke, man kann mittlerweile schon von einem Markenzeichen sprechen, mit Sicherheit hat wohl auch eine Entwicklung stattgefunden. Jedenfalls passen nun alle Elemente in dieser sehr entspannten Atmosphäre der Musik hervorragend zusammen.
Trotz einer gewissen Einheitlichkeit der Atmosphäre schälen sich ganz verschiedene Stimmungen heraus. Ist es bei "Smile Alone" die Beschreibung einer 'Beziehungskiste' (»I'd rather cry with you than smile alone«), untermalt von einer feinen Hammondorgel und des Wurlitzers, die an vergangene Zeiten und ganz besonders an The Band erinnert, so shuffelt es locker mit einem Hauch von Eric Clapton oder vielleicht auch George Harrison, gerade beim Gitarrensolo von "Right Down To The Wire". Bei "Another Love Song" (»I don't need another love song, I just need you right now!«) kommen dann schon die elektrischen Gitarren etwas härter zum Einsatz. Den Song hatte ich schon vorab live gehört und er ist für mich inzwischen ein rechter Ohrwurm. Dieser Song wird die Platte dann später auch beschließen, im 'Tulsa Style' - soll heißen, ein Stil, wie er im Umfeld solcher Musiker wie Leon Russell, J.J. Cale und weiteren, entstand. Mir gefällt der Originalsong besser, er hat für mich mehr Ausdruck, das Thema betreffend.
Dann wiederum treffe ich auf entspannte Westcoast-Atmosphäre bei "Fireflies", mit einem gehörigem Schuss Romantik, um mit der nur auf dem E-Bass gespielten Eingangssequenz zu "A Whole Lot of You and Me" noch stärker Reduziertes zu hören. Ein Song, den Ted die ganze Spielzeit über mit dem Bass live eingespielt hat. Hier allerdings setzt die Band, inklusive einer herrlich 'wimmernden' Pedal Steel, nach knapp eineinhalb Minuten ein. Vaudeville-Atmosphäre mit Klarinetteneinsatz folgt auf "The Last Drop" und steht im Kontrast zu einem Gefühl von endloser Weite, von Wüste, von Einsamkeit bei dem grandiosen Song "Santa Ana Winds" - übrigens mein Lieblingstitel von "Night Owl". Hier spüre ich den Geist von Gram Parsons durch den Song schweben.
Country mit "At The End Of The Day", knapp auf Platz zwei meiner Rangliste der CD platziert, wechselt sich ab mit bluesbetonten Klängen auf "My Song For You" - hier sind nur Ted und die akustische Gitarre zu hören. Das etwas schleppende "I Been Watching You", bei dem ich das Schlagzeug gern etwas hintergründiger gehört hätte ist ganz anders als das wiederum nur vom Protagonisten allein auf Gitarre, Mandoline, Bass und Gesang vorgetragene einfach strukturierte, aber intensiv im Ausdruck gespielte "My Heart Has a Mind Of It's Own". Ferner noch einmal sattes Eagles-Feeling, mit einem Schuss 'Country'-Byrds mit meinen dritten Topfavoriten "Where Out West". Es folgt noch einmal ein Solo von Ted an Gesang, Bass, Gitarren, Melodika und Bongos auf dem leicht ungewöhnlich anmutenden "When The Radio Goes Dead", der 'Exot' der Platte und irgendwie wie ein Warnruf erscheinend - eine düstere Zukunftsvision mit einem Denkanstoß verbunden.
Dennoch: Auf "Night Owl" ist für mich alles atmosphärisch, trotz der letztlich nun festgestellten Unterschiede, aus einem Guss - die aus meiner Sicht bisher reifste Leistung des Musikers. Nachträglich fällt mir noch, den generellen Ausdruck betreffend, eine gewisse Nähe zur Musik von Spooner Oldham auf.
Line-up:
Ted Russell Kamp (vocals - all tracks, bass - #1-5,8,10-12,14, Hammond - #1,2,4,5,10, guitar - #1, Wurlitzer - #5,7,12, acoustic bass - #6,7, banjo - #6, acoustic guitar - #7-9, 11-13, trumpet - #7, mandolin - #11, baritone guitar - #12, melodica - #13, bongos - #13, Dobro - #14, tambourine - #14)

Jerry Roe (drums - #1,2)
Michael Webb (Wurlitzer - #1,2)
Brian Whelan (harmony vocal - #1,4,5,8,10, piano - #6, accordion - #7)
Don Ian (guitar - #2)
Wayne Killius (drums - #3)
Troy Lancaster (guitar - #3)
Steve Sheehan (acoustic guitar - #3)
Scotty Sanders (pedal steel - #3
Mike Rojas (piano - #3, Hammond - #3
Russell Terrell (harmony vocal - #3)
Scott Lorenzini (drums - #4)
Dan Wistrom (guitar - #4)
Kristian Ducharme (piano - #4)
Bethany Dick Olds (harmony vocals - #4, violin - #8)
Dave Dunseath (drums - #5,10)
Jason Cope (pedal steel - #5, guitar - #10)
Bart Ryan (guitar - #5,7,10)
Jim Doyle (drums - #6,7,12)
Tommi Viksten (guitar - #6)
John Schreffler (acoustic guitar - #6, pedal steel - #7,12, harmony vocal - #7)
Jim Jedekin (clarinet - #6)
Aubrey Richmond (violin - #12, harmony vocal - #12)
Chuck Blackwell (drums - #14)
Danny Timms (piano - #14)
Matt Mason (guitar - #14)
Tracklist
01:Smile Alone [TRK/Will Hoge] (4:00)
02:Right Down To The Wire [TRK/Logan Mize] (4:03)
03:Another Love Song [TRK/Dylan Altman] (3:14)
04:Fireflies [TRK/Bobby Joyner] (3:48)
05:A Whole Lot Of You And Me [TRK/Dylan Altman] (4:07)
06:The Last Drop [TRK/Charlie Starr] (3:30)
07:Santa Ana Winds [TRK/Katy Moffatt] (5:59)
08:At The End Of The Day [TRK/Jim McCormick] (2:53)
09:My Songs For You [TRK/Eric Paslay] (3:48)
10:I Been Watching You [TRK/Cliff Beach] (4:29)
11:My Heart Has A Mind Of It's Own [TRK/Eric Paslay] (3:11)
12:Where Out West [TRK/Dave Gleason] (3:45)

Bonus Tracks:
13:When The Radio Goes Dead [Ted Russell Kamp] (4:06)
14:Another Love Song (Tulsa Style) [TRK/Dylan Altman] (3:41)
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