Geh mal nach LA, spiel' dort acht Jahre, ohne je was zu kriegen - dann kannste dich bei mir beschweren
Freddie Mack Sein Vater heißt Reinhold Mack - sein Patenonkel Freddie Mercury. So jemandem muss doch die gute Musik mit der Muttermilch verabreicht worden sein, oder?
Freddie Mack lieferte kürzlich mit dem Debüt-
Album seiner Band Liquid Meat, "In Meat We Trust", den Nachweis.

Seit drei Jahren aus Los Angeles zurück, hat Freddie Mack in dieser Zeit endlich die Formation gefunden, bei der die Chemie hundertprozentig stimmt. Rauer, ehrlich handgemachter Rock'n'Roll, mit deutlicher Punk'n'Metal-Schlagseite und fleischfressender Philosophie dahinter - aber lest einfach selbst...

Alle Fotos authorisiert von Freddie Mack.

Interview vom 06.08.2014


Steve Braun
RockTimes: Hi, Freddie! Zunächst einmal unsere Glückwünsche zu Eurem gerade erschienenen Album In Meat We Trust. Wie ist denn das mediale Echo hierzulande und bist Du zufrieden mit den Reaktionen?
Freddie: Vielen Dank! Auch, dass Du Dir die Zeit genommen hast, es anzuhören. Ja, so weit - so gut! Wir haben jetzt schon recht viele Reviews bekommen und bis jetzt waren auch alle sehr positiv… toi-toi-toi! Das Album erfüllt, was ich zu hoffen wagte. Es zeigt, wer Liquid Meat ist, und dass wir unseren eigenen Weg durch die Rock'n'Roll-Landschaft gehen.
RockTimes: Schielt Ihr mit "In Meat We Trust" auch in Richtung internationale Märkte? Und wenn ja: Gibt es auch da bereits Rückmeldungen?
Freddie: Auf jeden Fall. Also, wir haben jetzt zum Start den Fokus mit der Verbreitung des Albums mehr auf Deutschland gelegt, aber haben auch ein paar positive Reviews aus Irland, England und waren auch schon die 'Band der Woche' auf einer japanischen Website. Wir werden demnächst probieren, es viel mehr in Ländern wie Japan, Osteuropa, Südamerika und England es zu verbreiten - also, inklusive Deutschland. All die Länder, wo Rock'n'Roll noch so richtig im Herzen des Publikums liegt.
RockTimes: Wir hatten gerade diese Aufnahmen im Schwitzkasten und - wie zu lesen war- sie haben richtig fett eingeschlagen hat. Bist Du zufrieden mit dem Gesamtergebnis oder gibt es die eine oder andere Feinheit, die Du im Nachhinein gerne etwas anders ausgearbeitet hättest?
Freddie: Ich bin sehr zufrieden, meine Band auch... ich glaub', da gibt es nichts zum Meckern! Das Ziel war, den puren Sound von Liquid Meat auf Band zu bekommen und das haben wir geschafft. Das Endergebnis ist sogar besser, als ich es mir je erträumt hätte.
RockTimes: Wie hast Du Manu und Max kennengelernt? War da sofort klar, dass Ihr ein gemeinsames Projekt starten wollt, ja müsst?
Freddie: Wir haben uns erst vor einem Jahr getroffen - nachdem ich zurück in die Heimat, nach München, gezogen bin und die Band neu aufgebaut hatte. Das ging alles über Kleinanzeigen im Internet. Manu hatte ein Inserat von mir gefunden. Zuerst hatte ich Zweifel, weil sie so weit weg lebt und das nach meiner Erfahrung sehr problematisch sein kann, aber nachdem wir zu zweit gespielt hatten, wussten wir beide sofort, dass es passt. Max hatte ich angeschrieben und als erstes haben wir zusammen einen gesoffen und uns gut verstanden. Im Proberaum ging das alles nochmal besser. Nach der ersten Probe habe ich sofort einen Gig gebucht und vier Wochen später waren wir auf der Bühne! Also, insgesamt hat es schon ein gutes halbes Jahr gedauert, bis ich die richtigen Zwei gefunden hatte. Man muss ja die finden, die auf der selben Wellenlänge sind und das dauert eben.Liquid Meat
RockTimes: Erzähl' mal etwas von Liquid Meat Mk I. War diese Formation noch in LA beheimatet und warum hast Du sie aufgelöst?
