Leash / We Need To Talk
We Need To Talk Spielzeit: 47:03
Medium: CD
Label: G - Records, 2013
Stil: Electro Rock

Review vom 11.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Da ging doch ein leichtes Schmunzeln über meine Lippen, als ich das Cover sah. Dann weckte der Albumtitel "We Need To Talk" Erinnerungen an die Arbeit. Diese Dinge haben jetzt eher persönliche Gründe, dürfen aber als Randbemerkung erlaubt sein.
Leash kommt aus Berlin. Leash war schon Berliner Band des Monats, sie spielten den Soundtrack zum Film "Little Thirteen" »und für einen Coca-Cola-Werbespot haben sie einen Elekto-Rock-Remix von "Happiness Factory" gemacht.«
Ach, herrje! Das Album "We Need To Talk" fängt ja gut an. Der Opener "Heatwave" ist typischer Indie Rock, den man in jeder Schublade des Genres finden kann. Vielleicht hat man ja nur zu oberflächlich zugehört. Aber auch nach mehreren Spins haftet dem Track nichts Innovatives an. Wegen seiner rockig-treibenden Art ist er schon an der richtigen Stelle der Tracklist. Mehr aber auch nicht. Beurteile eine Platte nie nach dem ersten Song! Ilja Köster hat eine tolle Stimme!
Der Beginn von "Shipwrecked" ist da schon aus ganz anderen Kordeln geflochten. Plötzlich klebt der Hörer förmlich an den Lautsprechern. Sphärische Klänge werden mit Rock gemischt und gehen eine verteufelt gute Allianz ein. Dieses Stück ist aus meiner Sicht die echte Eröffnung des Albums von Leash.
Ups, hat da jemand eine andere CD in den Player gelegt? Doch, es läuft immer noch "We Need To Talk". Jetzt macht die Combo aus der Hauptstadt aber einen perfekten Salto. Electro Pop wird mit Indie Rock gepaart. Geht nicht gibt es nicht! Leash ist wie ein musikalisches Universum, das sich die Endlosigkeit auf seine Visitenkarte geschrieben hat. Spliff existiert nicht mehr, Kraftwerk gibt es noch. Zwei sehr unterschiedliche Bands, die seinerzeit die Musikszene bewegten und Kraftwerk mit "The Model" einen Tophit in Großbritannien hatte, werden auf dem vorliegenden Album phasenweise zusammengeführt.
Leash steckt in den Achtzigerjahren und hat auch noch einen wunderschönen Song namens "Quicksand" im Köcher ... da wird die Leine auch durch Ilja Kösters flexiblen Gesang an
David Bowie festgezurrt. Wenn Leash in dem verteufelt guten "Leaves" etwas von »never look back« singt, dann stimmt es so nicht ganz. Aber vielleicht sollte man dieses Zitat besser im Kontext des Textes sehen. Fest steht jedenfalls, dass sich diese Nummer zu einem nächsten Highlight entwickelt.
Musikalisch hat sich die Formation schon lang aus dem kurzen Anfangstief herausgespielt und kann durch Vielfalt überzeugen. Den Plattenklang hat Andi Jung (unter anderem Blackmail, Seeed) in sehr gute Form gebracht und der Beatsteaks-Mann Peter Baumann ist mit seinem Sechssaiter in "Boys Are Bitches" und "Heatwave" dabei.
"Holding Hands" bricht aus dem bisherigen Gefüge der Kompositionen heraus, denn eine Ballade mit einer solchen Atmosphäre muss erst einmal geschrieben werden. Die musikalische Umsetzung ist perfekt. Fast möchte man behaupten, dass Leash unberechenbar ist. Diese Formulierung passt auch viel besser zur Band als: Leash sorgt für Überraschungen. "Don't Wanna" ist gigantisch gut. Leicht bedrohliche Synthesizerklänge treffen in dem Uptempo-Song auf herrlich-luftige Vibrafon-Sounds. Dazu riffen die Gitarren bis in die Unendlichkeit des Kosmos. Bei Leash ist viel los!
Das Quartett erweist sich über die gesamte Spielzeit als echter Soundtüftler. Wenn der Vierer mit dem Albumtitel "We Need To Talk" zum Reden mahnt, dann gilt im übertragenen Sinn für uns Hörer: 'We Need To Listen'.
Leash ist eine Combo, die alle aufgeschlossenen Musikfans auf der Agenda haben sollten. Leash macht richtig guten Electro-Synthesizer-Indie-Rock-Pop mit ansteckender Wirkung. Viel lieber so, als mit Grippe im Bett liegen.
Line-up:
Ilja Köster (vocals, keyboards, guitar)
Marc Goldschmitz (guitar, vocals)
Seb Bernstein (bass)
Maik Bzdziuch (drums, vocals)
Dominik Busch (bass - #4,10,11)
Pascal Gemmer (drums - #4,10,11)
Marcel Krömker (bass - #1,2,5,6)
Peter Baumann (additional guitar - #1,3)
Sophia Längert (additional vocals - #3)
Tracklist
01:Heatwave (4:09)
02:Shipwrecked (4:20)
03:Boys Are Bitches (3:27)
04:Enemy (3:36)
05:Better Man (5:14)
06:Quicksand (4:10)
07:Leaves (4:38)
08:Hit My Head (4:26)
09:Holding Hands (5:25)
10:Don't Wanna (3:40)
11:Babylicious (3:56) (all songs composed by Leash)
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