The Len Price 3 / Nobody Knows
Nobody Knows Spielzeit: 38:30
Medium: CD
Label: JLM Recordings, 2013
Stil: Rock, Beat, Rhythm'n'Blues


Review vom 21.01.2014


Markus Kerren
Pardon me, Sir, aber ich muss unbedingt mal mitteilen, dass die Rockmusik in England glücklicherweise doch noch nicht ihr letztes Stückchen Leben ausgehaucht hat. Denn ein (bisher eigentlich noch gar nicht aufgetauchter) Wintersturm hat mir doch tatsächlich das neue und mittlerweile vierte Album von The Len Price 3 in die Anlage geweht. Sehr zu meinem Entzücken, wenn ich das mal so sagen darf, denn das Londoner Trio um den Songwriter, Gitarristen und Sänger Glenn Page macht hier mächtig Alarm und bläst zur Attacke gegen sämtliche Brit Pop-Komiker und andere künstliche Erzeugnisse aus dem Land der Minz-Soßen.
Wurden diese Jungs mit einer Zeitmaschine ca. fünfzig Jahre in die Zukunft befördert oder haben wir es mit den Kindern eines Supergroupies zu tun, die ca. gleichzeitig sowohl Ray als auch
Dave Davies sowie Pete Townshend in der Mangel hatte? Aber Spaß beiseite, The Len Price 3 spielen hammergeilen Rock (man könnte auch Beat oder Rhythm'n'Blues dazu sagen), der direkt aus der Mitte der sechziger Jahre in die Jetzt-Zeit transportiert worden ist. Und das sogar richtig gut!
Die Wucht des Titelsongs alleine zerlegt einem schon so dermaßen die Fönfrisur in ein undefinierbares Wirrwarr, dass es eine wahre Freude ist. Der Dreier aus der englischen Hauptstadt scheint tatsächlich Bands wie The Kinks, The Who, The Creation oder The Pretty Things so gierig mit der Muttermilch absorbiert zu haben, dass die Ausgeburt ihrer eigenen Songs eigentlich gar nicht anders klingen kann, als eine unheilige Melange aus den gerade genannten Combos. Die Background Vocals bestehen meist aus den so typischen 'Ah-ah-ah' und 'Uh-uh-uh'-Gesängen, die ganz alleine schon gute Laune verbreiten.
In klassischer Manier wird hier mit den Instrumenten so viel Power wie nur irgend möglich gemacht, solistische Einlagen sind artgerecht dünn gesät, dafür ist der Gesang dann aber wieder fast schon unverschämt melodisch und eingängig. Und genau dieser Mix ist es, der "Nobody Knows" so geil macht, ja zeitweise fast schon zu Begeisterung führt. Ein Hammersong wie "Words Won't Come" darf locker auf eine Stufe mit dem fetzigen Material der bereits erwähnten Kinks oder Who aus den Mittsechzigern gestellt werden.
Allerdings haben die drei Briten heute natürlich den Vorteil der wesentlich besseren Technik, was sie sich selbstverständlich zu Nutzen gemacht haben, ohne dabei irgendwelche Kompromisse eingehen zu müssen. Die leider nur achtunddreißigeinhalb Minuten verfliegen wie im Nu und man ist eigentlich jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn die Scheibe schon wieder durchgelaufen ist. Die Repeattaste wird bei diesem Album doch deutlich strapaziert und braucht bereits nach wenigen Tagen ächzend eine Verschnaufpause. Und ja, ja, ja, falls ich mich ein bisschen 'aus dem Häuschen' anhören sollte: Selbst ein etwas ergrauter und langjähriger Redakteur kann bei bestimmten Platten noch in gesteigerte Euphorie verfallen!
Und nein, nein, nein, The Len Price 3 liefern hier weder etwas Neues ab, noch sind sie in irgendeiner Art und Weise innovativ unterwegs. Aber die Mittsechziger Beat-Musik, die die Band hier abliefert, ach was, die sie geradezu zelebriert, ist einfach nur ansteckend und mitreißend. Hört einfach mal rein und lasst euch von Prachtstücken wie etwa "Preying Mantis", "Billy Mason", den Titelsong oder auch "Swing Like A Monkey" überzeugen. Diese Platte weckt außerdem ungeheuren Appetit auf ein Konzert des Trios.
Bleibt zu hoffen, dass uns die Engländer bald mal mit ihrer Anwesenheit beehren werden.
Line-up:
Glenn Page (guitars, lead vocals)
Neil Fromow (drums)
Steve Huggins (bass)
Tracklist
01:Nobody Knows
02:Swing Like A Monkey
03:My Grandad Jim
04:Lonely
05:Preying Mantis
06:Vultures
07:Words Won't Come
08:Wigmore Swingers
09:Billy Mason
10:Couldn' Get Much Worse
11:Medway Sun
12:Nobody Knows (Reprise)
13:The London Institute
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