Colin Linden / Still Live
Still Live Spielzeit: 56:25
Medium: CD
Label: CrossCut Records, 2012
Stil: Blues, Roots Music

Review vom 17.04.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Vor dreißig Jahren veröffentlichte der Ausnahmemusiker Colin Linden mit "Colin Linden Live" sein erstes Live-Album. Damals war er zwanzig Jahre alt. Jetzt bringt er mit "Still Live" seine zweite Konzertdokumentation auf den Markt und persönlich schreibt er im Booklet zur aktuellen Platte: »My hope is that I was be fortunate enough to be around for another 30 years so I can make another live album. I plan to call that "Barely Live".«
Als Produzent, Songwriter und Musiker könnte man Colin Linden auch als Workaholic bezeichnen. Die Liste von Zusammenarbeit ist ellenlang. In welchem Zusammenhang auch immer, seien an dieser Stelle nur einige Künstler/Bands genannt: The Band, Tab Benoit, Eric Bibb,
The Chieftains, Bruce Cockburn, Emmylou Harris, Colin James, Keb' Mo', Janiva Magness oder Roxanne Potvin.
Gegenwart ist eine knappe Stunde "Still Live", das mit John Dymond (Bass) und Schlagzeuger Gary Craig zwei bestens bekannte Mitstreiter von Blackie And The Rodeo Kings im Line-up hat. Der vierte Musiker im Bunde ist kein Geringerer als Spooner Oldham. Eine echte Überraschung! Vom Konzert selber gibt es im Booklet keine Bilder, aber Linden hat definitiv den auf dem Cover abgebildeten Verstärker benutzt. Der trägt naturgemäß wesentlich zum Klang seines Arbeitsgerätes bei.
Die Aufnahmen entstanden im Douglas Corner Café, einem kleinen Club in Nashville. "John Lennon In New Orleans" ist ein Song, den man einen Tag vorher bei den Proben in der Rendering Plant (ebenfalls in Nashville) aufzeichnete.
Die Club-Atmosphäre ist deutlich spürbar. Der Hörer hat das Gefühl, direkt dabei zu sein. Lindens Fähigkeiten auf der Gitarre sind grenzenlos. Er serviert uns mächtig viel Bottleneck-Einsatz und die zum größten Teil selbstgeschriebenen Kompositionen sind hervorragend gespielt. Bei den Song-Credits finden sich unter anderem noch Tom Hambridge, Janice Powers oder Jim Weider.
Die Setlist seines zweiten Live-Albums ist höchst abwechslungsreich und man hört den Protagonisten auch ohne die Begleitmusiker. Auf der Basis des 12-Takters zeigt uns Colin Linden, wie vielfältig seine Musik ist. Die Lieder befinden sich einem sehr hohen Niveau und es ist richtig schön, dass der Track "Remedy", einer meiner Linden-Lieblinge, auch mit von der Partie ist. Wer Linden und seine Einflüsse kennt, den wundert es nicht, dass er auch einen Howlin' Wolf-Song in der Setlist untergebracht hat. Das von Willie Dixon geschriebene "Who's Been Talking?" findet, wie viele andere Nummern auch, sofort seinen Weg unter die Haut.
Herrlich fließt "Between The Darkness And The Light Of Day" dahin und es ist selbstverständlich, dass die Beiträge von Spooner Oldham klasse sind. Linden ist nicht nur ein Meister des Bottlenecks. "Smoke 'em All" stellt sein tolles Fingerpicking in den Vordergrund. Highlight! Gemessen am Zeitpunkt des Konzerts (29.10.2010) hören wir nicht wenige Tracks aus seinem Album "From The Water" (2009), aber Linden spielt auch Nummern, die bis ins Jahr 2000 zurückgehen. "John Lennon In New Orleans" ist eine hingebunsvolle Ballade, die ihres Gleichen sucht. Wunderschön! "From The Water" ist am Ende gar leicht psychedelisch ausgerichtet.
Colin Linden findet sich in vielen verschiedenen Fahrwassern zurecht und bei der durchgehend hohen Qualität der Songs sei "Still Alive" jedem Roots Music-/Blues-Fan wärmstens ans Herz gelegt. Das schön gestaltete Digipak und Booklet (mit allen Texten und interessanten Linernotes von Richard Flohil) haben ebenfalls ein Lob verdient.
Line-up:
Colin Linden (guitars, vocals)
John Dymond (bass, harmony)
Gary Craig (drums)
Spooner Oldham (organ)
Tracklist
01:Big Mouth [C. Linden] (6:25)
02:Who's Been Talking [W. Dixon] (3:35)
03:Between The Darkness And The Light Of Day [C. Linden/J. Weider] (4:26)
04:Smoke 'em All [C. Linden/J. Powers] (3:41)
05:Sugar Mine [C. Linden] (5:52)
06:Remedy [C. Linden/J. Weider] (4:17)
07:John Lennon In New Orleans [C. Linden] (3:49)
08:From The Water [C. Linden] (5:30)
09:Drak Night Of Soul [C. Linden/J. Lauderdale] (3:36)
10:Too Late To Holler [C. Linden] (4:11)
11:Sinking Down Slow [C. Linden/J. Powers] (4:24)
12:I Give Up [C. Linden/T. Hambridge] (5:30)
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