Less Than 4 / By Blood By Heart
By Blood By Heart Spielzeit: 38:22
Medium: CD
Label: Black Lodge, 2012
Stil: Poser Rock

Review vom 06.09.2012


Boris Theobald
Beim Blick auf das Bandfoto muss ich unweigerlich mal an die klischeehafte Checkliste denken - was ein Mann im Leben alles getan haben sollte ... Haus gebaut, Sohn gezeugt, Baum gepflanzt? Hey, ich komme mir plötzlich alt vor, wenn ich mir die Jungs - äh, Bandmitglieder - von Less Than 4 aus Schweden so anschaue! Und tatsächlich: Max Landegren ist gerade mal 18, Stefan Westlund ist 19. Aber Drummer Ludwig Tornemalm schießt definitiv den Vogel ab - der ist erst 15! Und kam mit elf zur Band, weil er davon träumte, ein Rockstar zu werden. Na, gegen den Wunsch ist ja schon mal nichts einzuwenden!
Bemerkenswert ist, dass Less Than 4 Musik machen, deren kommerzielle Glanzzeit schon vorbei war, bevor die drei überhaupt nur ein Funkeln in den Augen ihrer Eltern waren. Das 80er-Virus hat sie infiziert. Es klingt tatsächlich so, als sei bei denen die Hoffnung der Musikindustrie schon auf völlig verlorenem Posten. Less Than 4 machen pumpenden, posenden Hard Rock - ziemlich melodisch, ein bisschen dreckig, sleazy und ungeglättet. Und das haben sie durchaus drauf - die Rezepte von Bands wie Def Leppard, Poison, Guns N' Roses, Mötley Crüe und Skid Row wurden verinnerlicht.
Leadsänger Max Landegren hat eine kraftvolle, angeraute Stimme, die definitiv nach ein paar Hundert Flaschen Kentucky Straight Bourbon Whiskey mehr klingt, als er in seinem jungen Erwachsenenleben schon vertilgt haben kann. Oder sollte. Sehr oft kriegt er zusätzlich Unterstützung: Immer wieder wird vielstimmig geshoutet. Dazu hat sich die Band die Unterstützung dreier zusätzlicher Mitschreier gesichert. Auch an der Gitarre performt Max absolut solide. Seinen Soli hört man an, dass der blonde Poser durchaus vorhat, bei der Damenwelt noch ein bisschen Eindruck zu schinden.
Sowohl den ungeduldigen, nach vorn pushenden Nummern als auch den nachdenklicheren, getragenen Songs hört man eine erstaunlich authentische Retro-Attitüde an. Zu ersterer Kategorie zählen beispielsweise "In It For The Money", "Living Dreams" (mit cool verzögertem B-Part) oder "One Week". Zu letzterer die gemäßigteren Nummern "Nothing Is Thicker" oder das Bon Jovi-lastige "Soft Situations". Beide kommen aber ebenfalls mit großer Power daher und sind eher nicht als Balladen zu bezeichnen. Hörenswert sind auch der Titeltrack (ein Hauch von Van Halen) und vor allem "Fucked Up Kid" und "Bad Like A Gun" mit sehr coolen, melodischen Hooklines.
Sie haben's drauf, und in Mathe aufgepasst haben sie auch, denn drei sind 'less than 4' ... trotzdem noch ein 'Aber', denn wirklich hängen bleiben wollen die meisten der Songs nicht. Ich will ihnen aber nicht ankreiden, dass die wirklich umwerfenden Ideen fehlen. Denn erstens sind sie qualitativ trotzdem alles andere als unterdurchschnittlich, sondern wirklich solide. Zweitens gibt es keine Totalausfälle. Und drittens: Auch, wenn es keinen 'Übersong' gibt, den du immer wieder hören willst - die Platte insgesamt verströmt das gewünschte Feeling. Potenzial ist reichlich vorhanden! Und wenn der 15-jährige Drummer auf der Band-Homepage schreibt: »LESS THAN 4 will bring back the 80's and mixed it with a new fresh sound«, dann stärkt einem das doch den Glauben an die Jugend, oder?
Line-up:
Max Landegren (guitar, vocals)
Ludwig Tornemalm (drums, backing vocals)
Stefan Westlund (pass, backing vocals)

With:
Rikard Löfgren (backing vocals, piano)
Rikard Engborg (backing vocals)
Gustav Ydenius (backing vocals)
Tracklist
01:Fucked Up Kid (3:46)
02:In It For The Money (3:41)
03:By Blood By Heart (3:45)
04:Soft Situations (4:09)
05:Living Dreams (4:03)
06:One Week (4:03)
07:Bad Like A Gun (3:25)
08:The Way We Are (3:59)
09:Deadlock (3:44)
10:Nothing Is Thicker (3:45)
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