Dem dänischen Musiker Jens Lysdal eilt der Ruf voraus, ein sehr akribischer Arbeiter zu sein, der keine Schnellschüsse raushaut. Dazu sei er ein erstklassiger Gitarrist (der auch von vielen anderen Acts als Studiomusiker gebucht wird), Produzent und Verfasser von Film-Soundtracks. Sein Debütalbum "A Matter Of Time" erschien im Jahr 1995 und ist seither ein so genannter Dauerbrenner. Das Interesse an dieser Scheibe war jahrelang so ungebrochen, dass er sich 2012 dazu entschloss, das Werk zu remastern, noch einmal einzusingen und erneut auf den Markt zu werfen.
Aber an dieser Stelle soll es ja um "Easy Heart", sein (lassen wir den Re-Release mal außen vor) mittlerweile sechstes Album gehen. Für diese Produktion entschied sich der Protagonist dazu, nach Austin, Texas zu fliegen, um neben anderen mit den Studioassen Greg Leisz (u. a. Eric Clapton, Joni Mitchell, Ryan Adams), Tim O'Brien (u. a. Mark Knopfler, The Chieftains), Danny Frankel (u. a. Lou Reed, Marianne Faithfull) und Glenn Fukunaga (u. a. Bob Dylan, The Dixie Chicks) zu arbeiten. Nun machen viele große Namen bekanntlich ja noch lange kein automatisch gutes Album, aber die neuen Tracks von Lysdal können sich durchaus hören lassen.
Denn es gibt in der Tat sehr viel Schönes und Interessantes auf die Ohren. Die Stücke kommen zumeist in sparsameren Arrangements daher, die aber auf der Habenseite verbuchen können, dass sie stets originell und effektiv sind. Jens Lysdal ist natürlich kein Shouter, seine warme sowie leicht angeraute Stimme erzählt ihre Geschichten vielmehr nachdenklich und ruhig. Bei manchen Songs findet man auch mal ein gewisses Tom Waits-Feeling, etwa aus dessen Periode, als er Alben wie "Blue Valentine" (1978) oder "Heartattack And Vine" (1980) aufnahm. Weniger vom Songwriting oder der Stimme, sondern vom vermittelten Feeling dieser Nummern.
Überraschenderweise finden sich unter den neun Songs sogar gleich zwei Instrumentals, die es aber ebenfalls in sich haben. Bei "The Congress Rag" handelt es sich um einen richtig coolen Gitarren-Dialog zwischen Lysdal und Tim O'Brien, der dazu noch von Bjarke Falgrens Streichkünsten versüßt wird. Ein flotter und sehr melodiöser Rag, der den Hörer irgendwo in die zwanziger oder dreißiger Jahre Amerikas versetzt. Das abschließende "Sliding (In And Out Of Reality") ist ein eher trauriges Stück, das aber wunderschön und mit ganz starken Melodien aufwarten kann.
Beginnt der Opener "It Happens To Me Sometimes" zunächst auch sehr abgespeckt, so gesellen sich nach und nach mehr Instrumente hinzu und auch das Arrangement hat so einige verblüffende Wendungen im Ärmel. Dass hier musikalisch nichts anbrennt, dürfte bereits durch die weiter oben genannten Namen der beteiligten Musiker klar sein. "Let's Go To Bed" besticht beispielsweise mit dem extrem starken Pedal Steel-Spiel von Greg Leisz und auch "I Should Have Danced" kann sich nicht ganz frei von einer gewissen Tom Waits-Aura machen.
Wer gute Singer/Songwriter-Mucke mag und Jens Lysdal noch nicht kennt, der sollte den Skandinavier unbedingt einmal anchecken. Er mag zwar vielleicht nicht der stärkste Sänger unter der Sonne sein, hat aber auch nie Probleme, das Feeling der jeweiligen Lyrics punktgenau in den dafür vorgesehenen Song zu transportieren. Insgesamt also knapp vierzig Minuten Musik, die sich qualitativ auf einem hohen Level befindet. Oft ruhiger, aber nie belanglos, sondern wenn ein Adjektiv es wohl am besten trifft, dann wahrscheinlich 'intensiv'.
Reinhören lohnt sich!
Line-up:
Jens Lysdal (acoustic-, electric & slide guitars, piano, laud, bass, percussion, lead vocals)
Tim O'Brien (mandolin, fiddle, acoustic guitars)
Greg Leisz (pedal steel)
Danny Frankel (drums & percussion)
Glenn Fukunaga (bass)
Bjarke Falgren (violin, viola)
Dan Hemmer (organ, keyboards)
Jesper Bo Hansen (synthesizer)
Aimee Bobruk (background vocals)
Tracklist |
01:It Happens To Me Sometimes
02:The Beauty Of It All
03:I Should Have Danced
04:Let's Embrace
05:Easy Heart
06:Let's Go To Bed
07:The Congress Rag
08:When I See You
09:Sliding (In And Out Of Reality)
|
|
Externe Links:
|