Led Zeppelin / Presence, In Through The Out Door, Coda
Presence, In Through The Out Door, Coda Spielzeit: 44:48 (CD 1), 31:35 (CD 2),
42:38 (CD 3), 42:54 (CD 4)
33:05 (CD 5), 30:42 (CD 6), 33:31 (CD 7)
Medium: CD
Label: Atlantic/Swan Songs/Warner, 2014 (1976, 1979, 1982)
Stil: Classic Rock


Review vom 19.08.2015


Ilka Heiser
Blasen wir nun zum Finale: "Presence", "In Through The Out Door", "Coda", damit werden die drei letzten Scheiben der Band, deren Protagonisten Frauenherzen höher schlagen und so manchen Mann an Selbstzweifeln leiden ließen, frisch aufpoliert als aufwändige Neuauflagen mit Companion-Disc und umfangreichem Bonusmaterial unters wartende Fan-Volk gebracht.
Die Entstehung von "Presence" stand damals unter keinem guten Stern. Plant hatte mit seiner Familie gerade erst einen schweren Autounfall überstanden und saß während der Aufnahmen im Rollstuhl oder gurkte auf Krücken durchs Aufnahme-Studio. Die Platte wurde in gerade mal etwas mehr als drei Wochen im Studio Musicland in München aufgenommen und erblickte am 6. April 1976 (Label: Swan Song) das Licht der Welt.
Presence-Deluxe Darauf enthalten sind mit dem über zehnminütigen Opener "Achilles Last Stand" sowie "Nobody's Fault But Mine" (der immerhin noch an der sieben Minuten-Marke kratzt und für viele Jahre zu meinem ganz persönlichen Song wurde) zwei absolute Klassiker. Das phantastische "Tea For One" gehört zu meinen uneingeschränkten Zeppelin-Favoriten.
Dieses Album ist geprägt vom ewigen Touren rund um die ganze Welt, von Drogen, Groupies, Partys und ständigen Übernachtungen in fremden Hotelzimmern. Die Songs sind rauer und unbändiger als alles, was die Band bisher komponierte und komen völlig ohne Keyboards oder akustische Gitarren aus. Ein Novum bei Led Zeppelin. Man hat das Gefühl, es steckt jede Menge Wut und Verzweiflung, aber auch eine große Portion Hoffnung drin. Page arbeitete bei den Aufnahmen mit Overdubs. Kritiker bezeichneten "Presence" sogar als das Punkalbum Led Zeppelins, was meiner Meinung nach absoluter Quatsch ist. Die Verkaufszahlen blieben anfangs weit unter den Erwartungen. Dennoch schoss "Presence" in den englischen Charts sofort auf Platz eins, nahm nach einigen Wochen auch in den Billboard-Charts in Amerika den ersten Platz ein. Mittlerweile wurde die Scheibe sogar mit dreifach Platin geadelt.
Die Companion Disc beinhaltet fünf unveröffentlichte Referenz-Mixe aus den Sessions. Diese spiegeln die Entstehungsgeschichte der auf “Presence” enthalenen Songs wider. So gibt es neben Alternativ-Versionen von "Nobody's Fault But Mine", "Achilles Last Stand" und "Royal Orleans" als Gimmick auch das bisher unveröffentlichte "10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod)" erstmalig auf Platte.
15. August, 1979 - das Datum für die Veröffentlichung von "In Through The Out Door": Drei Jahre waren vergangen, seit "Presence" erschien, doch diese waren tatsächlich Katastrophenjahre für die Zeppeline - geprägt von Krankheit, Alkohol, Drogen, Verhaftungen (Bonham, Peter Grant, Richard Cole und John Bindon), Tod (Plants Sohn Karac starb im Alter von fünf Jahren) und auch die Stimmung innerhalb der Band war gänzlich auf dem Nullpunkt - Auflösungsgerüchte machten die Runde.
In Through the Out Door-Deluxe Doch endlich, 1978, traf man sich, um sich langsam wieder anzunähern und für ein weiteres Album zu proben.
"In Through The Out Door" erschien auf Swan Song und wurde in den Polar Studios in Stockholm aufgenommen. Es ist unverkennbar ein sehr keyboarddominiertes Album geworden. Hauptgrund dafür ist wohl, dass John Paul Jones bei sechs der sieben Songs als Co-Autor wirkte und bei deren Entstehung die Zügel in den Händen hielt.
