Florian Lohoff Band / Tangled Up In Blue
Tangled Up In Blue Spielzeit: 47:57
Medium: CD
Label: UpTheHill Records, 2015
Stil: Blues Rock

Review vom 20.11.2015


Mike Kempf
Was verbindet Florian Lohoff mit Henrik Freischlader und Ryan McGarvey? Die beiden hochkarätigen Bluesrocker durfte er in seiner noch jungen Karriere supporten. Und es ist sicherlich klar, dass die beiden 'Blues-Stars' ihrem verwöhnten Anhang kein Fallobst zum Warm-up laden. Bei beiden Konzerten des vergangenen Jahres stand ich direkt vor der Bühne und ich muss sagen, Mister Lohoff hat das Zeug, künftig in der internationalen Blues Rock-Szene kräftig mitzumischen.
So ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn er sich von Freischlader & McGarvey inspirieren lässt, kann er sich so hier und da einige Anregungen von erfahrenen Musiker holen. So wie z. B. bei "Beautiful" mit erkennbarem Freischlader-Riff. Trotzdem scheint er stets darauf bedacht, seinen eigenen Stil zu präsentieren. Richtig bewusst wird mir seine positive Entwicklung mit dem Vergleich zu seinem Erstwerk Life Time Shuffle. Meiner Meinung nach hat er mit seiner Nachfolgeplatte einen Riesenschritt nach vorne getan. Auch wenn ich der Meinung bin, dass Mister Lohoff noch längst nicht sein ganzes Potenzial komplett ausgeschöpft hat - mit "Tangled Up In Blue" hat sich der junge Berliner ein ganzes Stück freigeschwommen. Nur bei seinem Gesang sehe ich noch Luft nach oben. An sich ganz okay, liegen seine Stimmbänder, hinsichtlich seines außergewöhnlich guten Talents am Sechssaiter, etwas im Hintertreffen, wirken noch nicht komplett ausgereift. Doch es ist eben so, wie es immer ist - alles reine Geschmackssache.
Mit "Old And Gray" unterstreicht er meine Feststellung ziemlich fett. In gut zwölf Minuten gibt es hier allerfeinsten Blues Rock auf die Trommelfelle, bei dem besonders sein hochwertiges Gitarrenspiel zum Tragen kommt. Mit diesem Song hat er quasi seinen Gesellenbrief mit Bravour bestanden und ist auf dem besten Weg demnächst seinen Meisterbrief nachzuschieben. Übrigens lässt er sich hier vom Tastenspezi Tom Gatza bestens begleiten und ich möchte dem Pianisten an dieser Stelle ein persönliches Lob zukommen lassen: Tom, Dein Spiel war eben ganz großes Kino für meine Lauscher.
Ich weiß nicht, wie Florian an seine mir völlig unbekannten Begleitmusiker herangekommen ist. Doch auch hier scheint er ein gutes Gespür zu haben und hat bei seiner Auswahl komplett auf Qualität gesetzt. Soll heißen: Alle Musiker, ob als Solist oder als Teamplayer, brillieren im Gesamtpaket mit eindrucksvoller Musik. Sicher ist aber auch, dass Florian den Blues nicht neu erfunden hat, er aber voll hinter dem steht, was er macht. Und warum soll er sich außerhalb des Blues Rock bewegen, sich unnötig verbiegen, wenn in seinen Adern ausschließlich 'blaues Blut' fließt?
Produziert wurde das Ganze von Marc Sokal, Ex-Crewmitglied der ehemaligen Henrik Freischlader Band. Vielleicht auch ein Grund, warum man meinen könnte, dass es sich bei "Tangled Up In Blue" um sein erstes richtiges Album handelt. Ein Reinhören ins aktuelle Werk des jungen Berliners hat sich der Emporkömmling des deutschen Blues' allemal verdient. Würden Lohoff-Aktien angeboten, ich würde sofort welche zeichnen - eine sichere Investition in die deutsche Blues Rock-Zukunft.
Line-up:
Florian Lohoff (vocals, guitar)
Varian Villanueva (bass)
Felix Dehmel (drums)
Tom Gatza (organ, piano, Fender Rhodes)
Kevin Podehl (saxophone)
Tracklist
01:Losing And Winning (3:38)
02:7/11 (4:06)
03:Beautiful (5:41)
04:Where When How (6:07)
05:What For (5:21)
06:Tomorrow (4:36)
07:Steam And Dust (5:01)
08:Old And Gray (12:04)
09:Tangled Up In Blue [feat. Kevin Podehl] (6:47)
10:Tobacco Road (4:36)
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