Heilige Scheiße - Tränen der Freude kullern aus meinen verquollenen Äuglein:
Bad Company ist wieder auferstanden!! Reinkarniert in fünf bajuwarischen Jungspunden, augenscheinlich in den Mittzwanzigern. Dass ich so was noch erleben darf...
Mannomann - die fünf Dachauer Jungs hauen in ihrem Begleitschreiben zur CD reichlich auf den Haufen. Über zu wenig Selbstvertrauen braucht das Quintett nun wahrlich nicht zu lamentieren.
»Mir sann mir« - leise Töne sind eher selten südlich des Weißwurst-Äquators zu vernehmen (was ein Bewohner des Lyonerrings allerdings gut nachvollziehen kann). Doch: Well spoken! Lem Motlow brauchen ihr Licht nun wahrlich nicht unter den berühmten Scheffel zu stellen - diese Jungs können nämlich was!!
Auf dem überaus dicht gewobenen, mannschaftsdienlichen Agieren der Rhythmussektion (
»Arsch-auf-Eimer-tight« nennt es die Band treffend) ragen der Sänger
Antonio Sarcinella, ohrenscheinlich den Samenspenden von
Paul Rodgers,
Bon Scott und
Axl Rose entsprungen, und die stahlbetonharten Gitarrenwände heraus. Hier zeichnen
Michael Wagner und
Jakob Betke verantwortlich, die beim vom Blödelbarden
Otto gepushten 'Robert Johnson Guitar Award' in den vergangenen Jahren hoch dekoriert wurden.
Eröffnet und geadelt wird der Songreigen mit einem Anruf des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, der das Scheibchen offenbar derart heiß findet, dass er gerne
»seine Eier darauf braten« möchte. Ein debiles Grinsen stellt sich beim Hörer ein, während der Kopf beim folgenden, kraft- und glutvollen
Mojo Man zufrieden zu nicken beginnt - schwer zu entscheiden, ob der Hoodoo-Amulettträger oder "Far From Home" mein absoluter Favorit von "Lem Motlow" ist.
Auf jeden Fall wäre es der primus inter pares, denn Stimmungsbremsen sind beim vorliegenden Silberling absolute Fehlanzeige. "Crying Eye" bezieht bspw. seinen Reiz zwischen dezent gezupften Passagen und brutal geknüppelten Riffs - des Sängers Stimme zeigt hier beachtliche Variabilität.
"I Can't See" macht ein ganz dickes Whiskeyfass auf, auf dem tiefschwarz
'Bad Company' eingebrannt scheint. Die zweistimmigen Gitarrenläufe erinnern an so manchen modernen Vertreter des Southern Rock. Ein überaus kurzweiliger Longtrack!!
Die leicht 'knödelige' Ballade "Blankets" verströmt mehr als nur einen sanften Hauch
Crowes und zählt nicht nur deshalb zu meinen Lieblingen. "Girls Don't Like Guitars" dagegen klingt wie eine verschärfte Cuvée aus
Nutbush City Limits und
Can I Sit Next To You Girl. Auf zwölfeinhalb Minuten deftig-rumpelnden, Boogie-inspirierten Hard Rock freut man sich bei "Rolling Thunder" - doch Pustekuchen: Hinter der Spielzeit versteckt sich (mal wieder) ein Hidden Track. Schade, diesem Donnergrollen hätte ich gerne länger zugehört. Aber die versteckte Ballade ist derart glut- und seelenvoll, dass das Stirnrunzeln nur von kurzer Dauer ist.
Antonio Sarcinella holt alles, was er draufhat, aus seinen Stimmbändern... und das ist eine ganze Menge. Ganz großes Kino!
Dreimal heiliger Haufen! Was soll eigentlich nach einem solchen Debütalbum noch kommen???
Lem Motlow hat sich hier die Messlatte für Künftiges gewaltig hoch gelegt. Trotzdem oder gerade deswegen muss ein ganz dicker Kauftipp vergeben werden!!!