John Long / Lost & Found
Lost & Found Spielzeit: 41:24
Medium: CD
Label: Delta Groove Productions, 2006
Stil: Acoustic Blues

Review vom 12.01.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Ein Blues-Mann und seine Gitarre!
Musiker wie John Long, der den akustischen (Country-) Blues spielt, gibt es nur noch sehr selten.
Spontan kommen einem vielleicht Künstler wie Robert Johnson, Big Joe Williams oder Leadbelly in den Sinn. Diese Namen sind natürlich eng mit dem Genre verbunden, allerdings Blues-Geschichte.
John Long, 1950 geboren, spielt den 12-Takter in dieser Tradition. Allerdings kupfert er nicht ab, sondern geht mit eigenen oder zusammen mit seinem Bruder Claude geschriebenen Songs an den Start.
John Long versteht es auf geschickte, ganz persönliche Art und Weise, den hinlänglich bekannten (Country-) Blues alter Prägung frisch und knackig abzuliefern.
Der in St. Louis geborene Musiker ist ein völlig unbeschriebenes Blatt, hat keine Homepage und mit 56 Jahren bringt er die erste Platte, abgesehen von einigen Demos, auf den Markt.
Zu verdanken haben wir das Al Blake, Ex-Hollywood Fats Band und jetzt Kopf der Combo The Hollywood Blue Flames.
Irgendwann bekam er eine Long-Demo in die Hand und reichte sie begeistert weiter an den Delta Groove-Chef Randy Chortkoff, der den bis dahin vielleicht Insiderkreisen bekannten John Long vom Fleck weg engagierte und ihn direkt ins Studio bat.
Long kann, was seine Songs angeht, aus dem Vollen schöpfen, denn Blues-aktiv ist er bereits seit über 45 Jahren.
"Lost & Found" ist genau das gefundene Fressen für zwischendurch, wenn man es Mal ohne Stromgitarren mag. Der Long hat es auf der Gitarre voll drauf und sein Gesang, der auch vor höheren Lagen nicht zurück schreckt, passt perfekt dazu. Wenn er dann auch noch hier und da die Blues-Harp spielt oder das Bottleneck einsetzt, erfüllt er mit einem Delta-Feeling den Raum. Trotz moderner Aufnahmetechnik klingt die Platte schön alt. Selbstredend gibt es hier kein Knacken, Knistern, Rascheln oder irgendwelche Übersteuerungen.
Den Song-Reigen eröffnet er mit "Hokum Town", in dem er über eine verlogene Frau singt, die es nicht anderes verdient hat, als verlassen zu werden. »I'm packing up, leavin' on the bus outside.«. Gelungen ist sein Fingerpicking, gepaart mit einem Bottleneck-Einsatz.
"Pressure Cooker ('Bout To Blow)", welch ein Titel, aktiviert umgehend die Fußwippe. Der Text animiert zum Schmunzeln und zum ersten Mal dokumentiert Long seine Fähigkeiten an der Harp.
Den exzellenten Pianisten Fred Kaplan, der ebenfalls in der Hollywood Fats Band war, hat man für drei Tracks Long zur Seite gesetzt. Die beiden Musiker ergänzen sich blind und Kaplan spielt ein Solo zum mit-der-Zunge-schnalzen. Auch an dem Titel "Stranglevine" ist kein Sandkorn zu finden, welches das Long/Kaplan-Getriebe außer Kraft setzen könnte. Perfekter Duo-Blues!
Das "Leavin' St. Louis" hören wir am Ende der CD in zwei verschiedenen Versionen: Einerseits als Einzelleistung des Gitarristen und Sängers in einer etwas flotteren Auslage mit Harp, anderseits 'verstärkt' durch den Tastenmann. Die Piano-Version groovt etwas mehr, aber letztendlich kann man keine Fassung favorisieren.
Ganz gleich, worüber er singt und wie er seine Gitarre oder die Harp spielt, John Long hat es geschafft, den Blues der Vorkriegzeit wieder salonfähig zu machen. Zwei Highlights unter vielen seien dennoch empfohlen: "Healin' Touch", ein Slow-Blues der Extraklasse und das instrumentale "Johnny's Jump", wodurch Long zeigt, dass er auch mit Gitarre und Harp eine Geschichte erzählen kann.
Eine gewisse Skepsis beim Rezensenten hat der Protagonist nicht erst nach der gesamten Spielzeit vom Tisch gefegt.
"Lost & Found" ist, in einer von lebenden Bluesern einsamen Sparte von vorne bis hinten überzeugend und kann nur mit 8 von 10 RockTimes-Uhren belohnt werden.
Line-up:
John Long (guitar, harmonica, vocals)
Fred Kaplan (piano - #3, 6, 12)
Tracklist
01:Hokum Town (3:54)
02:Pressure Cooker ('Bout To Blow) (3:54)
03:Hell Cat (3:52)
04:Blues And Boogie Woogie (2:29)
05:Foot Stompin' Daddy (4:08)
06:Stranglevine (3:13)
07:Johnny's Jump (1:59)
08:Mean Ole Rootin' Ground Sloth (3:17)
09:Greyhound Driver (2:59)
10:Healin' Touch (2:59)
11:Leavin' St. Louis (Solo Version) (3:41)
12:Leavin' St. Louis (Piano Version) (4:36)
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