Howard Leese war sein Leben lang ein Musiker, der es scheinbar vorzog, lieber im Hintergrund zu wirken. Die Präsentation an vorderster Front im Rampenlicht schien bis dato nicht sein Ding zu sein. Den meisten Rockmusikfreunden dürfte er, wenn überhaupt, als Mitglied der US-Band Heart
oberflächlich geläufig sein, für die er über zwanzig Jahre als Lead-Gitarrist und Keyboarder gewirkt und diverse Alben co-produziert hatte. Dort stand er zumeist im Schatten der allseits bekannten Wilson-Schwestern.
Leeses Karriere begann in Los Angeles als 15-Jähriger in einer Band namens The Zoo, die auch einen Platten-Deal ergatterte und es ins Vorprogramm damaliger Größen wie Spirit, Canned Heat und der Paul Butterfield Blues Band brachte. Nach seinem Ausstieg bei Heart unterstützte der glühende Paul Kossoff-Verehrer Paul Rodgers und auch Bad Company bei ihren US-Live-Auftritten.
Und wer jetzt vermutet, dass Leese mit seinem schon länger geplanten ersten Solo-Album, dessen Titel so passend "Secret Weapon" gewählt ist, jetzt den großen Selbstdarsteller markieren würde, wandert da völlig auf dem Holzweg. Leese scheint seine Fähigkeiten genauestens zu kennen und nutzt sein Werk, um sich in erster Linie als versierter Gitarrist zu präsentieren, die Arbeit am Mikro überließ er erneut anderen, die es vermutlich besser können. Das verleiht der Geschichte von vorne herein eine sympathische Note.
Das Album beginnt mit drei Killernummern, bei denen Free- und Bad Company-Fans voll die Spucke wegbleiben dürfte. Der Opener "Alive Again" stampft mit schweren E-Riffs und wird von einem unwiderstehlich röhrenden Joe Lynn Turner getragen. Eine fulminanter Start. Der wie immer grandiose Paul Rodgers, bedankt sich für Leeses Unterstützung in eigener Sache und singt in für ihn typischer, leicht introvertierter Manier "Heal The Broken Hearted", ein Song der ein wenig mit "Come Together In The Morning"-Flair umweht ist. Wunderbar hier vor allem Howards vorzügliche Mandolinenuntermalung.
"Hot To Cold" rockt erneut wie Hulle mit herrlichen E-Gitarren und einem erneuten famos aufgelegten Joe Lynn Turner, der zusätzlich von Jungstar Deanna Johnston mittels Harmonies und einigen wenigen gesungenen Zeilen engagiert unterstützt wird, diese aber regelrecht gesangstechnisch in den Boden stampft. Ein weiterer Höllensong!
Danach übernehmen dann leider zunehmend Instrumentalstücke die Regie, bei denen Leese allerdings immer wieder seine technischen Künste einfließen lässt. Da gibt es ein kurzes Keith Emerson-Pianogeklimper-Intermezzo, ein Lied, bei dem der Erbauer der von Leeses bevorzugter PRS-Gitarre (auch auf dem Cover abgebildet), Paul Reed Smith, involviert ist ("33 West Street") und einige
Sachen, die mich so ein bisschen an Parts aus Dire Straits "Love Over Gold"-Album erinnern.
Interessant wird es dann, wenn die von Leese angeheuerten Sänger wieder ins Spiel kommen: Frontiers-Kollege Jimi Jamison versprüht bei "The Vine" naturgemäß Survivor-Espirit, Montrose-/ Burning Rain-Frontmann Keith St. John beim entspannten "In These Eyes" (dezent Marke Bad Co.) und der hochtalentierte Andrew Black beim schweren Blues Rocker "I've Been Leavin' You" (klasse E-Gitarren und Organ-Arbeit von Leese), der in der Tradition von ZZ Top und den Allman Brothers performt wird.
Howard Leese hat mit "Secret Weapon" ein gutes und sehr sympathisches Album abgeliefert, das mit einigen echten Highlights aufwartet. Lediglich die vielen (wenn auch versiert eingebrachten) Instrumentalstücke schmälern den Genuss ein wenig. Insgesamt Rock der guten alten Schule, mit vielen involvierten Klasse-Leuten, bei dem allein die ersten drei Tracks den Kauf des Albums schon wert sind.
Tracklist |
01:Alive Again (feat. Joe Lynn Turner)
02:Heal The Broken Hearted (feat. Paul Rodgers)
03:Hot To Cold (feat. Deanna Johnston & Joe Lynn Turner)
04:French Quarter (feat. Keith Emerson)
05:33 West Street (feat. Paul Reed Smith)
06:The South Summit (feat. Duke Fame)
07:Rada's Theme
08:The Vine (feat. Jimi Jamison)
09:In These Eyes (feat. Keith St. John)
10:Vermilion Border
11:I've Been Leavin' You (feat. Andrew Black)
12:Somewhere
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