Quo vadis, Jonny Lang? In jungen Jahren begann sein Aufstieg mit dem Blues. Er rockte die Welt im Zwölftakter und erfreute viele Fans. Er hielt sich immer an der Wasseroberfläche des Genres auf. "Lie To Me" (1997) oder "Wander This World" (1998) waren eindeutige Belege dafür. Dann gab es so etwas wie einen Zickzackkurs. Irgendwie war der junge Mann nicht mehr so kalkulierbar was seine musikalische Ausrichtung anging ("Turn Around", 2006) und bei "Fight For My Soul" kommt man zu einem ähnlich gelagerten Urteil.
Okay, junge Leute müssen austesten, sind hin und her gerissen, auch, was ihr künstlerisches Talent angeht. Jonny Lang hat der Major-Plattenfirma den Rücken gekehrt und ist nun bei Provogue, einem Ableger der Mascot Label Group untergekommen.
Hier hat er sich nun, wie es überall im Netz zu lesen ist, in Form der Zusammenarbeit mit Tommy Sims einen Traum erfüllt. Seine Liste als Komponist, Musiker oder Produzent ist ellenlang und enthält zum Beispiel Namen/Bands wie Cher, Eric Clapton, Amy Grant, Wynonna Judd, Michael McDonald, Neville Brothers, Bonnie Raitt oder Bruce Springsteen. Tommy Sims hat gemeinsam mit dem Protagonisten produziert und war mit diversen Instrumenten (Gitarre, Bass, Piano) auf "Fight For My Soul" auch als Musiker aktiv.
Jonny Langs Stimme ist gereift, fasziniert immer noch, erzeugt Gänsehaut und passt plötzlich auch zu (ganz) anderer Musik. Beim vorliegenden Album begegnen uns Rock, Soul, Pop, R&B und Blues. Hier wurde der Blues bewusst ganz an den Schluss gesetzt. Was mit seinem Gesang hinhaut, will beim Schultern der Gitarre nicht so ganz zur Deckung gebracht werden. Da hat er zweifelsohne immer noch das 12-Takter-Feeling in den Fingern. Jonny Lang und der Blues (Rock) gehen noch im Opener "Blew Up (The House)" klar. Das Stück hat ordentlich Wind in den Segeln, aber dieser Chor, zugeben, sehr gut singend, deutet schon an, dass man sich durchaus auch auf andere Sachen gefasst machen muss.
Aber nicht nur mit dem ersten Track möchte der Amerikaner den langjährigen Fan verprellen. Oberflächlich gesehen (gehört) ist "Flight For My Soul" kein Blues, aber als Fünkchen des Stils ist seine Gitarrenarbeit noch geblieben, auch wenn diese Feststellung abermals relativiert werden muss, weil die elf Lieder (als 'Special Edition' gibt es noch zwei akustische Nummern obendrauf) verdammt kompakt arrangiert wurden und man sich die Jonny Lang-Sechssaiterparts wie Rosinen aus den Songs rauspicken muss.
Geht man aufgeschlossen an die Platte ran, rockt es an einigen Ecken ganz toll. Schon mit "Breakin' In" zeigt er dem von ihm bekannten Blues allerdings die kalte Schulter und lässt den groovenden Funk/R&B hochleben. Seine Solo ist so kurz wie Hotpants und plöppt richtig laut hoch. Die herrliche, von einem Wah Wah-Pedal-Sound dominierte Gitarre könnte in Richtung Blues zeigen. Stattdessen gibt es einen funkigen Soul, der von Streichern angereichert wird. An anderer Stelle serviert er uns einen derart heftig stampfenden Beat und feurigen Funk, dass einem Prince in den Sinn kommt. Für einen ganz kurzen Moment schielt Jonny Langs Gitarre sogar auf den Jazz.
Highlights finden sich auf der Platte dennoch. Zum Beispiel ist "The Truth" eine Ballade, die mit Piano und fantastischem Gesang punkten kann. Abermals könnte Jonny Langs Solo auch sehr gut zu einem Blues-Outfit passen. Direkt danach ist man auch von dem dynamisch arrangierten Soul-Song "The River" mit tollem Chor und leicht wiegendem Reggaerhythmus angetan. Nach hinten raus werden die Lieder dann um einiges seichter. Die Streicher schleichen sich immer mehr in den Vordergrund.
Jonny Langs "Fight For My Soul" ist eine durchaus zweischneidige Angelegenheit und eine direkte Kaufempfehlung bleibt hier aus den bereits beschriebenen Gründen aus.
Line-up:
Jonny Lang (lead vocal, lead guitar, rhythm guitar)
Akil Thompson (rhythm guitar)
Dwan Hill (keyboards, piano)
James Anton (bass)
Barry Alexander (drums)
Melissa 'Missi' Hale (background vocals)
Additional Musicians:
Tommy Simms (guitar, rhythm guitar, bass, piano, background vocals)
Marc Harris (Hammond B3 organ)
Shannon Sanders (piano, synthesizer, background vocals)
James Waddell (keyboards, beats)
Phil Lassiter (synthesizer)
Chris Bruce (rhythm guitar)
Drew Ramsey (acoustic guitar, rhythm guitar, background vocals)
Javier Solis (percussion)
Jason Roller (banjo, mandolin)
Pam Sixfin (violin)
David Angell (violin)
David Davidson (violin)
Conni Ellisor (violin)
Kristin Wilkinson (viola)
James Grosjean (viola)
John Catchings (cello)
Sari Reist (cello)
Luke Edgemon (background vocals)
Gene Miller (background vocals)
Tiffany Palmer Bastiany (background vocals)
Michael Hicks (background vocals)
Bekka Bramlett (background vocals)
Nikki Leonti (background vocals)
Jackie Wilson (background vocals)
Jason Eskridge (background vocals)
Tracklist |
01:Blew Up (The House) (4:41)
02:Breakin' In (3:38)
03:We Are The Same (6:00)
04:What You're Looking For (5:44)
05:Not Right (4:33)
06:The Truth (5:09)
07:River (4:20)
08:Fight For My Soul (5:01)
09:All Of A Sudden (4:44)
10:Seasons (5:01)
11:I'll Always Be (7:06)
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Externe Links:
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