Lecherous Gaze, vor vier Jahren in den USA ins Leben gerufen, haben, ebenso wie hunderttausend andere Bands und Musiker, Vorbilder, denen sie nacheifern und sie kopieren. Das Quartett aus Oakland steht nicht nur dazu, sondern übernimmt auf ihrer neuen CD "Zeta Reticuli Blues" sogar ganze Passagen und berühmte Riffs der Songs, die ihnen am Herzen liegen. Somit spielen sie sich durch die gesamte Litanei vom Rock'n'Roll über Punk bis zum Psychedelic. Warum denn dann nicht gleich eine komplette CD mit Covern aufnehmen? In diesem Fall beschränken sie sich allerdings nur auf einen Song, den
AC/DC bekannt gemacht haben. "Baby Please Don't Go" wird somit in einer etwas sehr harten Version dargeboten.
Doch bevor es dazu kommt, werden Helden wie
Motörhead,
Alice Cooper und
Chuck Berry gehuldigt. Sänger
Zidiot Zorkensen - wer nennt denn bitteschön sein Kind so? - entpuppt sich dabei als wahrer Stimmenakrobat und kommt
Lemmy Kilmister verdammt nahe, ebenso wie er
Alice perfekt kopiert. Man höre nur "End Rising" und "Dog" und darf sich als Hörer überrascht zeigen.
Was seine Stimme nicht schafft, übernehmen in weiteren Songs die restlichen Musiker von
Lecherous Gaze. Gitarrist
Gram Clise liefert auf "Animal Brain" die Riffs von
Chuck Berry und wer beim Titelsong, der sich am Ende der CD befindet, die Ansätze zu
Pink Floyd intoniert, bleibt unergründlich.
Nun vermutet bestimmt jeder, dass es sich hier um eine CD handelt, deren Musik den angesprochenen Künstlern angepasst ist. Dem ist aber nicht so, denn man sollte sich das Ganze im Heavy Metal Stil und entsprechender Härte und Tempo vorstellen. Somit ist jeder Song für eine Überraschung gut und bei mehrmaligem Hören kann man sich sogar daran gewöhnen und findet Gefallen daran. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte. Der Gesang ist anstrengend. Zu viel tiefe und undefinierbare Töne und wenn ich es mal auf den Punkt bringe, ein schlechter Sänger, der eigentlich gar nicht singen kann, aber trotzdem gut im Imitieren von Stimmen ist. Der Sound ist ebenfalls viel zu dumpf. Wäre es meine Produktion, so wäre ich damit nicht zufrieden. Mehr Höhen, klare Drums und hellere Gitarren könnten der Sache eine deutlich bessere Note verleihen.
Die besten Songs der CD "Zeta Reticuli Blues", die ja so gut wie nichts mit Blues zu tun hat, kommen am Ende. "Night's Edge" überzeugt mit sehr guter Musik und beim Titel und Song Nummer Zehn, dürfen sich die Psycho-Freaks auf ein Highlight freuen. Völlig unerwartet, im Zusammenhang mit den vorangegangenen musikalischen Ergüssen, fühlt man sich plötzlich in das Album
Wish You Were Here von den
Floyds versetzt. Radio-Intro, gewaltige Gitarren-Sounds, gewagte Breaks, kaum Gesang und ein Ende, welches wie der Beginn dieses Epos' von den Radioknöpfen bestimmt wird. Ein phänomenales Abschlusswerk einer überraschenden CD. Gute Leistung, neuen Sänger suchen und weiter so.