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Lindisfarne / Happy Daze
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Lindisfarne sagt unseren älteren Lesern etwas, sofern sie sich in den siebziger Jahren des schon lange verflossenen letzten Jahrhunderts mit englischer Rockmusik beschäftigt haben (womit klar ist, dass die Fans der gleichnamigen deutschen Metal-Combo hier im falschen Zug sind). Zumindest ihr veritables Nr. 1-Album in den britischen Charts "Fog On The Tyne" (1971) und die ausgekoppelte Single "Meet Me On The Corner" dürften dieser Generation noch bekannt sein. Auch "Lindisfarne Live" von 1973 war unter deutschen Fans relativ verbreitet.
Als Genre wird allgemein Folk Rock für die Band reklamiert. Das trifft auch für die frühen Alben zu. Beim vierten, "Happy Daze", das nun erstmals als CD mit reichlichem Bonus-Material vorliegt und das ursprünglich 1974 bei Warner Bros (die vorherigen waren Charisma-Produktionen) erschien, ist die Klassifizierung jedoch nicht so eindeutig. Lindisfarne ist nun wesentlich offener und lässt, wie viele englische Folk Rock-Bands jener Zeit, u.a. Westcoast-Einflüsse erkennen. Das lag wohl auch an der veränderten Besetzung ('Mk II' genannt), die neben den Gründern Alan Hull (vocals, recorder, guitars) und Ray Jackson (vocals, mandolin, harp, percussion) nun Tommy Duffy (bass, vocals), Charlie Harcour (lead guitar, all guitars), Kenny Craddock (piano, electric piano, organ, guitars, vibes, vocals), und Paul Nichols (drums) sowie als Gäste die Bläser Buddy Beadle und Steve Gregory aufwies.
Das spezialisierte Label Market Square Records hat sich dieses Werks angenommen, es mit einem ausführlichen Booklet samt Liner-Notes seinerzeitiger Mitglieder und Songtexten sowie sieben zusätzlichen Songs versehen. Das sind gut aufgenommene Solo-Demos des Masterminds Alan Hull, die, nur mit Gitarre und Stimme, eine wirklich willkommene Ergänzung für Fans darstellen.
Die elf Original-Tracks sind durchaus soundmäßig in Ordnung, wenngleich auch öfters die Abmischung etwas unausgewogen (insbesondere Bass-lastig) ist und ein Remastering vertragen hätte. Der Opener "Tonight" zeigt eine mehr popmäßige Ausrichtung als früher, ein schöner Ohrwurm. "In Your Hand" (sowie dann auch "You Put The Laff On Me" und "Dealer's Choice") tendiert Richtung Westcoast mit bluesiger Harp, das im Studiogarten aufgenommene "River" mit Naturgeräuschen kehrt die 'alten' Lindisfarne hervor. "No Need To Tell Me" könnte genauso eine verspielte Lennon/McCartney-Aufnahme sein, während die Combo bei "Juiced Up To Lose" kräftiger in die Saiten haut (hier gibt es klangliche Abstriche). Auf klassischem englischen Folk Rock-Terrain bewegt sie sich mit der Ballade "Nellie", die neben diversen akustischen Instrumenten schönen Satzgesang aufweist. Auch "The Man Down There" ist von gleichem Kaliber, hier hat klar Richard Thompson Pate gestanden. "Gin And Tonix All Around" könnte gut von The Band aus der "Basement Tapes"-Ära stammen. Das abschließende, verhaltene "Tomorrow" passt gut als Überleitung zu den Bonus-Tracks, wobei jedoch noch einmal u.a. die Bläser für ein abwechslungsreiches, angejazztes Arrangement sorgen.
Insgesamt ist das ursprüngliche Album sehr variabel in seiner Instrumentierung und Stilistik. Die ergänzenden Hull-Aufnahmen aus den späten sechziger Jahren sind bisher nicht veröffentlicht gewesen und gehören somit zum Vermächtnis des 1995 verstorbenen Kopfs von Lindisfarne. Durchwegs gute Songs, die geradezu zum Covern einladen. Die Band startete verschiedene Reunion-Versuche und nahm weitere Alben auf, jedoch ohne den Erfolg jener Jahre. Derzeit tourt wieder eine Besetzung in der Konzertreihe 'Legends Of Folk Rock' durch das U.K..
"Happy Daze" ist eine lohnenswerte Wiederveröffentlichung, nicht nur für die eingefleischten Lindisfarne-Fans, sondern auch für die Musik-Hörer, die den folkigen Sounds der frühen siebziger Jahre nachspüren.
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