Greg Lake / Same
Greg Lake Spielzeit: 74:04
Medium: CD
Label: Classic Studio T/inakustik, 2007
Stil: Prog Rock

Review vom 11.06.2007


Norbert Neugebauer
Mit Greg Lake meldet sich eine der großen Stimmen der frühen Rockmusik zurück. Sein seidenweiches Organ prägte die Musik der jungen King Crimson und von
Emerson, Lake & Palmer, dem richtungsweisenden Prog-Rock-Trio, bei dem er Bass und Gitarre spielte. Für die beiden Bands hat er auch die ersten Welthits (mit-)geschrieben, die deren Karriere begründeten. Seine eigene, nach dem Split von ELP, ging nach anfänglichem Erfolg dann doch ziemlich den Bach runter. Es folgte ein kurzes Gastspiel bei Asia. Bei der letzten Reunion von ELP 1996 war nicht mehr viel vom früheren Glanz seiner Stimme übrig, er wirkte nach damaligen Berichten ziemlich kaputt. Die Ringo Starr-Allstar Band war 2001 seine vorläufig letzte Station.
2005 stellte er dann für die Musikwelt ziemlich überraschend ein neues, aufwendiges Projekt mit eigener Band auf die Beine, mit dem er in England tourte und das er unter anderem auch nach Deutschland bringen wollte. Während er in seiner Heimat damit ein gelungenes Comeback feiern konnte, schauten die germanischen Fans in die Röhre. Die Kosten, die Show aufs Festland zu transferieren, wären einfach zu hoch geworden und deshalb wurden die Auftritte kurzfristig abgesagt, ist auf seiner Homepage nachzulesen.
Aber glücklicherweise gibt es Mitschnitte eines Konzerts in der Stevenage Concert Hall. Zunächst wurde davon 2006 eine Do-DVD veröffentlicht, nun folgte ein Auszug auf CD, die schlicht "Greg Lake" (ohne weitere Angaben) benannt ist. Darauf sind praktisch seine 'Greatest Hits' enthalten (von "I Believe in Father Christmas" und vielleicht "Still ... You Turn Me On" mal abgesehen). Als dritter Output dieser Tour wurde im Mai 2007 die DVD "Welcome Backstage" veröffentlicht - also eine ziemlich maximale Ausbeute für eine Show.
Gleich vornweg, an dem Album gibt es eigentlich nichts auszusetzen, von der spärlichen Titelinformation mal abgesehen. Der Klang ist astrein und gibt die Atmosphäre gut wieder. Ich kenne die DVD nicht, aber hier wird ein feines Konzert suggeriert, das sicher auch optisch sehr ansprechend war. Auf der Bühne werden Lakes Werke von seiner Band mit David Arch (Keyboards), Brett Morgan (Schlagzeug), Trevor Barry (Bass) und dem damals erst 22 Jahre alten Florian Opahle (Gitarre) aus Rosenheim stammend, perfekt umgesetzt. Als Gäste wirken Josh Grafton am zweiten Keyboard sowie die Background-Sängerinnen Jai Ramage und Bekki Carpenter mit. Und der Meister selbst? Top in Form! Er spielt ausschließlich Gitarre und singt - zwar nicht mehr mit seiner hellen Stimme wie als Twen, aber fast wieder mit der früheren Geschmeidigkeit und mit dem Charisma, das ihn auszeichnete. Seine Gesangslinien sind teilweise etwas anders (zum Beispiel beim Refrain von "In The Court Of The Crimson King"), aber nicht um fehlenden Stimmumfang oder -schwäche zu kaschieren. Lediglich bei "Lucky Man" bricht Lake hörbar ein und fordert gleich das Publikum zum Mitsingen auf. Aber auch das kommt immer noch akzeptabel rüber.
Die Arrangements sind gegenüber den Originalen etwas geglättet und teilweise verändert. Die Kracher krachen und brausen nicht mehr ganz so und die Keyboard-Partituren wurden von Emersonscher Theatralik befreit. Trotzdem ist da jederzeit viel Druck und die alte Prog-Rock-Magie, die die Fans erwarten. Das wunderbare "Take A Pebble" hat einen 'spanischen' Akustik-Mittelteil bekommen, für den der junge Gitarrist starken Szenenapplaus und das Lob des Bosses » the wonderful young hands of Florion Ophale « erhält. Danach wirkt allerdings das mit den Sängerinnen und Synthie-Orchester aufgeplusterte "Farewell to Arms" recht kitschig. Auch der "Lucky Man" erscheint in neuem Outfit, das Intro des zirpenden Elektronik-Monsters übernimmt nun die E-Gitarre samt Miezenverstärkung. Und am Ende dröhnt dann doch der Moog mächtig. Beim "21st Century Schizoid Man" ist Lake wieder voll bei Stimme und schreit den Wahnsinn heraus - immer noch ein heißes Stück Musik. "Pictures Of An Exhibition" wird mit einem beeindruckenden Lake über 18 Minuten lang zelebriert. » Welcome my friends to the show that never ends … «- "Karn Evil 9" ist der rockenden Abschluss des starken Albums.
Zwar gibt es keine neuen Songs, aber einen schon respektablen Karriererückblick und ein Comeback anno 2005, das auch auf neue Taten Greg Lakes hoffen lässt. Empfehlung nicht nur für Prog-Fans der ersten Tage!
Tracklist
01:In The Court Of The Crimson King
02:Paper Blood
03:Touch And Go
04:Take A Pebble
05:Farewell To Arms
06:Fanfare For The Common Man
07:Lucky Man
08:21st Century Schizoid Man
09:Pictures At An Exhibition
10:Karn Evil 9 (1st Impession - Part 2)
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