Plant und Jones erkannten recht schnell die Zeichen der Zeit und nahmen sehr genau wahr, wie sich die musikalische Welt um sie herum veränderte.
"All My Love" widmete Robert Plant seinem verstorbenen Sohn Karac, auch eine Art der Trauerverarbeitung.
Produzent Jimmy Page griff Jones' kreative Ideen auf, es wurde sehr viel experimentiert, dabei herausgekommen ist eine Scheibe, die sich hinter ihren Vorgängern nicht zu verstecken braucht und nicht umsonst mittlerweile sechsfach Platin erhalten hat.
Leider war es die letzte Veröffentlichung vor John Bonhams Tod.
Hier habe ich bereits "In Through The Out Door" sehr ausführlich rezensiert.
Die Companion-Disc enthält einen unveröffentlichten Rohmix von jedem Song des Original-Albums, inklusive früher Versionen mit Arbeitstiteln wie "The Hook" ("All My Love"), "The Epic" ("Carouselambra") oder "Blot" ("I'm Gonna Crawl").
Was wäre wenn? Gute Frage, nächste Frage: Ist "Coda" schlechter als alle anderen Zeppelin-Platten?
Er war derjenige, der lauter trommelte, als alle anderen Drummer, er brachte mit seinen Donnerschlägen die Biergläser zum Klirren, die Roadcrew nannte ihn 'Das Biest' - John 'Bonzo' Bonham. »Er war Led Zeppelins Maschinist, ein Wodka vernichtender Witzbold und rühriger Familienmensch.« (Musikexpress). Leider wurde ihm der Alkohol zum Verhängnis, mit 32 Jahren verstarb das Drumgenie nach übermäßigem Wodka-Konsum, erstickt an seinem Erbrochenen.
Bonham war für die Band unersetzbar, Led Zeppelin lösten sich am 04. Dezember 1980 auf.
Da die Band aber noch vertragliche Verpflichtungen gegenüber Atlantic Records für ein Studioalbum hatte, erschien am 19. November 1982 "Coda" (Label: Swan Song). Page sichtete sämtliche vorhandenen Tonbänder nach unveröffentlichtem Material. Nachdem er acht Tracks (aufgenommen zwischen 1969 und 1978 in verschiedenen Studios) für gut genug befunden hatte, um diese auf ein Album packen zu können, konnte es an deren Bearbeitung gehen.
Ist es wirklich Zeppelins schlechtestes Album? Klar, es fehlt der sogenannte 'rote Faden', was vermutlich u. a. auch den verschiedenen Aufnahmeorten geschuldet ist. Dennoch sollte man sich der Platte nicht ganz verschließen.
Coda-Deluxe Der Ben E. King/James Bethea-Opener "We're Gonna Groove" war z. B. in den ersten vier Monaten des Jahres 1970 die Eröffnungsnummer bei UK-, Europa- und US-Tourneen und zeigt einen gesanglich sehr kantigen Robert Plant. Im krassen Gegensatz dazu "Poor Tom", das mit seinem Skiffle-Sound wunderbar auf "III" gepasst hätte.
Willie Dixons Song "I Can't Quit You Baby", eine ganz starke Live-Version der Band, haut einen glattweg aus den Socken. Mit den folgenden Stücken, "Walter's Walk" (sollte ursprünglich auf "Houses Of The Holy" erscheinen und klingt meiner Meinung nach sehr unausgegoren) sowie dem recht konfusen "Ozone Baby" flacht das Album etwas ab, gewinnt aber mit dem Rock'n'Roller "Darlene" wieder mehr an Fahrt. Diese drei Stücke wurden von LZ nie live gespielt.
"Bonzo's Montreux", im September 1976 im Mountain Studio in Montreux aufgenommen, bekam von Jimmy Page noch ein paar elektronische Spielereien verpasst. Ob notwendig oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall ist dieses Stück eine Hommage an den verstorbenen Drummer.
