Oh Mann, ist die Frau schon in der Welt rumgekommen.
Sozusagen dienstlich, versteht sich. Sie sang bereits als Support für Mariah Carey, Eric Clapton, The Weather Girls oder Ray Charles.
Mit Unterstützung von ihrer Mutter gründete sie einen Kinder-Gospelchor und wurde 1995 vom deutschen Rock- und Popmusikverband zur besten Soul-, Blues- und Jazzsängerin Europas ausgezeichnet. Ein deutliches Zeichen ihrer musikalischen Vielfalt.
Sie studierte Tanz und später bildete sie ihre Stimme an der Philadelphia Music Academy.
Sie veröffentlichte bereits zwölf Alben unter ihrem Namen und 1973 war sie Frontfrau ihrer Band Posh sowie später Harriet Lewis & Her Gospel Group.
Die lange Reihe an Künstlern, mit denen sie bereits Kontakt hatte, geht querbeet durch viele Genres.
Die im Fox Music Studio, Telgte, aufgenommen Songs der vorliegenden Platte repräsentieren einen Querschnitt ihrer Setlist bei Konzerten.
Begleitet wurde sie von der Gregor Hilden Band. Die knapp siebzig Minuten sind ein herrlicher Beleg für die Klasse dieser Frau und natürlich für die Gruppe. Lewis verfügt über eine umwerfende Stimme, die mit allen Stilwassern gewaschen ist.
Effektreich bringt Hilden seine Gitarre im Opener zur Geltung.
Der Spiritual "Wade In The Water" setzt bereits Maßstäbe für die CD. Groovend legt die Rhythmusabteilung die Spur zur Fußwippe und schon bei den ersten gesungenen Worten kann man sich ausmalen, zu welchen stimmlichen Leistungen Harriet Lewis in der Lage ist.
Die Songs auf dem Album bestehen zum größten Teil aus Traditionals, Standards und Coversongs. "Soulful Stew" stammt aus der Feder von Gregor Hilden und "No Words Can Tell" hat Thomas Hufschmidt geschrieben.
Der Kontrast kann nicht größer sein.
Der nächste Track ist ein klassischer Bluessong von Willie McTell und wird, wie alle anderen Kompositionen mit Fingerspitzengefühl interpretiert. Zunächst legt das Tasteninstrument einen feinen Keyboardteppich unter den Gesang und wird, neben einem relaxten Gitarrensolo in der Folge zum zentralen Instrument. Klingt nach Hammond B3 und dürfte von Horst Bergmeyer, der als Gastmusiker gelistet wird, stammen. "Hard Drivin' Man".
Der pure Blues taucht immer wieder mal auf.
So auch in der langsamen Variante, vertreten durch den Aretha Franklin-Titel "Dr. Feelgood". Hier passt das Piano, gespielt von Hufschmidt, natürlich sehr gut und Harriet Lewis verfügt über eine so tolle Stimme. Man spürt bis in die letzte Nervenspitze im hintersten Winkel des Körpers, dass diese Frau Musik auslebt. Auf der Gitarre ist Hilden ihr Partner, Lick für Lick und Solo für Solo. Klasse!
Ein weiterer Slowtrack zum Niederknien ist Gene McDaniels' "Reverend Lee". Die Lewis kann nach Belieben mit ihren Emotionen spielen. Hier macht sie es besonders intensiv. So, als sei ihr der Song auf den Leib geschrieben worden.
In Richtung Mississippidelta nimmt man uns bei "Running And Hiding" mit. Dieses spezielle Feeling verstärkt Thomas Feldmann mit seiner Harp.
Nicht nur der 12-Takter bringt Freude beim Hören.
Wie schon geschrieben, ist die Lewis in vielen Genres zuhause. Die abermals groovende Nummer "Love Sneaking Up On You" schleicht sich ganz langsam in den Bereich des Wohlbefindens und Volker Winck drückt dem Track mit seinem Saxofon den Jazzstempel auf die Stirn.
In die gleiche Kerbe schlägt "Since I Fell For You".
Mit dem Jazz-Standard entführt man den Hörer in die Lounge einer Bar. Abermals macht das brillant intonierte Saxofon seine Runde. Herrje, kann Harriet Lewis ihre Stimme einsetzen.
Selbst ein Ohrwurm wie "What A Difference A Day Makes" ist in den Händen der Akteure eine Perle der Interpretation. Sascha Oeings fantastisch weiche Bassläufe treten mehr in den Vordergrund und den Herrn Winck hatten wir ja schon.
Gleich danach bleibt man beim Jazz und der Hörer hat sich der anziehenden Wirkung von Lewis' Stimme ergeben.
"Soulful Stew" macht seinem Namen alle Ehre.
In dieser Komposition nimmt sich die Sängerin eine Auszeit. Hier haben die Instrumente den Soul und Keyboards sowie Gitarre solieren sensationell. Oeing setzt sein Arbeitsgerät ganz tief unten an und bekommt, genauso wie Jochen Welle an den Drums, die Gelegenheit für ein Solo. Klasse, die Frage-Antwort-Aktion von Sechssaiter und Tasten. Tolle sechs Minuten!
Alleine schon die Spielzeit von knapp neun Minuten lassen einen bei "Amazing Grace" hellhörig werden.
Hier liefert Harriet Lewis ihr gesangliches Meisterstück ab. Überhaupt habe ich diesen Song in der hier vorgelegten Lesung noch nie gehört. Die Gänsehaut verbreitet sich merklich über den Körper und dieses Stück ist ein dermaßen krönender Abschluss für ein in allen Belangen überzeugendes Album. Dem Schreiber dieser Rezension fehlt nur noch ein Liveauftritt der hervorragenden Sängerin und zwar mit der Gregor Hilden Band an ihrer Seite.
Schon wieder bringt der Anfang des Jahres 2010 einen Volltreffer in Sachen sehr guter Musik, die Hans Jörg Mauksch bei Pauler Acoustics perfekt gemastert hat.
Line-up:
Harriet Lewis (vocals)
Gregor Hilden (guitar)
Thomas Hufschmidt (grand piano, Fender Rhodes)
Sascha Oeing (bass)
Jochen Welle (drums)
Special Guests:
Horst Bergmeyer (Hammond B3)
Volker Winck (tenor saxophone - #4,5,10)
Thomas Feldmann (harp - #12)
Tracklist |
01:Wade In The Water (3:32)
02:Hard Drivin' Man (4:14)
03:Reverend Lee (5:21)
04:Love Sneaking Up On You (4:37)
05:Since I Fell For You (5:20)
06:On Broadway (4:11)
07:Dr. Feelgood (6:20)
08:Soulful Stew (5:56)
09:No Words Can Tell (6:35)
10:What A Difference A Day Makes (4:34)
11:Sunday Kind Of Love (6:17)
12:Running And Hiding (3:12)
13:Amazing Grace (8:47)
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