Ed Laurie / Cathedral
Cathedral Spielzeit: 40:46
Medium: CD
Label: Moon Painter Records, 2012
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 29.08.2012


Markus Kerren
Ed Laurie hat gemischtes Blut in seinen Adern fließen. So kommen die Wurzeln seiner Eltern einerseits aus Großbritannien (wo er auch lebt) und andererseits (wiederum gemixt) aus Osteuropa und Südamerika. Musikalisch hat sich diese Mischung laut seiner eigenen Aussage deutlich auf ihn ausgewirkt, selbst wenn man dies "Cathedral", seinem mittlerweile dritten Album, nicht unbedingt oder nur sporadisch anhört.
Diese Geschichte geht schon ganz deutlich in die Singer/Songwriter-Ecke. Das Budget für die Scheibe war dabei dermaßen knapp bemessen, dass es nicht einmal Proben mit den beteiligten Musikern vor den Aufnahmen der Songs gab. Die federführenden Beteiligten entschlossen sich dazu, die Nummern live im Studio (und sogar ohne Clicktrack) einzuspielen, was zwangsläufig auch zu vielen Improvisationen führte. Das Konzept war, jeden Track ein paar Mal durchzuspielen und fertig ist das Teil. Aber genau dies macht sich auch deutlich bemerkbar und verleiht "Cathedral" (trotz der eher schwermütigen Atmosphäre) eine gewisse Leichtigkeit.
Nun hatte sich Ed Laurie leider (und sicher ebenfalls aus Budgetgründen) dazu entschlossen, die Namen seiner hier beteiligten Mitmusiker handschriftlich auf dem Innencover zu verewigen. 'Leider', weil ich sie schlicht und ergreifend nicht entziffern kann. Vielleicht wäre hier eine Schreibmaschine (um mal gaaanz altmodisch rüberzukommen) besser gewesen? Aber wie dem auch sei, hier soll es ja um die Bewertung der Musik des Engländers gehen.
Und die ist intensiv, eindringlich und irgendwie auch von einer 'dunklen Wolke' umgeben. Das ist jetzt auch gar nicht negativ gemeint, es ist lediglich so, dass der geneigte Musikfreund beim Anhören dieser Platte nicht gerade Freudentränen über seinen Backen kullern haben wird. Vielmehr erinnern mich die Songs von Laurie an Leute wie etwa Nick Drake, manchmal ansatzweise (von den Lyrics her) aber auch Leonard Cohen. Nicht nur von daher sind diese gut vierzig Minuten Spielzeit schon sehr geschmacks- oder aber wenigstens situationsabhängig.
Es ist ähnlich (und doch wieder anders) wie mit der Musik des kürzlich hier vorgestellten Tom House: Nebenbei gehört geht sie vollkommen an einem vorbei, man muss sich die Zeit nehmen und in der richtigen Gemütsverfassung sein, um "Cathedral" in vollen Zügen genießen zu können. Was immer wieder sehr viel Spaß macht und für eine ganz dichte Atmosphäre sorgt, sind die Streicher, die auf nicht gerade wenigen der Titel zu hören sind. Auch das sehr zurückhaltende Schlagzeug und der bedrohlich im Hintergrund pumpende Bass wirken intensiv und irgendwie Unheil verkündend.
Die Songs an sich sind nicht unbedingt eingängig, sie leben vielmehr von ihrer Dichte, von dem roten Faden, der sich durch sie zieht und von der tiefen Seelenforscherei, die Ed Laurie hier betreibt. Und dabei wird man das Gefühl nicht los, dass er einen ganz genauen, sicherlich oft auch schmerzhaften Blick zurück in seine Vergangenheit wirft. Denn solche Nummern kann niemand schreiben, wenn sie nicht aus der Seele kommen. Was mich auch zu der direkten Annahme führt, dass der Brite mit dem Titel "Cathedral" sein tiefstes Innerstes meint.
Ja, ich hatte es bereits erwähnt: Diese Scheibe ist speziell und ganz sicher nicht für jeden Tag und jede Situation gedacht, was ja auch gar nicht sein muss. Ed Laurie stellt hier zehn Tracks mit sehr viel Tiefgang vor, sehr viel Einsicht und offenbart dadurch einen offenen Blick in seine Seele. Und das macht er verdammt gut. Dennoch würde es sich vor dem Kauf unbedingt anbieten, mal den einen oder anderen Song anzuchecken, denn "Cathedral" ist ganz sicher nicht für jedermanns Gusto bestimmt.
Tracklist
01:High Above Heartache
02:East Wind
03:Spirit Of The Stairway
04:Side Of A Candle
05:Moment Out Of Faith
06:Across The Border
07:No Sign Of Al
08:Somewhere Gone
09:When The Fire Dies Down
10:Cathedral
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