Lance Lopez eilt der Ruf eines Blues-Rockers voraus, der gerne seine Klampfen bis zum Exzess ausreizt. Für einige Liebhaber des Genres ist es zu viel des Guten, was der Texaner vor allem bei seinen Live-Auftritten anbietet. Dort wird zum Teil aufs Heftigste geschreddert, so wie es mein Kollege Jürgen beim 2008er Bluesgaragen-Auftritt erlebte.
Sicher, die zwölf Songs bewegen sich mit reichlich durchtränkter Gitarrenpower zumeist im Blues Rock-Bereich, doch sind auch Stücke dabei ("Hard Time", "Get Out And Walk"), die sich problemlos in die Hard Rock-Kategorie einordnen lassen. Und als ob er den Gig-Bericht meines Kollegen gelesen hätte, übertreibt er diesmal zu keinem Zeitpunkt der Platte sein Saitenspiel - und wenn er doch mal ausbricht, dann hat es seine uneingeschränkte Daseinsberechtigung. Ein Gitarrenhexer seiner Güteklasse muss auch mal richtig Dampf ablassen dürfen und können, so wie bei "Your Love" oder seiner erstklassig gestrickten, instrumentalen Ballade "Vaya Con Dios".
Mag sein, dass eine der Ursachen für seinen Sinneswandel mit seinem neuen Line-up zusammenhängt, denn die Tonkonserve besticht mit durchweg guter Qualität, rockt und swingt was das Zeug hält und sorgt letztlich für genügend Abwechslung. Auch nach mehreren Durchläufen kam bei mir keine Langeweile auf. Im Gegenteil, der erste Bonustrack "Can't You Feel It" geht sofort ins Blut, animiert zum ständigen Mitwippen und eignet sich ebenso wie der zweite Bonus "Lowdown Ways" als Anspieltipp.
"Handmade Music" trifft den Nagel voll auf den Kopf, wobei jedem klar sein müsste, dass Lopez sich als Gitarrenheld auf grundsolides Handwerk versteht. Apropos Handwerk: Auf der mir vor liegenden Tonkonserve besticht er mit eigener Handschrift, soll heißen, dass er sich bis auf "Can't You Feel It?" ( Johnny Winter) nicht mehr an den Bluesrockern vergangener Tage misst, sondern nun versucht, sein eigenes Ding durchzuziehen. Gut so!
Der Sound wurde perfekt abgemischt, dampft hervorragend aus meinen Boxen und hinterlässt einen Gitarrenexperten, der nebenbei auch mit ansprechender Stimme überzeugt. Im Vergleich mit seinen vorherigen Alben, vernehme ich bei seinen Textvorträgen einen riesigen Schritt nach vorn. Ich denke, Lance ist zu der Erkenntnis gelangt, dass weniger ausgedehnte Gitarrensoli durchaus mehr Erfolg bringen können. So setzt er diesmal nicht auf Quantität, sondern auf Qualität und die CD wirkt insgesamt viel effizienter, als alle seine bisherigen Veröffentlichungen.
Letztlich erwartet den Konsumenten ein Blues Rock-Scheibchen, in dem reichlich Hard-, etwas Southern Rock und ein paar Spritzer Boogie beigemischt wurden. Alles in allem kann ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen!
Line-up:
Lance Lopez (lead vocals, guitars)
Chris Gipson (bass, backing vocals)
Jimmy Dereta (drums, percussion)
Eric 'Scorch' Scorita (Hammond B3 Organ, piano - #3,4,5,8,12)
Tracklist |
01:Come Back Home
02:Hard Time
03:Let Go
04:Dream Away
05:Get Out And Walk
06:Your Love
07:Travelling Riverside Blues
08:Letters
09:Vaya Con Dios
10:Black Cat Moan
Bonus Tracks
11:Can't You Feel It?
12:Lowdown Ways
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