'Der Zorn Gottes' (was La IrA De Dios auf Deutsch bedeutet) mag dem einen oder anderen Zeitgenossen schon in den verschiedensten Formen erschienen sein. Punk Rock gehörte bisher wohl eher weniger dazu, außer man hat eine unnatürliche Angst vor unglaublich lauten, ungehobelt bratenden Gitarrenwänden. Genau diese erwarten einen nämlich bei dem peruanischen Trio, das sich aktuell durch seine dritte Langrille "Apus Revolution Rock" ordentlich Gehör verschafft.
Dem begeisterten Psychedelic-, Garage- und Punkfan werden hier gute 40 Minuten lang die Leviten gelesen (die Combo bezeichnet den Stil selbst als 'Peru Psicodelia Punk'), und die durch den Albumtitel möglicherweise voreilig geweckten Clash-Assoziationen kann man sich grundsätzlich sofort abschminken. Viel zu laut und unwirsch gehen Chino, Litros und Pepe hier zu Werke, als dass Vergleiche mit den britischen Legenden möglich wären, und die Jungs machen dabei ganz sicher keine Gefangenen. Neben den drückenden, widerspenstigen Akkordfiguren, die stellenweise auch Querverweise zu Stoner Rock-Formationen zulassen, ist es vor allem der unglaubliche, mächtig pumpende, angezerrte Fuzz-Bass, der die Musik in seinem kräftigen Griff hält und ein tonnenschweres Klangfundament legt. Das leicht chaotische, aber höchst furiose Schlagzeugspiel kann sich ob dieser Bassgrundlage so richtig schön austoben und setzt weitere Akzente. Zudem prägen fetzige, kratzige Gitarrensoli das Klangbild, die sich zuweilen auf wabernden, vergleichsweise ausladenden Psychedelic-Passagen austoben und dem Ganzen auch einen guten Schuss Jam Rock-Charakter verpassen. Angesichts dieser Tatsachen tritt der in spanischer Sprache vorgetragene Gesang schon eher in den Hintergrund.
Doch auch dieser zieht den hiesigen Hörer unweigerlich in seinen Bann, denn neben der Sprache ist auch die Art, wie die einem die Laute hier voller Inbrunst und geradezu unmelodisch entgegen gespien werden, etwas Besonderes. Das wird in den rebellisch-lauten Shoutgesängen sehr deutlich, wie man sie beispielsweise im großartigen "Todo Arde en Llamas" vorfindet. So böse und rotzig waren die Clash beispielsweise nie.
Aber lassen wir die unsinnigen Vergleiche und Querverweise, auch wenn sie sich natürlich sowohl aufgrund der linkspolitischen, tiefroten Grundeinstellung (die Symbolik des Artworks spricht Bände) als auch wegen des Albumtitels geradezu aufdrängen wollen. Vielmehr sind im Falle La IrA De Dios die Vergleiche nämlich bei amerikanischem Ur-Punk sowie weitere Verweise in psychedelisch-spacigen Sektoren zu suchen, auch wenn diese im chaotischen Klangkosmos der drei Peruaner eher zurückstehen müssen. Dafür gibt es auf "Apus Revolution Rock" aber massenweise kratzbürstigen Garagensound, wie man ihn beispielsweise von den legendären MC5 oder den unsterblichen Stooges im Ohr hat. Darüber hinaus sind auch Gruppen wie Motörhead, Fu Manchu oder Zeke als Einflüsse zu nennen.
Insgesamt präsentieren La IrA De Dios also ein unwirsches, böses Antialbum. Die raubeinige und sehr lebendige Produktion passt bestens zum Retro-orientierten Garage Punk-Sound und lässt die Anden-Rocker somit keineswegs innovativ erscheinen - was in diesem Genre jedoch auch nicht angebracht wäre, liegen die musikalischen Wurzeln doch schon 30 bis 40 Jahre zurück. Das dreckige, bissige, unverbrauchte Songmaterial verfehlt seine Wirkung jedenfalls keineswegs und zeigt einmal mehr, dass diese Musik das Prädikat 'zeitlos' schon lange und zu Recht verdient.
Freunde des puren und lauten, schweißtreibenden und unverfälschten (Punk-) Rocks sollten La IrA De Dios daher unbedingt ihr Ohr leihen, dann ekstatisch zur Musik zucken, und sich von ungeschliffene Diamanten wie dem zähen Psychoblues "Revolucion", dem schleppenden "Todo Arde en Llamas", dem im Hintergrund mit Powerpop-Chören angereicherten "Lima Ciudad", dem simpel-effektiven Rocker "Guerrilla a Go Go" oder dem fiesen, hektisch-schnellen "Atravezare" auf ganzer Linie begeistern lassen!
Anmerkung: Allen, die des Spanischen nicht mächtig sind, sei ein Blick ins Booklet empfohlen, das die Songtexte auch in englischer Übersetzung enthält. Und wer nach visuellen Eindrücken sucht, dem sei das Video zu "5000 Años" ans Herz gelegt, das sich als Bonus auf der CD befindet.
Line-up:
Chino (guitars and vocals)
Litros (bass and vocals)
Pepe (drums and vocals)
Tracklist |
01:Revolucion (2:46)
02:No hay Control (2:09)
03:Misantropo (3:31)
04:Todo Arde en Llamas (4:18)
05:5000 Años (2:38)
06:Yo Solo (2:04)
07:Lima Ciudad (5:08)
08:Woman (2:34)
09:Guerilla A Go Go (3:53)
10:Calles Oscuras (3:36)
11:Megahertz (3:36)
12:Atravezare (3:40)
13:5000 Años [Bonus Video] (2:51)
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