Steve Overland ( Wildlife, FM, So!, Shadowman) ist ein Frontmann, der die Rock-Fraktion spaltet. Man liebt ihn oder hasst ihn, dazwischen geht fast nicht. Unbestritten ist sein gewaltiges Gesangspotential. Für die Gruppe, die der etwas härteren Gangart zugeneigt ist, dürfte er zu den Shoutern gehören, die ihren Hörgenuss durch immer wieder eingeflochtene Weichspüleinlagen permanent unterwandern, für den Rest zählt er zu der Hand voll von genialen britischen Sängern, dessen variable Stimmperformance fast jedes Werk mit seiner Beteiligung zu einem besonderen Ereignis stilisiert.
Ich gehöre zweifelsfrei zu letztgenannter Gruppierung, für mich persönlich ist Overland so was wie ein ganz heißer Kandidat, falls Paul Rodgers sich von seinem Queen-Projekt nicht mehr zu lösen gedenkt, und die verbliebene Bad Company-Belegschaft mal nach einem neuen Album ohne ihn Lust verspüren sollte. Besonders seine Errungenschaften im Zusammenhang mit der Band FM haben Steve in die Nähe des Kultstatus gehievt, deren langersehntes Comeback sicher ebenfalls viele seiner Fans glücklich machen würde.
2004 stockte seiner Anhängerschaft zumindest der Atem, als Overland sein neues Projekt The Ladder mit einem neuen Album ("Future Miracles" - man beachte die Anfangsbuchstaben...) vorstellte, zumal in Person von Pete Jupp ein weiteres FM-Gründungsmitglied mit an Bord war. Auch hier gab es dann unterschiedliche Reaktionen. Manche Teile der Metal-/Hard Rock-Gilde verpönten es als Altherren-Melodic-Schmuse-Pop-Rock, der gemäßigtere Rest und die Melodic Rock-Kritikerschaft zählte es zu den Alben des Jahres. Die angenehm bluesige Note von FM, wie beispielsweise auf ihrem starken Longplayer "Dead Man's Shoes", fehlte aber.
Mittlerweile ist jetzt der Nachfolger "Sacred" fertiggestellt, der ab dem 23. April in den Plattenläden zu Verfügung stehen wird. Eine veränderte Personalie ist zu vermelden, für den Gitarristen Vinny Burns hat diesmal der österreichische Musiker Gerhard Pichler (seit wann wird in Kaffeehäusern Rockmusik dargeboten...?) den Griff in die Metalsaiten übernommen, und der verleiht dem Werk mit seiner exzellenten Arbeit eine wesentlich rauere und rockigere Note. Dezent geschmälert wird das Ereignis jedoch durch kontinuierliche und recht markante Synthesizer-Einlagen (die wie schon beim Vorgänger auf der Promo-CD bei den Instrumenten totgeschwiegen werden), die mir eigentlich überflüssig erscheinen, sowie durch den häufigen Einsatz von Bits aus der Drum-Computer-Kiste, wobei ich mich frage, ob das ein guter Schlagzeuger wie Pete Jupp nötig hat. Bob Skeat (Ex- Wishbone Ash) zupft dafür mit bewährter Klasse seinen Tieftöner.
Die Songs auf "Sacred" sind wieder allesamt melodisch, ohne jedoch aus beschriebenen Gründen ganz den Ohrwurmcharakter der Stücke von "Future Miracles" zu erreichen, vor allem was die Anzahl betrifft, auch wenn der stimmlich wie immer gut aufgelegte Overland Pichlers vorgegebene Härte in der weinerlichen Gesangsmanier eines Michael Bolton des öfteren mit Erfolg geschickt abfedert. Das muss man halt mögen, mich stört es, ehrlich gesagt, weniger. Ich meine letztendlich, dass The Ladders's "Sacred" ein ordentliches Album geworden ist, das in jeder Rocksammlung seine Daseinsberechtigung haben dürfte. Wer Steve Overland liebt, kann blind zugreifen, seine Kritiker haben einen Grund mehr, ordentlich rumzumosern. Zu welcher Partei gehörst du eigentlich?
Tracklist |
01:Body & Soul
02:Sacred
03:Something To Believe In
04:All Of My Life
05:Believe In Me
06:Run To You
07:Here I Am
08:Sea Of Love
09:Make A Wish
10:Mean Streets
11:Abandonded
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