Freddie: Alle Formationen vor dieser waren in LA zuhause. Meistens waren es die Schlagzeuger, die häufig gewechselt hatten, aus wegen verschiedensten Gründen. Viel hatte damit zu tun, dass ich die Band startete, als ich gerade mal ein Jahr Gitarre spielte, selbst keine Ahnung von Musik hatte und die halt auch nicht. Umso besser ich wurde, desto bessere Drummer brauchte ich. Die ersten paar Jahre war ich echt naiv und fand eigentlich Schlagzeuger ziemlich lächerlich. Die würden doch nicht mal ein Instrument spielen und müssen nur den Beat halten. Aber als ich dann den ersten richtig gescheiten Schlagzeuger hatte, Mike Skogman, habe ich erstmals gemerkt, was einen Schlagzeuger so richtig ausmacht. Irgendwann war der Drummer für mich das wichtigste Bandmitglied. Später traf ich Casey Husted, schlicht ein super krasses Tier hinter den Drums. Mit ihm habe ich mich gut verstanden und sein Talent war auf einem derart anderen Level, dass ich nur mit ihn weitergemachen wollte und meine Band in eine ganz andere Richtung als ein 'Two Piece' genommen hatte. Songs waren plötzlich anstatt drei nun sieben Minuten lang - hatten statt drei Riffs nun fünfzehn. Wir spielten sogar das ganze Set ohne zu stoppen, quasi sieben Lieder als ein einziges 45-minütiges Stück - das war sehr, sehr heavy!! Das war das letzte amerikanische Line-up von Liquid Meat - wir lösten uns eigentlich wegen der 'American Economy' auf. Wir haben noch einmal zusammen gespielt, als ich gerade mal ein paar Monate in meiner Heimat war und gefragt wurde, ob ich beim Wacken 2012 mitspielen würde. Plötzlich wollten alle Schlagzeuger Münchens mit mir spielen. Also hab ich gedacht: go fuck yourselves! I am getting Casey Fuckin' Husted! Das war ein schönes Erlebnis - zwei Jahre hatten wir nicht zusammen gespielt und nur fünf Tage für den größten Gig unseres Lebens geprobt!
RockTimes: Warum hast Du die Band Liquid Meat genannt? Gibt's da tiefsinnige Hintergründe philosophischer Art?
Freddie: Die sind sehr philosophischer Art! Liquid Meat habe ich mit 14 erfunden - der Name kam von meiner Liebe zum Fleisch und ich sagte, wie geil es wäre, wenn man es wie Heroin in die Venen spritzen könnte… Erst fünf Jahre später habe ich angefangen, Musik zu schreiben und die erste Formation gegründet. Zu der Mixtur aus Rock, Punk und Metal hat der Name Liquid Meat gut gepasst… und es hört sich halt auch ein bisserl unanständig an, was nicht nur zu der Musik, sondern auch zu mir passt!
RockTimes: Da teilen wir eine Liebe und die Idee mit dem Spritzen ist derart gut, dass sie von mir sein könnte.
RockTimes: Analog zur vorherigen Ausgangsfrage: Warum setzt Ihr - wie Ihr mit dem Albumtitel ausdrückt - ein derartiges Vertrauen in die Fleischproduktion [grinse]?
Freddie: Hier geht es eher um uns, als um das Fleisch! Über die Jahre hab ich sehr viel Vertrauen verloren, in sehr vielen Sachen… life kicked me in the balls several times! Und das Einzige, was immer für mich da war, waren der Rock'n'Roll und meine Band. Ich glaube, dass es vielen so geht… die Musik ist immer für einen da… also, wenn alles andere Scheiße ist… trust in Liquid Meat... trust in Rock'n'Roll.. we will never let you down!
RockTimes: Du hast ja alle Songs selbst komponiert, und auch wenn Du mit Gitarre und Gesang im Vordergrund stehst, agiert dort eine richtig organische Band. Inwieweit sind Manu und Max am Endergebnis beteiligt, denn ihr Input beschränkt sich offensichtlich nicht nur auf ihre jeweiligen Parts?
