Let's have a party! Les Bondage ist wieder am Start und verabschiedet sich mit einer kleinen Feier namens "Adios Miss Bordello" aus dem Rotlichtmilieu. Das Trio lässt es ordentlich krachen und Sänger Joe legt in den englischen Texten gesteigerten Wert auf einen immer wieder durchschimmernden italienischen Akzent. Stimmlich ist der Frontmann nicht gerade ein Bringer.
So richtig neu ist es nicht, was Les Bondage zu bieten hat. Hier und da lässt man den Hörer durch das eine oder andere Schmankerl aufhorchen. Logisch, die Musik läuft in verschieden hohen Gängen schnurstracks geradeaus, aber das Trio bedient doch sehr dürftig zu viele Klischees, die man mit dieser Art von Rock'n'Roll in Verbindung bringt.
Positives kann man der Combo aber schon ins Tagebuch schreiben. An ihrem punkigen Anstrich findet der Hörer Gefallen. Der Retro-Sound passt zu den Eigenkompositionen. Jeder Song für sich ist gut verträglich und kann punktuell auf jeder Fete für Stimmung sorgen. Die elf Tracks hintereinander zu hören ist so eine Sache. Vieles kommt einem bekannt vor, ist schon zigmal plattgewalzt worden. "Adios Miss Bordello" hat keine Nebenwirkungen.
Die Refrains sortieren sich in die Kategorie Mitsingen ein. Auch wenn man Alex Chilton, Johnny Thunders oder Alan Vega als Vorbilder nennt, darf der Rock'n'Roll nicht so flachbrüstig daher kommen. Dem Songwriting beziehungsweise den Arrangements fehlen einfach die persönlichen Duftmarken. Ein Chuck Berry-Riffing ist gut, aber auch hier lehnt man sich zu sehr an den Meister an.
Aus ihrer Vorliebe zu Alex Chilton ist es wohl zu erklären, dass sich auf "Adios Miss Bordello" auch ein Cover des Box Tops-Hits "The Letter" befindet. Es gibt wohl viele Leser, denen schon einmal eine Fischgräte oder Ähnliches im Hals steckengeblieben ist. So ergeht es einem, wenn sich dieses schöne Stück Rock-Geschichte in den Händen von Les Bondage befindet. Eine Nummer zum Wegswitchen.
Über die gesamte Platten-Distanz wird selbst der Gesang nervig. Die Retro-Keyboards von Gast Mecco sind gut, können den Karren allerdings auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Was mit dem Opener "I Don't Wanna Dance" noch ganz akzeptabel beginnt, verläuft sich mit zunehmender Spieldauer im Rock'n'Roll-Nirwana.
Boden gut macht die Band mit "Lovelite". Da ist der richtige Pep drin und die Rhythmuswechsel mit ruhigeren Phasen bringen einen Ansatz von Vielfalt in die Bude. Geht doch! Dagegen gleitet "My Feet In The Sand" abermals in die Belanglosigkeit des Genres ab. Das Trio hatte wohl nicht nur die Füße im Sand, sondern auch die Köpfe. So hat Les Bondage auf dem Planeten Rock nichts verloren. Mit der Suche nach weiteren nennenswerten Nummern, die positive Signale ausstrahlen, lässt der Rezensent nicht locker.
Auf dem Weg zum letzten Track kann "Higher Baby" für eine Überraschung sorgen. Ui, die Siebzigerjahre-Mecco-Orgel schiebt man plötzlich deutlich in den Vordergrund. Joe schraubt seine Stimme teilweise auf Sprechniveau zurück und endlich fällt der Gitarren-Alleingang auf fruchtbaren Boden. Ah, ein Basssolo... nicht schlecht, Herr Samu. Vielleicht geht ja noch etwas beim deutlich längsten Track des Albums "To The End", aber der Schlusspunkt kann nur bedingt versöhnen. Der Trompeten-Einsatz von Raffaele Bandoli ist sehr gut, steht aber leider viel zu einsam auf weiter Flur und in kaum einem Zusammenhang mit der Komposition. Wie zu Beginn des Tracks hört man am Ende Kirchenglocken und die haben symbolischen Urnengang-Charakter.
Unter dem Strich bleibt leider nicht viel übrig. Die wenigen positiven Blickpunkte sind in der Minderheit und so schafft es Les Bondage mit "Adios Miss Bordello" nicht, für genug Wirbel im Rock'n'Roll zu sorgen.
Line-up:
Joe (guitar, vocals)
Samu (bass, vocals)
Ale (drums)
Additional Musicians:
Mecco (keyboards)
Raffaele Bandoli (trumpet)
Tracklist |
Side A:
01:I Don't Wanna Dance (4:32)
02:I Can Be Wrong (1:59)
03:My Feet In The Sand (2:24)
04:Back In '76 (3:12)
05:Lovelite (3:45)
06:The Letter (2:14)
Side B:
01:All I Wanna Do (2:27)
02:Fun In The Night (Video) (3:10)
03:I Missed The Bus (3:25)
04:Higher Baby (4:49)
05:To The End (6:05)
(all songs written by Les Bondage and Lele, except #6 by Wayne Carson Thompson)
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