Chris Whitley & Jeff Lang / Dislocation Blues
Dislocation Blues Spielzeit: 62:57
Medium: CD
Label: Rounder Records, 2006
Stil: Blues


Review vom 28.05.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Die Entdeckung der Traurigkeit? Blues als Beruhigungsmittel?
Blues von zwei Nonkonformisten?
Das passt schon eher. Man sollte den Albumtitel wörtlich nehmen, denn die beiden Individualisten Chris Whitley (1960-2005) und Jeff Lang verschieben oder verlagern den Blues.
Im April 2005 traf man sich für drei Tage in einem Melbourner Studio und nahm die 12 "Dislocation Blues"-Tracks live auf. Im Hidden-Track "Hellbound On My Trail" ist Chris Whitley solo zu hören.
Neben den beiden Gitarristen und Sängern bilden die zwei Jeff Lang-Kollaborateure Grant Cummerford (bass) und Ashley Davies (drums) die Rhythmussektion.
Sieben Songs wurden von Lang und Whitley geschrieben. Des Weiteren gibt es zwei
Bob Dylan-Songs ("When I Paint My Masterpiece" und "Changing Of The Guard"), das überlieferte "Stagger Lee" und man lese und staune mit "Forever In My Life" einen Prince-Song.
Mit "Dislocation Blues" haben Whitley und Lang sehr persönliche und zeitlose Musik aufgenommen, die einen unmittelbar ins Herz trifft.
Die Musiker ergänzen sich hervorragend und metamorphosieren den Blues zu einem wahren Opus. Der Texaner Whitley spielt seine National Steel und der Australier Lang verschiedenste Saiten-Instrumente, u.a. ein bundloses Banjo.
Man sollte schon ein 'offenes Ohr' haben, wenn man sich der Musik des Duos nähert. Nicht nur der Opener "Stagger Lee" sondern gerade "Forever In My Life" steht Pate für die 'Verlagerungsmechanismen' der beiden. Letztgenannter Track ist ein relativ locker groovender Song mit souligem Whitley-Gesang.
Mit einfach gespielten Drums und einem minimalistischen Bass ist "Velocity Girl" versehen. Langs Gitarre hat einen gewissen indischen Einschlag und Whitleys Stimme ist sehr emotional.
"Twelve Thousand Miles", von Lang gesungen, wird von der Lap Steel getragen und Dylans "When I Paint My Masterpiece" ist in der Tat ein 'gemaltes Meisterstück' in Delta Blues-Mentalität mit reichlich Slide-Einlagen zur Freude des Hörers.
Der erste Song ohne die Rhythmusfraktion ist das groovende "Rocket House". Als Taktgeber fungiert Chris' Fuß und Jeff verziert die Nummer mit einigen schrägen Tönen.
Vieles auf "Dislocation Blues" klingt filigran, ja fast zerbrechlich.
Dagegen sind die knapp drei Minuten "The Road Leads Down" feinster 'Melodic-Blues'. Sorry, hier soll es Samples zu hören geben? Die müssen so dezent eingebunden sein, dass sie nicht auffallen.
Der von Chris Whitley geschriebene Titelsong ist wohl der individuellste Track auf der CD: Lang zupft die Saiten eines orientalischen Banjos, das auf den Namen Chumbush hört und Ashley Davies 'trommelt' auf dem Deckel eines Grills. 'Nepal-Hochland-Blues'.
Von Whitleys frühen Einflüssen - als der mit 15 Jahren zur Gitarre griff - ist nichts mehr geblieben. Creedence Clearwater Revival und Jimi Hendrix gehören der Vergangenheit an.
Der Kontakt zu Daniel Lanois führte zu einem Vertrag bei Columbia Records und mit seinem Debüt "Living With The Law" stand er nicht nur in der Gunst der Kritiker. 2001 erschien dann seine erste CD für das Dave Matthews-Label ATO Records.
"Ravenswood", wieder im Duo gespielt, ist beste Singer/Songwriter-Qualität und der Kontrast zum folgenden "Underground" mit verzerrter Gitarre, jazzigen Drums und elektrischem Bass könnte nicht größer sein. Erinnerungen an den frühen Hugo Race werden wach. 'Psycho-Blues', wenn es das gibt. "Underground" ist 'Psycho-Blues'!
Im Duo spielten Whitley und Lang bereits. In "Changing Of The Guard" singen sie dann auch zusammen.
"Hellbound On My Trail": Klasse, wie Whitley es auch versteht, einen Robert Johnson zu interpretieren.
Meister an den Instrumenten, Meister im Auslegen von Coversongs, Meister des Songwritings, meisterliches Ergebnis: "Dislocation Blues".
Line-up:
Chris Whitley (vocals, national guitar, bottleneck guitar)
Jeff Lang (vocals, amplified acoustic lap steel, loops, national guitar, acoustic guitar, samples, fretless electric guitar, chumbush, bass pedals, fretless banjo)
Grant Cummerford (upright bass, electric bass, bowed bass)
Ashley Davies (drums, percussion)
Tracklist
01:Stagger Lee (7:26)
02:Twelve Thousand Miles (4:36)
03:When I Paint My Masterpiece (5:00)
04:Rocket House (5:08)
05:The Road Leads Down (2:51)
06:Dislocation Blues (5:27)
07:Forever In My Life (3:54)
08:Velocity Girl (4:52)
09:Ravenswood (5:22)
10:Underground (4:18)
11:Changing Of The Guard (6:42)
12:Motion Bride (1:26)

Bonus Track:
13: Hellbound On My Trail (5:50)
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