Pink Floyd / Wish You Were Here
(Remastered)
Wish You Were Here Spielzeit: 44:06
Medium: CD
Label: EMI, 1994 (Capitol, 1975)
Stil: Classic Prog


Review vom 17.01.2009


Wolfgang Merx
Nachdem Pink Floyd 1973 mit Dark Side Of The Moon zu wahren Superstars aufgestiegen sind, war es für die Band nicht leicht, eine Steigerung dieses genialen Konzeptalbums zu schaffen. Allerdings muss ich eines vorneweg schreiben: "Dark Side Of The Moon" ist ein Album ohne Makel. Dennoch - so finde ich es jedenfalls - war eine Steigerung durchaus möglich, was mit "Wish You Were Here" eindrucksvoll gezeigt wurde. Ich halte dieses Album für das beste aller Pink-Floyd-Alben.
Schon die ersten Töne des Openers und ersten Teils von "Shine On You Crazy Diamond" jagen einem einen eiskalten Schauer über den Rücken. Diese mächtigen, langgezogenen und streicherähnlichen Klänge, die Rick Wright auf seinem ARP Solina String Ensemble spielt, werden u. a. durch eine Glasharfe verstärkt und dienen ihm als Basis für ein dezentes MiniMoog-Solo.
Wenn jedoch David Gilmour zu einem filigranen Gitarrensolo ansetzt, danach die Melodie des Songs anspielt und die ganze Band einsteigt, entfaltet sich der wahre Sound von Pink Floyd. Gilmour führt sein Solo fort und die Band begleitet ihn voller Drive. Der Song wird nach diesem Teil ruhiger. Wright und Gilmour wechseln sich mit ihren Soli ab, bis Waters schließlich seine berühmte Hommage an den früheren Pink Floyd-Frontmann Syd Barrett, den 'Crazy Diamond', singt. Diamond bezieht sich hier übrigens auf LSD (wegen dem Beatles-Song "Lucy In The Sky With Diamonds"), die Droge, die Barrett in die verhängnisvolle Abhängigkeit trieb. Zum Ende des Stücks hin spielt Dick Parry wie bei einigen Liedern von "Dark Side Of The Moon" auch hier ein langes Saxophonsolo.
Die Nummer wird langsam ausgeblendet, doch im Hintergrund hört man verschiedene Synthesizer-Geräusche, die "Welcome To The Machine" einleiten. Diese Geräusche klingen wie das Öffnen einer Tür oder wie ein Ventilator, ein einfaches Rauschen ist im Hintergrund neben weiteren anderen Tönen auch zu hören. Daraus bildet sich ein simpler, monotoner Bassrhythmus, der sich jeweils auf dem linken und rechten Tonkanal abwechselt, was vor allem über Kopfhörer sehr interessant klingt. Eine Akustikgitarre setzt ein und begleitet den Synthesizer, der das ganze Stück beherrscht.
Waters beginnt seinen klagenden Gesang über den Eintritt eines jungen Musikers in die Musikindustrie. Die zahlreichen unterschiedlichen Synthesizertöne, die sich nun um den Rhythmus der Gitarre und der Basssequenz entfalten, wirken kalt, steigern jedoch die Atmosphäre dieses Stücks enorm. Sehr stark ist auch Wrights Synthesizersolo zum Ende des Songs. Danach hört man, wie sich eine Aufzugstür schließt, der Aufzug losfährt, ankommt und den Hörer in einen vollen Saal entlässt, wobei die Geräusche des Aufzugs durch Wrights Synthesizer sehr authentisch nachgemacht werden.
Als drittes Stück beginnt "Have A Cigar" mit einem von Gilmour und Waters gespielten, sehr lässig wirkenden Riff. Rick Wright, diesmal am E-Piano, und Nick Mason kommen dazu und geben dem Song einen coolen Groove. Nun beginnt auch der Gesang, aber die singende Stimme ist anders und unbekannt. In der Tat ist es Roy Harper, der hier als Gastsänger agiert, weil Waters und Gilmour dieses Stück nicht singen wollten und er sich dazu bereit erklärte, nachdem er von Waters gefragt wurde. Er selbst nahm im Studio nebenan sein Album "HQ" auf. Sein Gesang passt allerdings wunderbar zum Sound der Band. Thematisch handelt es sich in diesem Stück um das Gerede eines Managers, der keine Ahnung von der Band hat:
»The band is just fantastic, that is really what I think.
Oh by the way, which one's Pink?«
Während Gilmour zum Schluss ein starkes Solo spielt, verwandelt sich der sehr klare Sound des Albums zu dem Klang eines rauschenden Radios. Der Sender wird verstellt, man hört die Fetzen eines Hörspiels, einen kurzen Ausschnitt aus Tschaikowskys vierter Symphonie und schließlich einen der größten Hits, den Pink Floyd jemals hatte: "Wish You Were Here".
Jemand scheint vor dem Radio zu sitzen und der daraus ertönenden Gitarrenmelodie zu lauschen, um dann selbst dazu Gitarre zu spielen. Natürlich ist es Gilmour, der da spielt, und später auch singt. Die Band setzt ein und spielt mit akustischen Instrumenten, nur Wrights Synthesizersolo zum Schluss ist eindeutig elektrisch. Das Stück wird zu synthetischen Windgeräuschen überblendet, die den zweiten Teil von "Shine On You Crazy Diamond" einleiten. Waters beginnt mit einem simplen, langsamen Bassrhythmus, die anderen kommen nach und nach dazu und Wright startet wieder mit einem ausgedehnten Solo am Synthesizer.
Im Anschluss daran übernimmt Mason den Rhythmus und beschleunigt das Tempo immens, woraufhin Gilmour wieder ein grandioses Solo spielt. Er leitet die Band zu der Melodie und dem Tempo des ersten Teils zurück. Wieder singt Waters über Syd Barrett und sein Verschwinden aus der Musikwelt. Die Band spielt den Schluss des ersten Teils an, um nun einen neuen zu beginnen, der wegen Wrights E-Piano und seinem Clavinet sehr nach Funk klingt. Dieser Abschnitt macht einem weitaus langsameren Teil Platz, den die Band mit dem ursprünglichen, balladesken Sound des ersten Teils füllt. Nachdem alle anderen aufgehört haben, zu spielen, trägt Wright die Melodie durch sein Piano und seinen Synthesizer weiter, bis das letzte Stück des Albums langsam ausgeblendet wird.
"Wish You Were Here" ist ein wahres Meisterwerk, das ich - wie anfangs erwähnt - noch besser als "Dark Side Of The Moon" finde, vor allem wegen seiner dichten Atmosphäre und dem nochmals gereiften Sound der Band.
Line-up:
David Gilmour (guitar, vocals)
Rick Wright (keyboards, vocals)
Nick Mason (drums)
Roger Waters (bass, vocals)

Roy Harper (vocals - #3)
Dick Parry (saxophone)
Carlena Williams (background vocals)
Venetta Fields (background vocals)
Tracklist
1:Shine On You Crazy Diamond (Part One)
2:Welcome To The Machine
3:Have A Cigar
4:Wish You Were Here
5:Shine On You Crazy Diamond (Part Two)
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