Wieder ist eine Blues-Zeitreise angesagt.
Der am 13.03.1913 in St. Louis geborene Blueser machte erst 1954 seine ersten Aufnahmen. Als er 13 Jahre alt war, zog seine Familie nach St. Fancisville, das nur zirka 20 km von der Grenze zum Bundesstaat Mississippi entfernt war. Durch seinen älteren Bruder
Layfield hatte schon Bekanntschaft mit der Gitarre gemacht. Durch den Tod seines Vaters musste er auf der Farm aber arbeiten und für die Familie sorgen.
1946 zog er dann nach Baton Rouge und spielte in lokalen Bands. Dort lernte er den Harper
Schoolboy Cleve White kennen.
Entdeckt wurde er 1954 von dem Radio-DJ
Ray 'Diggy Do' Meanders, der wiederum ein Freund von
Jay Miller war, welcher ein eigenes Studio in Crowley hatte.
Miller brachte
Slim mit dem Harper
Wild Bill Phillips zusammen und mit
Meanders am Schlagzeug probte man im Studio. Schnell wurde klar, dass
Lightnin' Slim nicht in der Lage war, eine Nummer ein zweites Mal gleich zu singen. Sechs Songs wurde aufgenommen, wovon "Bad Luck" und "Rock Me Mama" veröffentlicht wurden.
Slim hat einen 'down home'-Stil, mal spielt er akustische, mal elektrische Gitarre und er steht in der Tradition eines
Muddy Waters, was besonders in "Rock Me Mama" deutlich wird. "Bad Luck" ist wirklich sehr sparsam instrumentiert.
Bill Phillips Harp heult,
Slim spielt tolle Licks und
Meanders spielt ein ganz dezentes Schlagzeug. Aber da ist ja noch der Gesang des Protagonisten und der hat es in sich, denn er ist so richtig schön bluesig. Er singt mit einer tiefen, dreckigen Stimme und einem relaxen Feeling. Das hat schon Klasse und alleine deswegen kommt über die knappe Stunde Laufzeit keine Langweile auf.
Ganz anders verhält es sich mit "New Orleans Bound", in dem es etwas flotter zugeht.
Ergänzt wurden die beiden Songs durch "Bugger Bugger Boy" sowie "Ethel Mae" und auch hier wird der Einfluss eines
Muddy Waters deutlich. Es ist schon ein ungewöhnliches Trio, denn einen Bassisten hat man bis hierhin noch nicht gehört.
Dieser Harper
Wild Bill Phillips, den
Miller für die Sessions aus dem Gefängnis freigekauft hatte, musste wieder einsitzen und das war schon ein Schlag ins Kontor, denn
Lightnin' Slims Blues atmete auch durch die Harp-Beiträge. Also wurde
Schoolboy Cleve wieder aktiviert, der sich auf der CD auch gleich vehement mit "She's Gone" und "Strange Letter Blues" ins Geschehen einmischt.
Dieser raue und ungehobelte Boogie namens "Just Made Twenty One" könnte als Vorlage für
Canned Heat gedient haben und "Goin' Home" sowie "Wonderin' And Goin'" sind Tondokumente der Zusammenarbeit mit dem Harper
Lazy Lester. Das ebenfalls zu dieser Zeit veröffentlichte "Sugar Plum" ist nichts anderes als das adaptierte "Sugar Mama" von
Sonny Boy Williamson.
Die Aufnahmen aus dem Jahr 1955 müssen irgendwie die Runde gemacht haben, denn die Songs "Lightnin' Blues" und "I Can't Be Successful" tauchten auch beim Label Excello auf, was Slim in der damaligen Zeit deutlich mehr Bekanntheit verschaffte. Slim und Lazy Lester spielten bis zum Ende der Zeit beim Label Excello und danach hing Slim seine musikalischen Ambitionen für vier Jahre an den Nagel. 1970 nahm ihn das Label wieder unter Vertrag und zwei Jahre später tourte Lightnin' Slim in Europa. Ein Jahr später war er Teil des American Folk Blues Festivals.