Freddie: Die zwei haben meiner Musik neues Leben gegeben. Ich hatte davor, außer vielleicht mit einem meiner Schlagzeuger, nur 'Musiker' die mir 'gefolgt' sind. Also, der Bassist hat immer dasselbe wie ich gespielt und das Schlagzeug stets nur den simplen Backbeat gehämmert. Manu und Max vertiefen die Musik sehr. Max ist ein 'richtiger' Bassist. Viel zu oft sind Bassspieler "failed guitarists", aber er lebt für den Bass und weiß genau, was zu tun ist. Dank ihm konnte ich auch meine Gitarre zurückziehen. Früher musste ich andauernd durchschraddeln, aber less is more... Max weiß, wie man die Löcher füllt und ich wollte mich ohnehin zurücknehmen, sodass man ihn mehr hören kann. On stage ist es auch das erste Mal, dass ich jemand an der Seite habe, der richtig Gas geben kann. Ich bin ja ne echte Rampensau und war früher enttäuscht, dass ich nach rechts schaute und da stand jemand wie festgenagelt. Jetzt schaue ich rüber und weiß nie, wo ich hinschauen muss, weil er irgendwo und überall abrockt. Manu… die ist einfach geil. Also, es ist ein Traum, mit ihr zu spielen. Mit Schlagzeugern hatte ich oft so meine Probleme. Sie spielt die Drums wie ein Instrument - also nicht nur die ganze Zeit 'boom-tschack'. Ich wollte schon immer so jemand wie Bill Ward, Ginger Baker oder Mitch Mitchell hinter mir - und genau das ist Manu für mich. Und die Chemie ist natürlich das Wichtigste und die könnte zwischen uns Dreien nicht besser sein. Also mit den Liedern - bevor das vergesse - ja, da schreibe ich alles: die Riffs und die Texte. Dann schau ich, was die beiden damit anfangen können und sehe, ob ich mehr oder weniger machen muss, bis wir alle unsere musikalische Stimme in dem Song gefunden haben und damit zufrieden sind.
Freddie Mack RockTimes: Wir leben ja in Zeiten, in denen man Musik gerne in Schubladen einsortiert. In welche Stilrichtung würdest Du Liquid Meat einordnen?
Freddie: Die Stilrichtung heißt 'Liquid Meat'! Sonst ist es einfach zu schwer auszudrücken, welche Art von Musik wir spielen. Ist es Rock, ist es Punk? Viele nennen es Metal… also ich glaub, jeder, der uns hört, steckt uns in eine andere Schublade. Ich sag oft, dass wir adrenaline injected Rock'n'Roll spielen oder Thrash-Rock und die Genres gibt es ja 'offiziell' auch nicht. Wir haben dasselbe Problem wie Motörhead - in welche Schublade gehören die eigentlich??
RockTimes: Vielleicht... bad ass Rock'n'Roll??? Das würde doch irgendwie auch gut zu Liquid Meat passen, oder?
Freddie: Merci! Ja, das hört sich definitiv gut an - it has a nice to ring to it. Das übernehme ich vielleicht als unser neues Mantra!
RockTimes: "In Meat We Trust" hört sich an, als hättet Ihr vieles im Studio live eingespielt und nur dezente Overdubs gesetzt. Täuscht der Eindruck?
Freddie: Also, wir haben alles zusammen im Studio, in einem Raum eingespielt. Nachdem die Musik aufgenommen war, haben wir die ganzen Vocals eingesungen und die Solos danach. Aber Teile im nachhinein verbessert haben wir nicht und auch keine extra Rhythmusparts danach overdubbed.
RockTimes: Mir gefällt diese raue, direkte Art unheimlich gut, weil es nicht gekünstelt und affektiert, sondern sehr authentisch klingt...
Freddie: Danke. Das ist genau, was wir erreichen wollten! Immer wieder schön zu hören, dass es auch so ankommt! Das ist für mich Rock'n'Roll...
RockTimes: Welche Rolle hat Dein Vater in diesem Zusammenhang als Produzent eingenommen?
