Langer, Schmid, Messina
The Beat Goes On
The Beat Goes On Spielzeit: 56:49
Medium: CD
Label: Emojazz, 2007
Stil: Fusion, Rock Jazz

Review vom 02.05.2007


Norbert Neugebauer
Drei Jazzer, die feierabendmäßig alte Rock-Kamellen spielen?

Oder drei klasse Musiker, die aus ihren Lieblingssongs groovige Jam-Fusion-Nummern machen?

Und das Ganze im kleinen Klub vor einem Haufen begeisterter Fans live mitgeschnitten und auf einer mitreißenden Scheibe veröffentlicht haben?
"The Beat Goes On" - schon eine verrückte Sache. Wolfgang Schmid hat mir auf meine Rezension von Voll daneben! eine 'etwas andere' Jazz-CD angekündigt. Ich war gespannt und überrascht ob der Titel auf dem Cover. Uralte Sachen, die jede bessere Oldies-Band am Samstagabend auf dem 'Ü 50'-Tanz spielt. Das kann ja lustig werden ...
Aber was soll bei einem so illustren Trio schon schief gehen, selbst wenn die mal 'just for fun' loslegen?
"Smoke On The Water" - DAS Rockriff schlechthin. Aber auch schon bei Deep Purple nicht unbedingt Anlass für ergiebigste Improvisationskunst. Und das nun auch noch in Dreierbesetzung über 11:06 Min.! Die Gitarre reißt das Thema an, dazu groovt der Bass und das Schlagzeug unterlegt mit lateinamerikanischer Rhythmik. Der erste Chorus kling sanft jazzig und dann geht's erstmal funkig mit einem Slap-Bass-Gewitter weiter. Fusionmäßig übernimmt der Sechssaiter wieder, die Drums steigern den Beat, powern das Grundriff heraus …. Ein virtuoses Dreierspiel, das bestens aufeinander eingestimmte Künstler zeigt, die locker mal das 'Thema mit Variationen' durchdeklinieren. Ein Auftakt zum Warmspielen nach Maß und ein abgedroschener Rocksong aus sicher unerwarteten Blickwinkeln!
Ganz anders "Ferry Cross The Mersey", die alte Beat-(mit allem Respekt!)Schnulze. Fast eine Meditation über das Liedchen. Ganz sensibel greift das Trio die Melodie auf und interpretiert sie lautmalerisch. Schmids Bass ist abgrundtief, Messina zeigt, was die feine Kunst des zurückhaltenden Jazz-Drummings ist und darüber singt Langers Gitarre. Der Drive nimmt allmählich bis zum Break zu, dann löst sich die Spannung auf. Genial!
"No Woman No Cry" - Langer lässt seine Gitarre mit dem Wah predigen, Schmids Bass setzt den Lobgesang in höchsten Tönen fort, während Messina den Reggae-Rhythmus aufrecht erhält. Allerdings das kurze Gesangsintermezzo hätten sich die Herren sparen können, »Everything's gonna be alright"« - is scho recht…
Beatles-Songs zu covern ist ja immer eine dankbare Geschichte. Und das kriegen die Akteure natürlich mit "Don't Let Me Down" auch gekonnt hin. Trotzdem nochmal: Singen, mit Verlaub, tun meine Katzen besser!
Santana in einer simplen Dreierbesetzung zu spielen, das muss man können. Aber die Herren sind ja nicht Irgendwer. Wolfgang Schmid ist der Überbasser in Deutschland und Umgebung. Rund 400 Auftritte auf den unterschiedlichsten Tonträgern hat er absolviert, vor allem als Sideman von Klaus Doldinger ist er den Jazz Rock-Fans ein Begriff. Thomas Langer begleitete lange die deutsche Hammond-Lady Barbara Dennerlein und profilierte sich in unterschiedlichen Bands der Jazz-Szene. Der Argentinier Daniel Messina ist seit 1991 in Deutschland und gehörte ebenfalls zur Band von Dennerlein. Sein variables Drumming gibt der Formation den Rückhalt und den Solisten die erforderliche Freiheit. Auf "El Farol" darf er auch solistisch tätig werden und das passt in den Rahmen des pulsierenden Stücks.
"Norwegian Wood" mutiert auch schnell zu einem energiegeladenen Werk, das die folkige Süße des Beatles-Songs in einen satten Fusion-Track transferiert. Ebenfalls gelungen!
Mit der "Village Jam" läuft das Trio dann endgültig heiß. Die Jam erinnert an die wohlbekannten Vorbilder. Jimi Hendrix in Woodstock und Jeff Beck ("Freeway Jam") standen Pate, mit 3:34 Min. ist dieser Track aber eindeutig zu kurz, angesichts der vorherigen Ausarbeitungen. Die Aufnahmen vom 22.09.2006 aus dem Village in Habach sind auch soundmäßig top, so muss live klingen!
Fazit: Klasse. Drei Musiker spielen zum Spaß, das was sie lieben. Und wir auch. Klassiker, von Jazzern mit Rock-Heart neu eingespielt, die jedem Rock-Fan mit etwas Bewusstseinserweiterung wärmstens empfohlen werden können.
Aktuell sind keine Auftrittstermine der Formation mit diesem Projekt angekündigt, aber wenn Langer, Schmid, Messina damit wieder touren sollte, lohnt der Besuch auf jeden Fall. Ein derartiges Power-Trio im Fusionbereich hat bei uns Seltenheitswert.
Tracklist
01:Smoke On The Water (Deep Purple) 11:06
02:Ferry Cross the Mersey ((Gerry & P.Makers) 09:39
03:No Woman No Cry (Bob Marley) 05:53 04:Don't Let Me Down (Lennon/McCartney) 05:54
05:El Farol (Carlos Santana) 10:58
06:Norwegian Wood (Lennon/McCartney) 09:23
07:Village Jam (Langer/Schmid/Messina) 03:34
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