Vitalij Kuprij
Glacial Inferno und Revenge (Bonus Album)
Glacial Inferno Spielzeit: 51:02 (CD 1), 57:18 (CD 2)
Medium: Doppel-CD
Label: Lion Music, 2007
Stil: Progressive Power Metal, Classic Rock

Review vom 27.02.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Hier wird richtig in die Tasten gehauen und die Saiten werden gequält. Da wird so ziemlich alles rausgeholt, was irgendwie geht. Die Rede ist von Keyboarder Vitalij Kuprij, der in der Ukraine geboren wurde. Ohne Zweifel klassisch ausgebildet, dürfte dieser Mann zu den ganz Großen seines Genres gehören. Vor mir liegt das Album "Glacial Inferno", welches in dieser limitierten Auflage mit der im Jahr 2005 erschienenen und inzwischen außerhalb von Asien nicht mehr erhältlichen Scheibe "Revenge" auf den Markt kommt. Der geneigte Hörer ergattert also viel Musik zu einem günstigen Preis.
Um was handelt es sich? Vitalij Kuprij bedient sich einiger hochwertiger Mitstreiter, von denen insbesondere Michael Harris an der Gitarre zu nennen ist. Genau diese Beiden machen das Salz in der Suppe aus. Und so richtet sich die Musik in erster Linie an Fans, denen Yngwie Malmsteen aus den 80er Jahren so richtig gut gefallen hat und die dazu einfach mal eine respektable Alternative suchen. Um uns den Keyboarder ein bisschen besser in Erinnerung rufen zu können, verweise ich zum Beispiel auf das Projekt Artension. Hier hat Vitalij Kuprij im Jahr 2004 mit dem namentlich bekannten Schlagwerker Mike Terrana und Sänger John West das Album "Future World" eingespielt. Dazu kommen immer wieder ausgewählte Konstellationen, wie zum Beispiel Ring Of Fire, bei dem mit "Dreamtower" im Jahr 2003 recht ordentlich und zünftig die metallische Seite der Musik gestreift wurde. Michael Harris hat selbstredend auch schon eine umfangreiche Diskografie zu bieten und im letzten Jahr sein Solo-Album "Orchestrate" aufgenommen.
"Glacial Inferno" ist ein typisches Instrumental-Album, auf dem sich die beiden genannten Hauptakteure überwiegend duellieren. Schon der Eröffnungstrack offenbart das ganz deutlich. Zum einen hören wir umfangreiche Piano-Läufe und zum anderen wird das gesamte Griffbrett auf der Gitarre ausgenutzt. Dabei geht man sehr umsichtig miteinander um und lässt sich gegenseitig ausreichend Spielraum. Neben dem Klavier sind es Orgeln und Synthies, die den Sound liefern. Die Rhythmik von Bass und Drums passt sich niveauvoll an. Alles in allem also eine gelungene Kombination. Obwohl so unheimlich viele Ideen in den einzelnen Songs stecken, muss man schon genau hinhören. Da gibt es Wege ins Progressive, die sich zu einem akzeptablen Prog.-Metal entwickeln, auf der anderen Seite bekommen wir auch viele klare und folkige Klänge geboten. Diese finden sich zumeist recht verschachtelt in den Stücken wieder. Da gelingen so manche Überraschungsmomente. Bestes Beispiel dafür ist "Fire In The Sun".
Unterm Strich empfinde ich diesen Silberling allerdings auch als etwas anstrengend. Erholung gibt es da nur bei so sanften Tönen wie beim Intro zu "Dancing Flame". Hier wird Atmosphäre aufgebaut und wir befinden uns mitten im Progressive Rock. Es ist hochinteressant, was hier die einzelnen Musiker bieten. Die Bassarbeit erscheint mir als sehr gelungen. Ansonsten ziehen sich die Arrangements über das ganze Werk. "Glacial Inferno" ist ein Klanggewitter für Freaks von ausgefeilten und schnellen Tasten- sowie Guitar-Läufen. Musikalisch im höchsten Maße anspruchsvoll, allerdings wird sich nur eine eingeschränkte und spezialisierte Hörerschaft auf dieses Album stürzen. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Ganz anders könnte es sich bei "Revenge" verhalten. Allein schon die Mitstreiter machen neugierig. Eine Summe von Rock-Heroen wirkt hier mit. Ein echter Kracher ist "Burning My Soul", welcher schon durch die stimmlichen Fähigkeiten von Joe Lynn Turner gut rüber kommt. Ein weiteres Urgestein der Sängerriege ist sicherlich Doogie White, den wir von Rainbow und Yngwie Malmsteen kennen. Göran Edman, der bei John Norum seine Vocals ablieferte, passt ebenfalls hervorragend dazu.
"Revenge" ist nicht mit "Glacial Inferno" vergleichbar. "Liquid Rain" ist melodischer Hard Rock, der ganz stark an Alben wie "Difficult To Cure" von Rainbow erinnert. "Into The Void" lädt zum Mitrocken ein und "Just Another Day" legt ebenfalls einen ordentlichen Riemen auf die Orgel. Natürlich leben die Stücke auch von der Fähigkeit eines Vitalij Krupij. Deswegen hat es sich dieser nicht nehmen lassen, ein klassisches Intermezzo mit "Forgive" für sich alleine zu beanspruchen.
"Revenge ist ein klassisches, hartes Rock-Album, welches in den Beginn der 80er Jahre passt. Es ist schon etwas für Rock-Dinos. Schließlich will ich nicht die übrigen Mitstreiter außen vor lassen. Der Grieche Apollo Papathanasio (Firewind, Time Requiem) kommt genauso beeindruckend beim Hörer an, wie auch Chris Catena und Shaun Leahy. Im Ergebnis staune ich über dieses Gesamtpaket nicht schlecht. Gut gewählt, denn gerade das Bonus-Album "Revenge" mit seinen satten 11 Tracks öffnet die Tür für alle interessierten und nostalgisch veranlagten Rockfans, die sich ansonsten am allermeisten in Bands wie Rainbow, Ark, Malmsteen etc. wiederfinden.
Tracklist
CD 1:
01:Symphonic Force (4:19)
02:Liquid Rain (5:48)
03:Fire In The Sun (5:56)
04:Divided Horizon (6:03)
05:Glacial Inferno (5:40)
06:Dancing Flame (4:39)
07:Forgive (2:17)
08:Dying To Live (8:03)
09:Burning Ice (5:29)
10:Theme By Albinoni ( Bonus Europe) (2:43)
Bonus-CD:
01:Burning My Soul (4:58)
02:I Don't Believe In Love (3:51)
03:Into The Void (5:26)
04:Revenge (4:45)
05:Just Another Day (4:07)
06:J. Haydn-Excerpt From Sonata In E Minor (2:24)
07:Classic War (9:41)
08:Emperor's Will (5:13)
09:Follow Your Heart (4:57)
10:Stand Up And Fight (4:58)
11:Let The Future Unfold (6:53)
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