Jerry Lee Lewis / Last Man Standing
Last Man Standing Spielzeit: 66:43
Medium: CD
Label: Edel Records, 2006
Stil: Rock'n'Roll


Review vom 26.10.2006


Joachim 'Joe' Brookes
"Great Balls Of Fire" / "Whole Lotta Shakin' Goin' On" sind Jerry Lee Lewis' Markenzeichen, mit denen er sich unwiderruflich in den Rock'n'Roll-Olymp gespielt hat.
Zurückblickend auf eine 50-jährige Karriere auf allen Bühnen der Welt, betitelt er sein aktuelles Album "Last Man Standing", denn Sam Phillips' legendäres Sun Records-Label war die Heimat von Elvis Presley, Johnny Cash, Roy Orbison und Carl Perkins, die er alle überlebt hat und somit der 'last man standing' ist.
Mein lieber Schwan, und wie er mit 71 Jahren (*29.09.1935) seinen Mann steht. Eine Dekade ist seit seinem letzten offiziellen Album vergangen und er schenkt sich "Last Man Standing" quasi nachträglich zum 70. Geburtstag, so möchte man formulieren. Dazu hat der sich eine nicht enden wollende Garde von Gästen eingeladen.
Manche Musiker würden Luftsprünge machen, wenn sie 'nur' die Leute im Studio gehabt hätten, die als Erste bei den einzelnen Song-Credits genannt werden: z.B. Jim Keltner und Ivan Neville.
Auf dem Album erhalten wir natürlich eine gewichtige und kolossale Kollektion an Rock'n'Roll, aber nicht nur das. Die Waage wird austariert durch ausschweifenden Blues, Country, Boogie-Woogie, Folk und Songs, die einem schon so häufig an die Ohren kamen und nun JLL-mäßig interpretiert wurden.
Wenn Jimmy Page den Led Zeppelin-Opener "Rock And Roll" einleitet, glaubt man, seinen Ohren nicht zu trauen, denn die Nummer ist, auch wenn Page heftig in die Saiten greift, von Lewis' Piano, in tollem Stereo-Sound, und seinem Gesang geprägt.
Jerry Lee Lewis ist über die gesamte Spieldauer der Primus inter Pares. Er hält den symbolischen Taktstock fest in seiner Hand.
Bemerkenswert ist, dass dem Hörer an so vielen Stellen der Live-Charakter und die tolle Stimmung bei den Aufnahmen durch Smalltalks am Anfang oder am Ende der Tracks erhalten blieben.
Ist es möglich, einen Jerry Lee Lewis 'zu zähmen'?
Wohl nicht, wenn man sich alleine nur "Travellin' Band" zusammen mit John Fogerty anhört. Zwei Minuten, die so was von frisch klingen, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.
Dann treffen wir auf "Last Man Standing" in zwei Tracks auf drei Stones: Mick Jagger und Ronnie Wood (pedal steel guitar), nein, nicht mit einem Hit der Glimmer-Twins, sondern "Evening Grown" von Jaggers "Wandering Spirit"-Album. Lewis hat bei allen Duetten das erste und manchmal auch das letzte Wort.
Auf Keith Richards' Beitrag dürfen wir dann noch drei Songs warten: "That Kind Of Fool", mit dezenten Gitarren-Licks vom 'Palmen-Keith' und er kann singen.
Einen Stones-Klassiker gibt es dann mit "Honky Tonk Woman" und Kid Rock am Mikro: Das Stück würde ich mal unter Party-Stimmung abheften…
Die glänzende Blues-Abteilung wird durch B.B. King, Eric Clapton und Buddy Guy vertreten. Souveräne Gitarre vom King in "Before The Night Is Over", feinste Gitarre vom 'Slowhand' auf "Trouble In Mind" und Buddy Guy auf "Hadacol Boogie", natürlich mit honky Piano vom Hauptdarsteller und starkem Solo der Blues-Legende.
Gänzlich ohne Begleitmusiker kommen Jerry Lee Lewis und Rod Stewart in "What's Made Milwaukee Famous" aus. Ein wahres Duett mit Piano-Begleitung, bei dem Stewart mit seiner Stimme grobes Holz glatt wie einen Kinderpopo schmirgelt.
Gänsehaut pur dann während des von Van Morrison geschriebenen "What Makes The Irish Heart Beat" mit Don Henley.
Hölle, Lewis und Young, aber es geht, auch wenn die Stimmen kontrastieren wie Schwarz und Weiß.
Freude pur, wenn man sich "Last Man Standing" anhört. Es gibt einen Koffer voller Überraschungen…
Line-up:
Jerry Lee Lewis (piano/lead vocals)
Jimmy Rip (guitars/boots and claps)
Ken Lovelace (guitars/fiddle - #20)
Keith Allison (guitar)
Robert Hall (drums -#1, 6, 19)
Jim Keltner (drums - #2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 13, 14, 15, 16, 20, 21)
James Strout (drums - #11,)
BB Cunningham (bass - #1, 6, 11, 19)
Hutch Hutchinson (bass - #2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 13, 14, 15, 16, 17, 20, 21)
Dave Woodruff (saxophone - #3, 7)
Ivan Neville (Hammond organ - #5, 9)
Bill Strom (organ - #6, 19)
Greg Lieze (pedal steel - #8/lap steel - #15)
Tracklist
01:Rock And Roll (with Jimmy Page, lead guitar) (2:14)
02:Before The Night Is Over (with B.B. King, lead guitar) (3:39)
03:Pink Cadillac (with Bruce Springsteen, vocals) (3:55)
04:Evening Grown (with Mick Jagger, vocals and Ronnie Wood, pedal steel guitar) (3:57)
05:You Don't Have To Go (with Neil Young, guitar/vocals) (4:00)
06:Twilight (with Robbie Robertson, lead guitar) (2:48)
07:Travellin' Band (with John Fogerty, vocals) (2:01)
08:That Kind Of Fool (with Keith Richards, lead guitar/vocals) (4:14)
09:Sweet Little Sixteen (with Ringo Starr, vocals) (3:04)
10:Just A Bummin' Around (with Merle Haggard, vocals/whistling) (2:43)
11:Honky Tonk Woman (with Kid Rock, vocals) (2:21)
12:What's Made Milwaukee Famous (with Rod Stewart, vocals) (2:39)
13:Don't Be Ashamed Of Your Age (with George Jones, vocals) (1:59)
14:Couple More Years (with Willie Nelson, guitar/vocals) (5:13)
15:Ol' Glory (with Toby Keith, vocals) (2:05)
16:Trouble In Mind (with Eric Clapton, lead guitar) (3:49)
17:I Saw Her Standing There (with Little Richard, vocals) (2:21)
18:Lost Highway (with Delaney Bramlett, vocals) (2:59)
19:Hadacol Boogie (with Buddy Guy, lead guitar/vocals) (3:18)
20:What Makes The Irish Heart Beat (with Don Henley, vocals) (4:12)
21:The Pilgrim (with Kris Kristofferson, vocals) (3:00)
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