Lee Harvey And The Oswalds / Tombola
Tombola Spielzeit: 52:22
Medium: CD
Label: Bacon Belt, 2012
Stil: Metal Fusion

Review vom 06.02.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Neu ist das nicht, was Lee Harvey And The Oswalds (LHATO) auf ihrem dritten Album mit dem Titel "Tombola" spielen. Ungewöhnlich ist der Musik-Mix aber allemal und weiß der Kuckuck, warum die Münchner sich ausgerechnet einen solchen Bandnamen gegeben haben. Fast zehn Jahre gibt es das Septett und mit den beiden Vorgänger-Alben ("Three Bullets In The Mainstream", 2005, "Still Confused, But On A Higher Level", 2007) konnte man schon für Aufsehen sorgen. 2002/2003 erschienen noch zwei Demo-Platten namens "L.H.O." sowie "I-Gore".
Auf dem Coverbild rutschen der Krähe schon die ersten Taler auf den Schoß, weil sie mit Geschick die drei Eier in den Fenstern des einarmigen Banditen Marke LHATO untergebracht hat. Der Geldsegen ist schmal, aber die sieben als Geister verkleideten Bandmitglieder freuen sich Löcher in den Bauch. Was die Gruppe nun mit 'Tombola' meint, geht aus den drei Minuten des Titelstücks gar nicht hervor, denn es ist ein Instrumental, das allerdings schon in leichten Ansätzen die furiose Richtung des Metal Fusion vorgibt.
Vor Lee Harvey And The Oswalds muss man sich in Acht nehmen. Ach, was schreibe ich... in Sechzehn muss man sich nehmen, denn LHATO sind unkalkulierbar. "Project 52" ist so sehr verschachtelt und funkig, wie es phasenweise auch die Franzosen Mörglbl sein können. Keyboards in jazziger Schieflage treffen rock-metallisch riffende Gitarren und drumherum herrscht heißer Funk, an dem man sich bildlich die Flossen verbrennen kann. Nach der schwindelerregenden Karussell-Fahrt herrscht erschreckende Ruhe. Geht es denn nicht weiter? Was ist los? Doch, doch, der Laser ist in noch in Aktion, die Sekunden ticken weiter. Ah, jetzt schälen sich die ersten Töne von "The Sky Remains In Silence" aus der Stille. Der durch diese Nummer vermittelte Eindruck hört sich nach Jam Band an. Manuel Leupolds äußerst flexible Stimme lässt dann alle Zweifel verstreichen... es handelt sich immer noch um Lee Harvey And The Oswalds, hier auf psychedelischen Pfaden unterwegs.
Selbstredend gibt es in jeder Band Leute, die den Sound prägen. Sänger Leupold, Gitarrist und Growler Florian Bätz und Keyboarder Thomas Gzogalla wären da zu nennen, aber Schlagzeug, Bass und Brass haben ebenfalls ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Hammer, welch ein toller Boogie wird denn zu Beginn von "Purple Ship" geboten! Da geht die Post ab und zwischendrin bringt man auch noch eine Retro-Hammond ins Spiel. Ja, es wird auch noch fetzig-bluesig, wenn einem plötzlich die Harp über die Trommelfelle wandert. Klasse, auf dem Schiff ist immer gute Stimmung.
Kleine, aber feine Querverweise zu anderen Musikern oder Bands gibt es ebenfalls. Da muss man schon taub sein, wenn dem Hörer bei "Last Train To Nowhere" und den E-Gitarren-Riffs nicht
Alice Cooper in den Sinn kommt. Und auf ihre ganz individuelle Art zelebrieren Lee Harvey And The Oswalds ihren ganz eigenen Rock'n'Roll mit Akkordeon-Sound, flottem Tempo und immer wieder diesen genialen Keyboards sowie Bläser-Einsätzen.
Der Rausschmeißer "Lotus" macht zum Auftakt in Post Rock und wird dann mit Wah Wah-Klängen abermals psychedelisch. Die fast acht Minuten sind aber nicht komplett mit Musik gefüllt worden. Es gibt lange zwei Minuten Pause und die versteckte Nummer ist zeitlich nicht mehr als ein Appendix mit Klang-Malereien aus einer eher andächtigen Betrachtung einer flachen, nicht enden wollenden Landschaft.
Die musikalische Verschmelzung von vielen Stilen ist LHATO super gelungen und genau darin liegt die nicht von der Hand zu weisende Qualität des Septetts. Live geht die Achterbahnfahrt ebenfalls voll in Ordnung, wie viele Videos von verschiedenen Konzerten belegen. Was man in den elf kreativen Kompositionen geboten bekommt, ist sehr beachtenswert. Da kann man nur schreiben: weiter so, Jungs!
Line-up:
Manuel Leupold (vocals)
Florian Bätz (guitar, growls)
Thomas Czogalla (keyboards)
Frank Peters (tenor saxophone)
Roman Gesenhues (alt saxophone)
Florian Wallisch (bass)
Christoph Mühlbauer (drums)
Tracklist
01:Tombola (2:37)
02:Break Down (5:50)
03:Last Train To Nowhere (3:17)
04:Travel (4:27)
05:Electric Storm (4:40)
06:Project 52 (4:18)
07:The Sky Remains In Silence (6:31)
08:Path Of Time (4:43)
09:Strawberry Cheesecake (4:54)
10:Purple Ship (3:24)
11:Lotus (7:41)
(all songs written by Bätz/Leupold)
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