LaFaro / Easy Meat
Easy Meat Spielzeit: 43:35
Medium: CD
Label: Smalltown America Records, 2011
Stil: Alternative Rock, Punk

Review vom 15.12.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Alles reine Nervensache! LaFaro aus dem nordirischen Belfast macht mit seinem brachialen Stil zwischen Nirvana, die im Vergleich zu LaFaro echt nett klingen, und Queens Of The Stone Age die Musikszene unsicher. Headbanging wird von der Band auf der Bühne persönlich vorgelebt und beim Schlagzeuger Alan Lynn ist sein Arbeitsgerät als legale Waffe zu bezeichnen. Lynn trommelt mit der Lizenz eines Feuerwerkers.
Wer LaFaro nicht kennt, wird zunächst Musik zum Fürchten erleben und zwei Gitarristen namens Jonny Black sowie Dave Magee fighten um die Vorherrschaft der Riffs. Bei den Stakkato-Attacken des Sechsaiter-Duos greifen andere Gitarristen zum Schnuller oder lutschen wieder am Daumen. Womit wir dann gleich bei der oralen Klang-Kollage "Pat-A-Cake" wären. LaFaro setzt auf den auditiven Weg für die Befriedigung der Sinne. LaFaros "Easy Meat" folgt den Gesetzen der Chaosforschung oder -theorie. Ihre Songs sind dynamische Prozesse, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist. Der Begriff 'Komposition' scheint in Bezug auf "Easy Meat" phasenweise ziemlich fehl am Platz zu sein. Zumindest trifft das auf den Gitarren-Feedback-Freakout-Sound-Koloss "Easy Peasy Meat" zu.
LaFaro ist anders und deswegen so interessant. Ein Musik-Stil wie Alternative Rock trifft zu, aber schließlich steht die Gruppe für noch so einiges mehr. Ja ja, "Full Tilt": Titel wie Aufmachung bringen es auf den "Easy Meat"-Punkt, wobei diese Nummer noch richtig eingängig ist. Es kommt einem schon absurd vor, wenn man im Zusammenhang mit LaFaro den Begriff 'zart' benutzt, aber wenn die Combo als Einfluss Howlin' Wolf nennt, dann haut das hin, weil wenige, ganz behutsame Blues-Bezüge hörbar gemacht werden.
Oh Mann, LaFaro drischt aber auch einen ordentlichen Flegel. Immer volle Pulle auf die Zwölf. Da gibt es kaum Zeit, Luft zu holen. LaFaro ist gnadenlos und driftet oft auch in Richtung Punk. Was muss das Equipment bloß alles mitmachen. "Easy Meat" entwickelt sich zu einer echten Belastungsprobe für Verstärker sowie Trommeln. Aggressiver Hardcore-Sound wird von rhythmischem Lärm begleitet.
Bei dieser Mucke wundert es einen kaum noch, dass LaFaro als Support-Band für Helmet oder Therapy? unterwegs war. Die Gitarren glühen im Fegefeuer und die Gruppe schmiedet Edelstahl. Wer noch nicht den Blues hat, kann ihn hier bekommen. LaFaro ist ungewöhnlich und zugleich ungewöhnlich gut. Man muss sich die Exzesse nur oft genug geben, dann kann man sich glatt mit der emotionalen Power auseinandersetzen.
"Easy Meat" ist kompromisslos. Die Band lässt nur wenig Spielraum nach unten, zum Ruhigeren zu. Das kurze "Hum Strum" ist obskurer Blues und in "Christmas" hört man eine Skiffle-Band. "Slide On" verpackt man in das Gewand von speedigem Pub Rock.
Auch LaFaro hat eine Song-Ausnahme von der Regel in der Tracklist. Ganz zum Schluss serviert man dem Hörer eine prächtige Singer/Songwriter-Ballade. In "Maudlin" singt Jonny Black tatsächlich und wird nur von einer verträumt aufspielenden akustischen Gitarre begleitet. Welch ein Wechselbad der Gefühle.
LaFaros "Easy Meat" ist beim ersten Hören zunächst nur chaotischer Lärm. Man muss der Platte weitere Chancen geben und dann sortiert sich das Chaos so ziemlich. Härte, Kompromisslosigkeit und musikalischer Protest bleiben, aber die Songs haben Qualität. Das Album wird dennoch nicht jedermanns Sache sein. Anfängliche Abstoßung führte schließlich zu einer Akzeptanz der knappen dreiviertel Stunde.
Line-up:
Jonny Black (vocals, guitars)
Dave Magee (guitar)
Cahir O'Doherty (bass)
Alan Lynn (drums)
Tracklist
01:Full Tilt (2:27)
02:Langer (0:19)
03:Sucking Diesel (3:20)
04:Wingers + Chips (1:35)
05:Scully (0:31)
06:Boke (3:17)
07:Yes! (0:29)
08:Have A Word With Yourself (4:44)
09:Easy Meat (4:15)
10:Easy Peasy Meat (1:04)
11:Settle Petal (4:12)
12:Pat-A-Cake (0:36)
13:Off The Chart (4:23)
14:Hum Strum (0:38)
15:Slide On (3:55)
16:Christmas (0:27)
17:Meat Wagon (3:46)
18:Maudlin (3:36)
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