"Wearing And Tearing" ist eine sehr ungeschliffene, treibende Nummer und zeigt den Sänger noch einmal in Bestform. Der Song sollte ursprünglich im Jahr 1979 als Single erscheinen, was leider jedoch unterblieb. Dennoch tauchte dieser 1990 endlich wieder auf, erstmals bei den Silver Clef Awards im Knebworth Park in England, dort von Robert Plant und Jimmy Page live gespielt. Ist "Coda" wirklich das schlechteste Led Zeppelin-Album? Von Attributen wie mies, schwachbrüstig bis hin zu frisch und spritzig hab ich im Netz alles Mögliche gelesen. Ich denke, es ist, wie so vieles im Leben, reine Geschmackssache. In den USA wurde "Coda" immerhin mit Platin ausgezeichnet.
"Coda" erscheint, sozusagen als Paukenschlag, als einzige der Led Zeppelin Deluxe Editionen in Begleitung von zwei Companion-Discs mit insgesamt 15 Songs, die allesamt zwischen 1968 und 1974 aufgezeichnet worden sind und ebenfalls wieder diverse Rough Mixes enthalten.
Der älteste Song in dieser Sammlung ist der Blues-Jam "Sugar Mama". Dieser wurde 1968 in den Olympic Studios im Rahmen der Sessions zum gleichnamigen Debütalbum der Band aufgenommen, bis dato jedoch nie offiziell veröffentlicht. Das ebenfalls aus dieser Session stammende "Baby Come On Home" ist auch im Set enthalten. Außerdem noch auf den Discs zu finden ist der bisher unveröffentlichte Track "St. Tristan's Sword", ein ausgelassenes Instrumental aufgenommen 1970 während der "Led Zeppelin III"-Sessions.
Also Led Zep-Fans, spart euch schon mal die nötigen Euronen zusammen, denn die Super Deluxe Edition-Boxen sind wirklich nicht ganz billig. Aber man kann sich für wesentlich weniger Geld auch die CDs oder Vinyl-Scheiben mit der zusätzlichen 'Companion-Disc' ins Regal stellen. Sowohl das eine als auch das andere lohnt sich.
Line-up:
John Paul Jones (bass guitar, keyboards)
Jimmy Page (guitars)
Robert Plant (vocals, harmonica)
John Bonham (drums, percussion, backing vocals)
Tracklist
Presence:
01:Achilles Last Stand
02:For Your Life
03:Royal Orleans
04:Nobody's Fault But Mine
05:Candy Store Rock
06:Hots On For Nowhere
07:Tea For One
Companion Audio Disc:
01:Two Ones Are Won (Achilles Last Stand) (Reference Mix)
02:For Your Life (Reference Mix)
03:10 Ribs & All / Carrot Pod Pod (Pod) (Reference Mix)
04:Royal Orleans (Reference Mix)
05:Hots On For Nowhere (Reference Mix)
In Through The Out Door:
01:In The Evening
02:South Bound Saurez
03:Fool In The Rain
04:Hot Dog
05:Carouselambra
06:All My Love
07:I'm Gonna Crawl
Companion Audio Disc:
01:In The Evening (Rough Mix)
02:Southbound Piano (South Bound Saurez) (Rough Mix)
03:Fool In The Rain (Rough Mix)
04:Hot Dog (Rough Mix)
05:The Epic (Carouselambra) (Rough Mix)
06:The Hook (All My Love) (Rough Mix)
07:Blot (I'm Gonna Crawl) (Rough Mix)
Coda:
01:We're Gonna Groove
02:Poor Tom
03:I Can't Quit You Baby
04:Walter's Walk
05:Ozone Baby
06:Darlene
07:Bonzo's Montreux
08:Wearing And Tearing
Companion Audio Disc 1:
01:We're Gonna Groove (Alternate Mix)
02:If It Keeps On Raining (When The Levee Breaks) (Rough Mix)
03:Bonzo's Montreux (Mix Construction In Progress)
04:Baby Come On Home
05:Sugar Mama (Mix)
06:Poor Tom (Instrumental Mix)
07:Travelling Riverside Blues (BBC Session)
08:Hey, Hey, What Can I Do
Companion Audio Disc 2:
01:Four Hands (Four Sticks) (Bombay Orchestra)
02:Friends (Bombay Orchestra)
03:St. Tristan's Sword (Rough Mix)
04:Desire (The Wanton Song) (Rough Mix)
05:Bring It On Home (Rough Mix)
06:Walter's Walk (Rough Mix)
07:Everybody Makes It Through (In The Light) (Rough Mix)
 
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