Getreu dem RockTimes-Motto hatte sich der Berichterstatter Zeit genommen und gute, nein, sehr gute Musik gab es auch.
Lanko (finnisch für Schwager) lud die Fan-Gemeinde zu einem Gig im Gocher Downtown gelegenen gemütlichen Café Libre ein.
Die Keimzelle der Band bildete das Gitarrenduo The Schvaeger ( Cuypers/Schut) und nach einiger Zeit war man der Meinung, dass seine Musik durch eine Rhythmusabteilung verstärkt werden sollte. So stießen Stefan Janßen (drums) und der Bassist Bert Thompson, welcher bereits bei Größen wie Dizzy Gillespie, Lionel Hampton, Ray Charles oder Dexter Gordon spielte, dazu.
Frank Schut arbeitete schon mit den Musikern Louisiana Red, Angela Brown, Frank Diez, Inga Rumpf, Luther Allison oder Gregor Hilden zusammen.
Das Quartett begann das Konzert sehr besinnlich mit einer von Kees Cuypers geschriebenen Ode an seine Heimat Finnland. Frank Schut schulterte die akustische Gitarre und der Drummer Stefan Janßen hatte bei "Kotimaa" schon die erste und einzige Pause.
Ähnlich entspannt ging die musikalische Reise von Finnland hinüber nach England, denn Lanko interpretierte den Blues Band-Titel "Can't Hold On". Schut sang mit einem tollen Blues-Feeling in seiner Stimme und spielte das erste Solo direkt gefolgt von Kees Cuypers. Das Stück wurde vom Publikum mit reichlich Beifall honoriert.
Auf der Reise ging es mit "Shape I'm In" jetzt über den großen Teich. Stefan Janßen bediente die Felle mit den Jazz-Besen und Schut ebnete mit einem relaxten Solo den Weg für seinen Schwager Kees Cuypers, der seine Saitenzauberei auch körperlich auslebte.
Mit "Love In Vain" von Robert Johnson machte man im Blues-Delta Zwischenstation. In dieser Cover-Version wurde deutlich, zu welchen Leistungen das Quartett in der Lage war. Schut und Cuypers spielten weiter auf ihren Fender Stratocaster und man konnte dem Klassiker, besonders in den Soli, einige neue Fassetten hinzufügen, weil man zwischen den Zeilen lesen konnte und so die Nummer von ihren Staub befreite.
Als nächstes wurde, durch eine weitere musikalische Vorliebe der Band, eine Lehrstunde in Sachen finnischer Tango auf die nicht vorhandene Bühne gezaubert. Der Song sprühte nur so vor Temperament und hatte Feuer in der Seele. Natürlich wollte Kees seine Herkunft nicht verleugnen und er sang das Stück sehr emotional in finnischer Sprache. Nicht unbedingt my cup of tea, aber man muss den Musikern attestieren, dass sie sich auch in diesem Genre hervorragend auskannten.
So überraschend wie der Tango war dann auch das folgende Lied. Janßen und Thompson eröffneten gemeinsam den Instrumentalsong und die Gitarristen, die ihre Arbeitsgeräte auf verträumt gestimmt hatten, gesellten sich dazu. Aus ihrem Köcher zogen die Protagonisten den Jazz-Standard "Robbin's Nest", nach den ersten Takten hinlänglich bekannt. Stefan Janßen ließ sein Können in einem tollen Solo aufblitzen. Den Nachnamen, in den vielfältigsten orthografischen Varianten, gibt es am Niederrhein wie Sand am Meer, aber es gibt nur einen Schlagzeuger Janßen, der eine solche Klasse hat. Bert Thompson steht außerhalb jeder Kritik und sein Kontrabasssolo war brillant. Respekt!
Mit der Cuypers-Nummer "Next Of Kin" ging es zurück zum Blues. Ruhig beginnend verlieh das Quartett dem Genre im Mittelteil Flügel. Ein treibendes Solo von Schut und wenn der Finne Cuypers in die Saiten greift, muss man stets mit eruptiven Ausbrüchen am Sechssaiter rechnen. Schließlich bekommt der Vierer wieder Bodenhaftung und lässt den Track so ruhig ausklingen, wie er begann.
Ein Schut-Stück, das auf den Namen "Walking The Blues" hört, setzte das Programm, dank der Rhythm-Section, groovig fort. Klasse!
Cuypers "Innocence Is Sleeping" war der letzte Song vor der, wie Frank sagte, »0,489 Liter-Pause.«. "Next Of Kin"-ähnlich ließ einen das Quartett in eine Traumwelt entrücken. Zurück geholt wurde man schließlich durch einen eingestreuten Samba-Tornado.
Nach einem Django Reinhardt-inspirierten jazzigen Gypsy-Tune schlug man wieder das Buch des Blues auf. Von Willie Nelson angeregt, schrieb Schut das laid back gespielte "Rainy Day Blues", in dem die Kombination Thompson/Janßen wieder groovig zuschlug.
Als bekennender Hendrix-Fan war nun die Nummer "Up From The Skies" angesagt. Cuypers erzeugte erneut ein Erdbeben mit seiner Gitarre in dem ansonsten funkig gespielten Stück.
Ganz tief in die Blues-Kiste griff man mit Jessie Mae Robinsons "Black Night". Frank suchte dann erfolgreich seine Blues-Harp, die für das Ray Charles-Stück "Drown In My Own Tears" gebraucht wurde. Ein Slow-Blues, der runter ging wie ein Malt Whiskey.
Bei der folgenden Rhythm & Blues-Nummer war Tanzen angesagt und während "Rain Rain Rain" konnte man sich wieder etwas erholen, denn der Track war abermals einer der herrlichen relaxten Lanko-Blueser.
Ein Highlight servierten die Musiker mit ihrer ausgewachsenen Boogie-Verison von "High Heeled Sneakers", die Druck erzeugte und natürlich kam jetzt so richtig Party-Stimmung auf. Cuypers hatte das Bottleneck übergestreift und ließ es gekonnt über die Saiten gleiten. Mit dem langsamen "Langon Tango" wurde der zweite Teil beendet und man schraubte die Raumtemperatur wieder etwas herunter.
Das war aber nur von kurzer Dauer, denn der Zugabenteil wurde mit Howlin' Wolfs "Wang Dang Doodle" heftig eröffnet. Schließlich sollte mit "Same Old Blues" die Zugabe genau so ruhig enden, wie das Konzert begonnen hatte.
Dann war doch noch nicht Schluss, denn das Publikum wollte Lanko nicht entlassen, ohne "Ring Of Fire" von Johnny Cash gehört zu haben. Ok, den Song legte die Band noch oben drauf und dann war endgültig Schicht im Schacht.
Lanko: Sehr gut interpretierte Coversongs, herrliche Eigengewächse und mächtig Abwechslung im Set. Immer wieder gerne!
Nachtrag: Zusammen mit Wilfried Grootens (Embryo) hat Kees Cuypers die Electronic Space-Band moon fx# gegründet. Nimm dir Zeit für gute Musik… RockTimes bleibt am Ball.
Line-up:
Frank Schut (guitars, harp, vocals)
Kees Cuypers (guitars, vocals)
Bert Thompson (double bass)
Stefan Janßen (drums)
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