Till Kersting / Waiting For Tomorrow
Waiting For Tomorrow Spielzeit: 46:11
Medium: CD
Label: Rough Trade, 2009
Stil: Pop & More

Review vom 05.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Warten wir doch nicht auf morgen!
Till Kersting setzt zum großen Sprung an? So sieht es zumindest auf dem Coverfoto aus und er blickt nach hinten. Ein gutes Gegenspiel zum Albumtitel.
Live spielt Kersting jetzt im Trio und was die neue CD "Waiting For Tomorow" angeht, wählt der Kölner auch das große Besteck.
Gegen die Bezeichnung »Analog-Pop und das wahre Wesen des Rock'n'Roll« hätte er nichts einzuwenden. Pop & More würde ich es nennen und definitive 'viel mehr' hinzufügen.
Kersting ist auf dem Sprung in die richtige Richtung und macht dieses ohne Umwege direkt ins Herz des Hörers. Der Protagonist scheint irgendwie befreit aufzuspielen. Das vorliegende Album setzt fette Ausrufezeichen!
"Waiting For Tomorrow" hebt Till Kersting auf eine weitere Stufe seiner Karriereleiter und die Platte versinkt in keinem Moment in Gleichförmigkeit. Als Songschreiber, Gitarrist und Sänger hat er immer noch den Soul, den Groove und dann auch noch den Rock. Und wie, liebe Leser.
Da wirbelt so mancher Sturm aus den Boxen und Kersting kommt, ganz wichtig, beim Hörer an.
Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Bodenständigkeit… Eigenschaften, die erst in ihrer Summe ein zufriedenstellendes Ergebnis ergeben. Einzeln betrachtet sitzt man zwischen den Stühlen, welche auch immer es sein mögen.
Kersting bindet ein Tau an seine Musik und schafft so eine Verbindung zum Hörer.
Nehmen wir uns doch den ersten und letzten Song der Platte vor.
Richtig laut und gut ist die E-Gitarre in "Try A Little Bit Harder". Der Refrain und die Backing Vocals, übrigens wieder hervorragend, passen auf kein DIN-A4-Blatt und es muss blanko sein, weil Karos und Linien Vorgaben sind, die Kerstings Musik nur einengen würden... allerdings ist es nicht die Quadratur des Kreises und er kann es noch härter.
"Follow My Way", nur akustische Gitarre und Gesang. Erst später setzen Band sowie Backing Vocals ein. Genau so intensiv, wie der Opener. Man hört gerne auf den Titel und folgt dem Kölsche Jung.
Die elf "Waiting For Tomorrow"-Sprünge sind tolle Musik, die eindeutig Kerstings Handschrift tragen und seine Stimme ist ein Markenzeichen von ihm. Die paart den Soul mit einer phasenweise angenehmen Rauheit.
Gerade "Melancholy Blue" und "Cat Got My Tongue" gehen ab wie Schmitz' Katze.
Ganz klar dominiert die Gitarre die Gangart, auch wenn für beide Tracks die vierköpfige Bläser-Abteilung die Lippen spitzt. Das "Melancholy Blue" ist noch so ein Stück, weit härter und Saxofon, Posaune sowie doppelte Trompete setzen erst etwas später ein. Kerstings E-Gitarren-Solo hat richtig Fuzz und im zweiten Teil bringt er einen leichten fernöstlichen Touch auf die Bahn.
Neben dem balladesken Rausschmeißer hat er einen weiteren Slow-Song auf Lager: Er heißt kurz und knapp "Why" und beinhaltet leichte Country-Einflüsse. Die E-Gitarre kann so sanft sein...
Soul und Funk-Songs hat er ebenfalls im Köcher.
"Creeping Over My Shadow", gespickt mit Wah Wah-Pedaleinsätzen sowie "Waiting For Tomorrow", mit typischen Kersting-Attributen, denn auch hier hat, neben den Bläsern und den Keyboards, die Gitarre ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Zwei aufeinander folgende Highlights mit einem gigantisch trommelnden Bert Smaak.
"Room At The Pub" hat den zarten Schmelz eine Vollmilchschokolade und "She Wants You" groovt so herrlich. Rundum ist Till Kersting, nach Changing Faces eine weitere facettenreiche Platte gelungen.
Line-up:
Till Kersting (guitar, vocals)
Noel Stevens (Hammond B3, Rhodes, piano)
Matthias Kraus (keyboards)
Michael Paffen (bass)
Bert Smaak (drums)
Marc Leymann (saxophone - #4,6,8)
Thomas Lauer (trombone - #4,6,8)
Thomas Inderka (trumpet - #4,6,8)
Ebasa der Meister (trumpet - #4,6,8)
Ilona Gerulat (backing vocals)
Daniela Panteleit (backing vocals)
Esad Bikic (backing vocals - #3)
Grant Stevens (backing vocals - #3,10)
Tracklist
01:Try A Little Bit Harder (3:08)
02:Who Are You (3:39)
03:She wants You (5:17)
04:Melancholy Blue (4:13)
05:Room At The Pub (4:26)
06:Creeping Over My Shadow (5:18)
07:Waiting For Tomorrow (3:50)
08:Cat Got My Tongue (3:47)
09:Why (3:58)
10:Moments Like These (3:48)
11:Follow My Way (4:50)
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