John Lawton & Diana Express / The Power Of Mind
The Power Of Mind Spielzeit: 55:36
Medium: CD
Label: IM, 2012
Stil: Prog'n'More

Review vom 22.02.2013


Ulli Heiser
Man erkennt ihn sofort an der Stimme. John Lawton kam zwar erst zu Uriah Heep, als die wahren Bandklassiker bereits Vergangenheit waren, aber seine Stimme musste sich hinter seinen Vorgängern nicht verstecken. Vor Heep kennen wir den Sänger von Lucifer's Friend und den Les Humphries Singers. Es würde zu weit führen, die Musiker und Produzenten aufzuzählen, mit denen er zusammengearbeitet hat. Vorliegendes Werk entstand in Kollaboration mit der bulgarischen Band Diana Express.
Die Verbindung zu Diana Express und im Besondern zu Dr. Milen Vrabevski stammt aus dem Jahre 2008. John präsentierte damals eine Reihe im Fernsehen, die Land und Leute vorstellte. Dabei traf er auch Vrabevski, der "The Power Of Mind" nicht nur produzierte sondern auch komponiert hat. Dem Album, komplett in bulgarischer Sprache bereits veröffentlicht, sollte nun durch Lawton eine englischsprachige Ausgabe folgen. Die bulgarischen Rocker (gegründet 1974) und Lawton spielten das Konzeptalbum mit dem Thema 'positive Kraft der Gedanken' neu ein und erfuhren zudem Unterstützung durch Musiker aus dem klassischen Genre.
Beim Thema des Konzeptes sowie den klassischen Mitstreitern könnte man auf den Gedanken kommen, es mit einem seichten Output zu tun zu haben. Aber da gibt es Entwarnung, denn die klassischen Momente untermalen bzw. verstärken ihre progressive Pendants. Klasse bereits das "Intro", das mit einer Kombination aus einer gut gewählten Gitarrensequenz, Steinway-Schlägen, gesprochenen Worten sowie spanischen Saitenreferenzen sehr gekonnt einleitet.
Dann sind wir drin, in der 'Geschichte' und John setzt seine Stimme in gewohnt gekonnter Manier ein. Man treibt mit dem Song dahin, genießt die herrlich melodiösen Gitarrenläufe, die mehrstimmigen Vocals und freut sich darauf, wie es weitergeht. Ich kenne die reine Diana Express-Version nicht und kann somit nicht vergleichen, bin aber sicher, dass Dr. Milen Vrabevski mit Lawton eine sehr gute Wahl getroffen hat. Nicht, weil das Album nun englischsprachig vorliegt (ich liebe auch Musik in ihrer Originalsprache), sondern weil Johns stimmlicher Ausdruck einfach stark ist.
Und gerockt wird auch, ganz gemäß der alten Weisheit, dass in einem Konzeptalbum selten nur eine stilistische Schiene bedient wird. Rock'n'Roll-Strukturen, Saitenslapping, treibende Gitarrensoli sowie Boogiegehämmere der Tasten lassen die morschen Knochen gehörig knacken. Überwältigend z. B. wenn sinfonische Momente durch Gitarreneinsätze gesprengt werden ...
Eine Nummer vor dem Herrn ist "Fairytale". Da stimmt einfach alles. Ein Refrain, wie man ihn nur alle paar Jahre hört, typische Heep-Färbung, Akkordfolgen, die dem Ohr schmeicheln, eine Rhythmusarbeit, die ich gerne genial nenne. Eine saustarke Nummer. Kein Zweifel, dass "Rock N' Roll Is My Thing" auch 'das Ding der Musiker' ist. Immer wieder während des Hörens werde ich unsicher, ob der Schublade Prog Rock. Schossen nach dem Rock'n'Roll gerade noch die Schweißperlen aus den Poren, so lässt "The Search" die Seele baumeln. Durch den Flügel leicht klassisch angehaucht, gipfelt der Track mit einer Kombination aus sphärisch anmutenden weiblichen und Lawtons 'harten' Vocals zu einem weiteren Highlight. Natürlich stehen die Gitarren dem in nichts nach und wechseln von zart akustisch ebenfalls zu hart. Dazwischen immer wieder, wie aus einer anderen Welt, die Schläge der Steinways. Ach so, hatte ich gar nicht bemerkt: es läuft bereits der Folgetrack ...
So geht es weiter und wenn ich auch "Fairytale" der absolut genialen Komposition wegen, gerne losgelöst 'vom Rest' höre, so 'muss'/sollte man das Album doch bitte am Stück hören. Klassik, Prog, Rock'n'Roll in angenehmer Wechselfrequenz verlangen einfach danach. "Now I Know" knallt übrigens als forscher Blues-Rock('n'Roll)er aus den Membranen, "Love in The World" startet, als stünde Deutsche Grammophon auf der Platte und gipfelt in einen balladesken 'Heep-Song', flankiert von Melodic Rock-Gitarren (auch in der Twin-Version). Dr. Milen Vrabevski ist ein Guter, Lawton auch. Und überhaupt zeigt kein beteiligtes Instrument (dazu zähle ich auch die Stimmen) auch nur den Ansatz von Schwäche oder Fehlheit am Platz.

Well done. Very well ...
Line-up:
John Lawton (lead vocals, backing vocals)
Maxim Goranov (guitars, backing vocals)
Nikolayy Kardzhilov 'Koko' (bass, contrabass)
Valeri Konov (keyboard, backing vocals)
Tsvetan Banov (drums, backing vocals)

Guests:
Pleven Philharmonic Orchestra conducted by Gerasim ( - #1-4,8,9,13,14)
Rossi Diakovska (Steinway grand piano - #2,8,13,14)
Milen Vrabevski (Steinway grand piano - #2,3,6, acoustic guitar - #8,9,10-12)
R. Diakovska (main theme/Steinway grand piano- #4)
M. Vrabevski (accompaniment/Steinway grand piano- #4)
KarolinaGocheva (vocals - #8)
Gerasim (Steinway grand piano - #9)
Brass M. Yosifov (trumpet - #10)
V. Stoyanov (trombone - #10)
D. Lyolev (sax - #10)
Acho Zaberski (Steinway grand piano - #14)
Tracklist
01:Intro
02:Mind Power
03:Two Hearts
04:Love's Light Shining
05:Max Rock
06:Fairytale
07:Rock N' Roll Is My Thing
08:The Search
09:Springtime
10:In Rhythm With You
11:Now I Know
12:New Rhythm
13:Love In The World
14:Finale
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