Christopher Lee / Charlemagne: The Omens Of Death
The Omens Of Death Spielzeit: 52:54
Medium: CD
Label: Charlemagne/Cargo Records, 2013
Stil: Heavy Metal

Review vom 13.07.2013


Andrea Groh
Sir Christopher Frank Carandini Lee, kurz Christopher Lee, das ist ein Name, bei dem Filmfans leuchtende Augen bekommen, denn der mittlerweile 91-jährige Brite ist eine Horror-Ikone durch seine Rollen als Dracula, Fu Man Chu und andere. In den letzten Jahren/Jahrzehnten bekam er noch einen Popularitätsschub als Saruman in "Herr Der Ringe" und Count Dooku in "Star Wars".
Neben seinen etlichen Filmrollen - die IMDb listet 276 (!) - war und ist er auch als Musiker aktiv. Als ausgebildeter Opernsänger trat er vor seiner Schauspielerkarriere in Opernhäusern auf.
Doch er hat auch ein 'metallisches Herz'. So arbeitete er von 2004 bis 2010 mehrfach mit der italienischen Band Rhapsody Of Fire zusammen. Außerdem übernahm er die Rolle des verstorbenen Orson Welles bei Manowars "Dark Avenger", sowohl auf der Neuauflage des Klassikers "Battle Hymns" als auch live.
Damit nicht genug, er veröffentlichte auch eigene Scheiben, darunter die "Charlemagne: By The Sword And The Cross" (2010), die jetzt drei Jahre später eine Fortsetzung findet, nämlich "Charlemagne: The Omens Of Death"
Bei beiden handelt es sich um Konzeptalben über Charlemagne, also Carolus Magnus bzw. Karl der Große. Ja genau, der berühmte Karolinger, der am 9. Oktober 768 König des Fränkischen Reiches und am 25. Dezember 800 sogar Römischer Kaiser wurde. Zwischen diesen Ereignissen führte er 778 auf Bitten des Emirs von Saragossa einen Feldzug gegen die Sarazenen (mittelalterlicher Begriff für Mauren) und geriet in der Schlacht von Roncesvalles in einen Hinterhalt - was später im "Rolandslied" aufgegriffen und verarbeitet wurde.
Der Vorfall ist nun auch die inhaltliche Vorlage für "Charlemagne: The Omens Of Death".
Musikalisch kündigte Christopher Lee an, dieses Mal eine 100%ige Heavy Metal-Scheibe herausbringen zu wollen, weniger symphonisch als der Vorgänger. Dazu schickte er seine Songideen zum Arrangieren an Richie Faulkner (derzeit Gitarrist bei Judas Priest).
Herausgekommen ist ein Konzeptalbum, die unterschiedlichen historischen Charaktere wurden durch verschiedene (Gast)-sänger besetzt/verkörpert. Schade, dass im Booklet nicht aufgeführt wurde, wer wann welchen Part übernimmt (so wie es z. B. bei Ayreon der Fall ist), man weiß also teilweise nicht, mit welcher Rolle man es gerade zu tun hat - außer bei Christopher Lee, dessen markante tiefe Stimme unverkennbar ist.
"Charlemagne: The Omens Of Death" sollte auf der einen Seite Hörer ansprechen, die Rock- bzw. Metal-Opern mögen, auf der anderen Seite Fans von Bands wie Manowar zusagen - vor allem solche, die kein Problem damit haben, wenn ein fünfminütiges Stück kaum Musik, sondern nur Sprecher aufweist. (Ich gebe es ja zu, bei "The Betrayal" habe ich irgendwie auf die Zeile »Grandfather, tell me a story...« gewartet).
Als 100% Heavy Metal würde ich den Silberling nicht einstufen, vor allem wenn man sich darunter vorwiegend straighte Songs vorstellt. Anders gesagt (weil Judas Priest schon genannt wurden): "Charlemagne: The Omens Of Death" ist eher wie Nostradamus statt "British Steel". Metallisch kann man das Material jedoch trotzdem nennen - gerade bei Songs wie "Charles The Great" hört man im Hintergrund eine solide Gitarrenbasis.
Insgesamt bewegt es sich irgendwo zwischen Heavy Metal und Power Metal. Bei "The Devil's Advocate" kann man sogar leichte Black/Death Metal-Einflüsse vernehmen ('böse Vocals').
Ein durchaus interessantes Projekt, die Musik wirkt allerdings teilweise etwas 'unrund' und nicht flüssig genug. Wer Metal gradlinig und voll auf die Glocke mag, wird hier wahrscheinlich nicht glücklich. Sondern eher Hörer, die auch mal eine hörspielartige Sequenz abkönnen und sich nicht daran stören, dass die wechselnden Stimmen dominant gegenüber der Instrumentalfraktion sind.
Ebenfalls natürlich Fans von Sir Lee, vor allem solche, die seine bisherigen musikalischen Ausflüge und ihn in der Rolle des Charlemagne mochten (irgendwie ist die Idee ja schon kultig), es dennoch gerne mal eine Ecke härter gehabt hätten.
Line-up:
Christopher Lee (vocals as Charlemagne)
Hedras Ramos Jr (guitars)
Ollie Usiskin (drums)
Hedras Ramos Sr (bass)

Richie Faulkner (arrangements)
Gordon Tittsworth (vocals as Roland)
Daniel Vasconcelos (vocals as Oliver)
Aaron Cloutier (vocals as Duke Lop)
Lydia Salnikova (vocals as Hildegard)
Mauro Conti (vocals as Pope Hadrian)
Phil S.P. (vocals as Pippin The Short)
Vincent Ricciardi (vocals as Young Charlemagne)
Christina Lee (narrator)
Tracklist
01:The Portent (4:29)
02:Charles The Great (6:23)
03:The Siege (7:09)
04:Massacre Of The Saxons (5:41)
05:Dawning Of A New Age (4:40)
06:Let Legend Mark Me As The King (5:45)
07:The Betrayal (5:02)
08:The Devil's Advocate (4:54)
09:The Ultimate Sacrifice (5:09)
10:Judgement Day (3:41)
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