Lightnin' Slim / Rock Me Mama
Rock Me Mama Spielzeit: 56:55
Medium: CD
Label: Blue/SPV, 2007
Stil: Louisiana Blues


Review vom 25.09.2007


Joachim 'Joe' Brookes
RockTimes goes back to the roots, part 7.
Wieder ist eine Blues-Zeitreise angesagt.
Der am 13.03.1913 in St. Louis geborene Blueser machte erst 1954 seine ersten Aufnahmen. Als er 13 Jahre alt war, zog seine Familie nach St. Fancisville, das nur zirka 20 km von der Grenze zum Bundesstaat Mississippi entfernt war. Durch seinen älteren Bruder Layfield hatte schon Bekanntschaft mit der Gitarre gemacht. Durch den Tod seines Vaters musste er auf der Farm aber arbeiten und für die Familie sorgen.
1946 zog er dann nach Baton Rouge und spielte in lokalen Bands. Dort lernte er den Harper Schoolboy Cleve White kennen.
Entdeckt wurde er 1954 von dem Radio-DJ Ray 'Diggy Do' Meanders, der wiederum ein Freund von Jay Miller war, welcher ein eigenes Studio in Crowley hatte. Miller brachte Slim mit dem Harper Wild Bill Phillips zusammen und mit Meanders am Schlagzeug probte man im Studio. Schnell wurde klar, dass Lightnin' Slim nicht in der Lage war, eine Nummer ein zweites Mal gleich zu singen. Sechs Songs wurde aufgenommen, wovon "Bad Luck" und "Rock Me Mama" veröffentlicht wurden.
Slim hat einen 'down home'-Stil, mal spielt er akustische, mal elektrische Gitarre und er steht in der Tradition eines Muddy Waters, was besonders in "Rock Me Mama" deutlich wird. "Bad Luck" ist wirklich sehr sparsam instrumentiert. Bill Phillips Harp heult, Slim spielt tolle Licks und Meanders spielt ein ganz dezentes Schlagzeug. Aber da ist ja noch der Gesang des Protagonisten und der hat es in sich, denn er ist so richtig schön bluesig. Er singt mit einer tiefen, dreckigen Stimme und einem relaxen Feeling. Das hat schon Klasse und alleine deswegen kommt über die knappe Stunde Laufzeit keine Langweile auf.
Die zweite Runde der Veröffentlichungen für Millers Label Feature beinhalteten die Songs "I Can't Live Happy" und "New Orleans Bound". Oh Mann, die Traurigkeit fließt förmlich aus den Boxen, wenn man sich "I Can't Live Happy" anhört. Ein Markenzeichen von Slim wurde auch seine Aufforderung an seinen Begleiter: »Blow your harmonica, son!« und Wild Bill macht nichts anderes. Das ist Zeitlupen-Blues bei dem man die Befürchtung haben muss, dass die Nummer gleich in seine einzelnen Bestandteile zerfällt.
Ganz anders verhält es sich mit "New Orleans Bound", in dem es etwas flotter zugeht.
Ergänzt wurden die beiden Songs durch "Bugger Bugger Boy" sowie "Ethel Mae" und auch hier wird der Einfluss eines Muddy Waters deutlich. Es ist schon ein ungewöhnliches Trio, denn einen Bassisten hat man bis hierhin noch nicht gehört.
Dieser Harper Wild Bill Phillips, den Miller für die Sessions aus dem Gefängnis freigekauft hatte, musste wieder einsitzen und das war schon ein Schlag ins Kontor, denn Lightnin' Slims Blues atmete auch durch die Harp-Beiträge. Also wurde Schoolboy Cleve wieder aktiviert, der sich auf der CD auch gleich vehement mit "She's Gone" und "Strange Letter Blues" ins Geschehen einmischt.
Dieser raue und ungehobelte Boogie namens "Just Made Twenty One" könnte als Vorlage für Canned Heat gedient haben und "Goin' Home" sowie "Wonderin' And Goin'" sind Tondokumente der Zusammenarbeit mit dem Harper Lazy Lester. Das ebenfalls zu dieser Zeit veröffentlichte "Sugar Plum" ist nichts anderes als das adaptierte "Sugar Mama" von Sonny Boy Williamson.
Die Aufnahmen aus dem Jahr 1955 müssen irgendwie die Runde gemacht haben, denn die Songs "Lightnin' Blues" und "I Can't Be Successful" tauchten auch beim Label Excello auf, was Slim in der damaligen Zeit deutlich mehr Bekanntheit verschaffte. Slim und Lazy Lester spielten bis zum Ende der Zeit beim Label Excello und danach hing Slim seine musikalischen Ambitionen für vier Jahre an den Nagel. 1970 nahm ihn das Label wieder unter Vertrag und zwei Jahre später tourte Lightnin' Slim in Europa. Ein Jahr später war er Teil des American Folk Blues Festivals.
Lightnin' Slim gehört nicht unbedingt zu den ganz Großen des Blues, aber vielleicht gerade deswegen lohnt sich auch ein Reinhören.
Tracklist
01:Bad Luck (3:01)
02:Rock Me Mama (2:44)
03:That's All Right (3:57)
04:Love Me For Myself (2:56)
05:I Can't Live Happy (3:06)
06:New Orleans Bound (2:56)
07:Bugger Bugger Boy (2:08)
08:Ethel Mae (3:18)
09:Schoolboy Cleve: She's Gone (2:18)
10:Schoolboy Cleve: Strange Letter Blues (2:56)
11:Bad Feeling Blues (2:55)
12:Lightnin' Slim Boogie (2:44)
13:Lightnin' Blues (2:58)
14:I Can't Be Successful (3:02)
15:Sugar Plum (2:50)
16:Just Made Twenty One (2:13)
17:Goin' Home (2:41)
18:Wonderin' And Goin' (2:56)
19:Bad Luck And Trouble (2:56)
20:Have Your Way (2:41)
Externe Links:
SPV