Seit gut drei Jahren sorgt
Last Temptation in der Region um Köln für Aufsehen. Es handelt sich um ein Projekt um
Thomas Pihale, dem ehemaligen
Rainstorm Project-Mastermind, der hier eine ambitionierte Truppe aus langjährigen Musikern samt kraftvoller Sängerin um sich geschart hat.
Mit "Chapter One" legt die Band, die übrigens derzeit an einem 'richtigen' Album arbeitet, ein erstes Lebenszeichen vor. Die für eine EP sehr ordentliche Spielzeit kommt dadurch zustande, dass die einzelnen Songs über eine veritable Länge verfügen. Das eröffnet Spielräume für ausgefeilte Arrangements, was Last Temptation ausgiebig und vielschichtig zu nutzen versteht. Anspruchsvolle Texte runden diese durchaus eigenständigen Kompositionen gekonnt ab.
Leider ist die Gesamtproduktion von "Chapter One" etwas unausgewogen, manchmal ein wenig zu steril. Für ein Rockalbum sollte das Schlagzeug dringend präsenter sein. Snare und Bassdrum müssen einfach richtig auf die Zwölf knallen - wenn ein filigraner Drummer wie
Michael Reuter zugange ist, allemal. Auch vom Bass dürfte ruhig etwas mehr Druck kommen - hier begeistert aber
Dirk Bester dessen ungeachtet durch sein finessenreiches, hochmelodisches Spiel.
Thomas Pihale drückt den Songs durch seine variable Gitarrenarbeit, oftmals stimmungsgeladen geschichtet, seinen Stempel auf. Gelegentlich - wie in "Lie To Me" - setzt er (sehr dezente) Akzente durch einige Keyboardpassagen.
Im (klassischen) Hard Rock, wie im Presseinfo des Labels postuliert, würde ich persönlich
Last Temptation nicht eindeutig verorten. Vielmehr fließen hier viele Alternative-Einflüsse in die Melodic Rock-Basis ein. Mehr als einmal fühlt man sich - besonders stark in "Love Me To Death" - an (ruhigere)
Guano Apes-Sachen erinnert; auch und gerade an
Sandra Nasić, denn Sängerin
Isa verfügt über ein ähnlich charakteristisches Organ. Ihre ausgeprägte Röhre kommt gerade im Midtempo-Bereich ("Lie To Me") besonders gut zur Geltung.
Das flott abrockende "Survive" eröffnet "Chapter One" mit enormem Zug. Die Gitarren braten gehörig, der Bass steuert tolle Figuren dazu, die Drums lassen gelegentlich etwas Salsa-Feeling aufkommen.
Isa singt klasse, trotzdem kommt der Gesang etwas zu 'direkt' - mit ein paar kleinen Effekten wäre dieser vielleicht etwas geschmeidiger, 'cremiger' ausgefallen. In "Lie To Me" gelingt genau dies etwas besser. Die Stimmung dieser Nummer wird im folgenden "Love Me To Death" derart überzeugend weitergesponnen, dass man meinen könnte, es handele sich um einen Zweiteiler. Mein klarer Favorit dieser EP!
Mit "Mind In My Pocket" kommt wieder mehr Härte ins Spiel, allerdings immer wieder durch ruhigere Passagen unterbrochen. Hier muss ich spontan an kompaktere
Octopus-Werke (etwa zu
Rubber Angel-Zeiten) und die gute
Jennifer Hensel denken. Lupenreiner Alternative Rock beendet mit "Liberation" ein wirklich ansprechendes Debüt.