Lil' Ed And The Blues Imperials / Full Tilt
Full Tilt Spielzeit: 59:06
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2008
Stil: Blues

Review vom 26.08.2008


Joachim 'Joe' Brookes
"Full Tilt"… mit Volldampf voraus… Bedeutet das für Lil' Ed And the Blues Imperials vielleicht auch so etwas wie 'Augen zu und durch'?
Der kleine Mann ist mit seinem mittlerweile siebten Album eine Konstante beim Alligator Records-Label und auch das Line-up seiner Band ist unverändert.
Als Schüler des begnadeten J.B. Hutto trägt er die Tradition des Slide-12-Takters seines Onkels auf dem Revers seiner bunten Kleidung und geht es um den Bottleneck-Blues darf Elmore James nicht unerwähnt bleiben.
Lil' Eds "Full Tilt" geht wirklich in die Vollen. Die Gäste Johnny Iguana (piano, organ), Eddie McKinley (tenor saxophone) und David Basinger (baritone saxophone) erweitern den Platten-Sound und wer auf Slide-Blues steht, sollte die vorliegende CD in seine Sammlung aufnehmen.
Klasse Musik und die Combo sorgt in der fast einen Stunde Spielzeit für reichlich gute Laune, auch wenn man dem Album-Titel nicht immer ganz gerecht wird, weil ständiges Durchdrücken des Gaspedals schnell zu Krämpfen führen kann.
So hat man mit "Life Got In The Way" eine relative lange Pause auf dem Highway eingelegt. Ein herrlicher Slow-Blues, den Lil' Ed mit seiner Frau Pam zu Papier gebracht hat. Eds Solo ist eines der heftigeren Art, auch wenn die Rhythmus-Abteilung stoisch das schleppende Tempo beibehält. Keyboard-Iguana hält sich im Hintergrund, aber sein Spiel gibt dem Track die letzte Würze.
Nur drei der vierzehn Songs stammen nicht aus der Feder des Protagonisten.
"Every Man Needs A Good Woman" stammt vom Imperials-Bassisten James Young und kommt ebenfalls aus der Balladen-Abteilung. Nicht so spektakulär wie "Life Got In…" aber allemal hörenswert, weil Lil' Ed seinem Metallröhrchen fast über den gesamten Song hinweg keine Pause gönnt.
Smokey Robinsons "First I Look At The Purse" liest man sehr gut und liefert ihn in einer beflügelten Version ab. Der Chorus-Gesang von Garrett und 'Schatzi' Young kommt gut rüber.
Mit dem "Take Five"-Cover, ganz am Ende der Platte, greift man in die oberste Schublade des Slide-Blues und jeder, der einen Hound Dog Taylor-Song unter seine Fittiche nimmt, setzt sich schon unter Druck… Auch Eds Ausführung ist lärmend und schiere Rohkost in Sachen Slide-Gitarre, allerdings schießt er hier mit seiner Vehemenz etwas über das Ziel hinaus. Kelly Littleton kommt dem Drumming eines Ted Harvey schon beachtlich nahe und rundum ist die Fremdinterpretation irgendwo im Qualitäts-Mittelfeld, das nie besondere Beachtung findet, gelandet.
Dafür gibt es aber noch viele weitere Tracks auf "Full Tilt" zu bewundern.
Z.B. wird mit dem Opener "Hold That Train" von Beginn an ordentlich Druck aufgebaut und mit "Housekeeping Job" nur ein wenig rausgenommen. In der Iguana-Rolle befindet sich jetzt das Gebläse-Duo McKinley/Basinger. Sax-Füllungen vom Feinsten und ein McKinley-Solo obendrauf geben dem Shuffle Standhaftigkeit und Kraft.
Dass die Rhythmus-Hintermannschaft Spurrillen im Asphalt der Groove-Allee hinterlassen, zeigen sie in "Don't Call Me". Iguana wechselt zum Honky-Piano und kann sich, sobald der Kleine slidet, nur noch mit Schwimmflügeln über dem Sound-Wasser halten. Die Gitarren spielen die erste Geige!
Auf der Groove-Allee macht man nochmals vor der Hausnummer eft Halt. "Dying To Live" ist das "Full Tilt"-Zückerli. Der Track ist eine Instant-Bedienung in Sachen Fußwippen-Anmacher und stellenweise hat das Bottleneck mal Zeit zum Abkühlen.
Die Band vertieft sich in den Rock'n'Roll, wenn "Love Don't Live Here Anymore" angestimmt wird und der kleine Herr zeigt Größe, denn zuerst darf Iguana Piano-mäßig solieren, gefolgt von Michael Garrett. Pluspunkte sammeln geht so einfach!
Auch "My Baby Moves Me" darf der Letztgenannte mit seinem Gitarrenspiel eröffnen. Man genieße die herrlichen Basslinien von Young. Der ist ein wirklich sehr guter Tiefton-Bediener. »She moves me
Just like an earthquake«
. Ohne Probleme kann man das auf den gesamten Song transformieren.
"Candy Sweet" hat etwas vom Hound Dog Taylor-Blues und fällt wesentlich besser in den Schoß des Gefallens, als das bereits erwähnte Cover-Stück.
"Woman, Take A Bow" kann man auch nicht gerade gelassen zur Kenntnis nehmen, denn damit bekommt man die Tanzfläche voll. Ein weiteres Mal sind die Bläser aktiv und wann immer sie zum Einsatz kommen, haben die Kompositionen eine zusätzliche Klang-Note.
Die Band hat es auch mit dem 'Old School-Blues'. "Open Invitation" könnte glatt auch auf einer CD von den Mannish Boys oder der Phantom Blues Band Platz finden. Ein klasse Stück, abermals mit Gebläse.
Rundum ist das siebte Album von Lil' Ed And The Imperials eine gelungene CD, die wieder einmal für gute Laune sorgt und mit 7-8 von 10 RockTimes-Uhren belohnt wird.
Line-up:
Lil' Ed Williams (guitar, vocals)
Michael Garrett (guitar, backing vocals)
James 'Pookie' Young (bass, backing vocals)
Kelly Littleton (drums)
With:
Johnny Iguana (piano, organ)
Eddie McKinley (tenor saxophone)
David Basinger (baritone saxophone)
Tracklist
01:Hold That Train (3:59)
02:Housekeeping Job (3:49)
03:Don't Call Me (3:08)
04:Check My Baby's Oil (5:34)
05:First I Look At The Purse (3:24)
06:Love Don't Live Here Anymore (3:54)
07:Life Got In The Way (7:04)
08:Candy Sweet (2:10)
09:Woman, Take A Bow (4:02)
10:My Baby Moves Me (4:10)
11:Dying To Live (5:40)
12:Open Invitation (2:59)
13:Every Man Needs A Good Woman (5:47)
14:Take Five (3:19)
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