Led Zeppelin / IV, Houses Of The Holy
IV, Houses Of The Holy Spielzeit: 42:40 (CD 1), 40:22 (CD 2),
41:01 (CD 3), 36:15 (CD 4)
Medium: Do-CD
Label: Atlantic/Swan Songs/Warner, 2014 (1971, 1973)
Stil: Classic Rock


Review vom 29.10.2014


Ilka Heiser
Und weiter geht es mit der Wiederveröffentlichungsreihe des Led Zeppelin-Backkataloges. Nachdem im Juni bereits die ersten drei Scheiben neu aufgemotzt das Licht der Welt erblickten und sofort die Top 15 der deutschen Charts enterten, findet dies (und eine hoffentlich ebenso gute Chart-Platzierung) nun mit den Platten "IV" und "Houses Of The Holy" ihre Fortsetzung.
Am 08. November 1971 sollte das vierte Album, »unser Bestes« - wie die Band selbst anmerkte - und das zu Recht, wie sich noch herausstellen sollte, erscheinen.
Viel Zeit blieb ihnen nicht für die Aufnahmen. Einige der Tracks wurden z.B. in London aufgenommen, anschließend gurkten sie mit dem mobilen Studio der Rolling Stones aufs Land, Page flog mal eben nach L.A. zum Abmischen - derweil ging das Touren rund um den Globus munter weiter.
IV-Deluxe Und anstatt ganze PR-Abteilungen zu mobilisieren, um das Album verkaufsträchtig in Szene zu setzen, wurde das Teil, sehr zum Entsetzen der Plattenfirma, ohne Titel und Bandname veröffentlicht, ja sogar die anfängliche Album-Nummerierung entfiel. Page legte stattdessen seinen Mitstreitern Bücher mit Runensymbolen vor und ließ jeden das für sich passende raussuchen. Somit kursiert "IV" oftmals auch unter der Bezeichnung "Four Symbols".
Das Cover ziert eine Wand mit abblätternder Tapete, an der in einem verschnörkelten Rahmen das Bild eines alten Mannes hängt, der sich mit einem übergroßen Bündel Reisig abmüht.
Klappte man das doppelseitige Vinyl-Cover auf, entpuppte sich die Wand als letzter Mauerrest eines Abbruchhauses in trostloser Umgebung.
Erntete die Band für "III" noch viel Schelte, sollte Album "IV", welches in den USA 23 Mal Platin erreichte, tatsächlich ein kleines Meisterwerk werden und Maßstäbe für zukünftige Rockgenerationen setzen. Vor allem ein Song hat es den Fans angetan, der aber auch die Stärken und Qualitäten des Quartetts ganz besonders hervorhob: "Stairway To Heaven". Eingeleitet wird das Stück mit prägnanten akustischen Gitarrenakkorden. Aber wie sich dieser getragene Beginn allmählich entwickelt, bis zu dem Moment, da 'Bonzo' Bonham erstmals wie ein Berserker auf die Felle einprügelt und Jimmy Page das Zeichen gibt, zur Attacke zu blasen, kann man einfach nur als genial bezeichnen. Page und Plant waren als Frontmänner sowieso über alle Zweifel erhaben, aber spätestens jetzt weiß man auch, was für ein punktgenauer Schlagzeuger John Bonham war und dass John Paul Jones mehr kann, als 'nur' vier Saiten zu zupfen.
Aber auch die restlichen Tracks des Albums komplettieren einen wahren Klangkosmos, ob nun die Eröffnungsnummer "Black Dog" in bewährter Zeppelin-Tradition, "Rock'n'Roll" (ein Rock And Roll, was sonst), das versonnene und unaufdringliche "The Battle Of Evermore", das akustische "Going To California" oder das, ein wunderbares Funk-Feeling verbreitende, "When The Levee Breaks". Die Band war damit endlich am Zenit ihres Erfolges angelangt.
Im Jahr 1999 wurde "IV" in die Grammy Hall Of Fame aufgenommen.
Mir liegt die Deluxe Edition (remastertes Album mit zusätzlicher Companion Audio Disc) vor. Die zweite Scheibe enthält alternative Mixe von "Misty Mountain Hop" und "Four Sticks" sowie Mixe von "The Battle Of Evermore" und "Going To California", die mit Mandoline und Gitarre ausstaffiert sind. Als weiteres Schmankerl gibt es eine alternative Version von "Stairway To Heaven", die in den Sunset Sound Studios in Los Angeles gemixt wurde.
Houses Of The Holy-Deluxe Wir schreiben den 28. März 1973, der Tag an dem "Houses Of The Holy", das fünfte Album, in den Verkaufsläden stand. Die Platte der Band, die am wenigsten zugänglich ist und die den Hörer fordert. Von der Musik-Presse wurde sie (wie eigentlich alle Vorgänger-Scheiben auch) in der Luft zerrissen, weil die Kritiker mal wieder absolut gar nichts verstanden und Led Zeppelin »Richtungslosigkeit « vorwarfen. Dabei waren die Musiker ihrer Zeit damals weit voraus. Fest gemacht wurde die Kritik hauptsächlich an dem recht schnoddrigen "D'yer Mak'er" (übrigens eine der erfolgreichsten Singles der Band) und "The Crunge", letzteres als eine Hommage an James Brown gedacht, unterlegt mit aggressivem Gesang von Plant.
Viel keltische Mythologie ließ Plant dieses Mal in seine Texte einfließen, ein Faible des Sängers.
Mit "The Rain Song" und "No Quarter" gibt es zwei sehr ruhige Stücke, deren Zartheit durch virtuose Instrumentalisierung optimal unterstrichen wird. Diese beiden Tracks, sowie "The Song Remains The Same" (späterer Namengeber des im Oktober 1976 erscheinenden Konzertfilmes - ein Mitschnitt ihrer Show vom 30. Juli 1973 im Madison Square Garden) bescherten der Band wieder einmal Nummer 1-Platzierungen in den US-Charts.
Faszinierend auch "Over The Hills And Far Away" - mit seinem spanisch angehauchten Intro sowie den fantastischen Stimmungswechseln nichts für die musikalischen Hitlisten und dennoch ein Hammersong!
Für über 11 Millionen verkaufte Exemplare von "Houses Of The Holy" wurde dem Album Diamant-Status zugesprochen..
Auch hier gibt es wieder eine Companion Disc mit sieben bisher unveröffentlichten Tracks. Darunter sind Rohmixe sowie Arbeitsversionen von "The Ocean" und "Dancing Days", die einen tiefen Einblick in die Aufnahmesessions dieser wunderbaren Klassiker gestatten. Außerdem beinhaltet die Scheibe einen Gitarren-Backing-Track "Over The Hills And Far Away" und eine Version des "Rain Song" ohne Piano.
Ein hübsches Booklet, das mit vielen Fotos der Musiker, den Songs sowie den Credits bestückt ist, rundet die Deluxe-Edition ab.
Sämtliche Erscheinungsformen hatte ich bereits in meiner Rezension zu "Led Zeppelin", "II" und "III" aufgeführt.
Line-up:
John Paul Jones (bass guitar, keyboards)
Jimmy Page (guitars)
Robert Plant (vocals, harmonica)
John Bonham (drums, percussion, backing vocals)
Tracklist
IV:
01:Black Dog
02:Rock And Roll
03:The Battle Of Evermore
04:Stairway To Heaven
05:Misty Mountain Hop
06:Four Sticks
07:Going To California
08:When The Levee Breaks

Companion Audio Disc
01:Black Dog (Basic Track With Guitar Overdubs)
02:Rock And Roll (Alternate Mix)
03:The Battle Of Evermore (Mandolin/Guitar Mix From Headley Grange)
04:Stairway To Heaven (Sunset Sound Mix)
05:Misty Mountain Hop (Alternate Mix)
06:Four Sticks (Alternate Mix)
07:Going To California (Mandolin/Guitar Mix)
08:When The Levee Breaks (Alternate U.K. Mix)
Houses Of The Holy:
01:The Song Remains The Same
02:The Rain Song
03:Over The Hills And Far Away
04:The Crunge
05:Dancing Days
06:D'yer Mak'er
07:No Quarter
08:The Ocean

Companion Audio Disc
01:The Song Remains The Same (Guitar Overdub Reference Mix)
02:The Rain Song (Mix Minus Piano)
03:Over The Hills And Far Away (Guitar Mix Backing Track)
04:The Crunge (Rough Mix - Keys Up)
05:Dancing Days (Rough Mix With Vocal)
06:No Quarter (Rough Mix With JPJ Keyboard Overdubs - No Vocal)
07:The Ocean (Working Mix)
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