Freddie: He made us sound awesome! Er ist ja nicht so bekannt für diese Art von Musik und hat sich echt viele Gedanken gemacht, wie man unseren Sound auf Band bringen könnte. Er sagte, er habe sich eigentlich noch nie so vorbereiten müssen, wie er es für uns getan hat. Ich glaub, jeder ist am Anfang 'intimidated', aber das geht schnell weg. Er zieht das Beste aus einem raus und macht, dass es sich so anhört, wie man es will - was ja eine sehr schwere Sache ist. Wie sich die Musik im Kopf anhört ist ja meistens nicht so, wie es letztlich rüberkommt und das ist die Magie, die mein Vater beherrscht. Man kann ja nur seine Vorstellung in Wörtern vorgeben und das muss dann irgendwie umgesetzt werden… und keiner kann das besser als er.
RockTimes: Jetzt muss ich dann doch die Frage stellen, die ich unbedingt vermeiden wollte... Ist es ein Fluch oder Segen, einen derart berühmten Vater zu haben? Ich denke - beides, oder??
Freddie: Für mich ist es immer ein Segen gewesen, ihn als Vater zu haben. Ja klar, viele haben sofort ein Vorurteil - aber, jo mei... die haben halt keine Ahnung! Die denken halt, dass ich als Musiker 'on easy street' wäre, aber dann frage ich einfach: Warum kämpfe ich immer noch für jeden Gig und spiele seit zehn Jahren kleine Clubs? Ich kriege immer Support und Guidance von meinem Vater und natürlich das bestproduzierte Album - sonst kommt alles von harter Arbeit. Wie sagt man so schön in Englisch? Opinions are like assholes... everyone has one!
RockTimes: Was ist für Dich persönlich der gelungenste Song von "In Meat We Trust" und warum?
Freddie: Boah… das ist so, wie wenn ich Vater wäre und Du mich fragen würdest, wer mein Lieblingssohn sei. Ich sag mal "The Devils Music", weil es zehn Minuten vor der Aufnahme ein ganz anderer Song war. Es war zunächst einfach nur Vollgas-Rock'n'Roll und ich hatte mich gerade eingestimmt.. das erste Lied des Tages… und hab das Lied ohne Amp gespielt und dazu in dieser Stimme gesungen… so ein bisserl Tom Waits-mäßig. Plötzlich hat sich das zusammen wie ein voll cooler Blues-Song angehört. Dann haben wir das zusammengespielt und jeder seinen Part geändert, sodass er zu dem neuen Stil passte. Das Arrangement hat sich auch etwas verändert und so lief das Band zwanzig Minuten. Was auf der Platte zu hören ist, ist das Endresultat von diesem Experiment. Max hatte auch die Idee, ne Melodie dazu zu singen, was noch nie bei Liquid Meat passiert ist und das hat jetzt auch für neue Lieder neue Türen geöffnet.
RockTimes: Ja, das hat irgendetwas von "Der Rosarote Panther" - dieser Tschiketti-tschiketti-Swing. Findest Du nicht auch?
Freddie: Hahaha, ja schon! Also, ich sehe mich immer in so einem grellfarbigen 1940er Zoot Suit, wenn ich das Lied höre...
Liquid Meat RockTimes: Gelegentlich kann man sogar funkige und leicht jazzige Rhythmen heraushören. Ist das eher der Input von Manu und Max oder hast auch Du ein Faible für Jazz und Blues?
Freddie: Ich liebe Blues, und wie schon vorher gesagt, mag ich 'jazzy' Schlagzeug wie bei Black Sabbath oder Cream. Ich sag sehr oft an, welche Drums in mein Kopf zu dem jeweiligen Teil gehören. Also: Ich sag einfach, hier mehr jazzy, hier mehr Toms und Manu liebt den Stil ja ebenfalls sehr gerne, weiß dann eh, was ich meine und setzt es dann in ihrer Art um. Andere Male denkt sie sich was aus, spielt das dann zum Lied und das ist dann perfekt. Bei Max ist es genauso. Er spürt, in welche Stilrichtung das Lied geht und findet immer die beste Basslinie dazu.
RockTimes: Wo wir gerade dabei sind: Welche Musiker hat in Dir den Wunsch ausgelöst, selbst Musiker zu werden?
Freddie: Jason Newsted und Metallica. Ich habe mit Bass angefangen und Metallica war die Band, die das ausgelöst hatte.
RockTimes: Was hat Dich dann veranlasst, auf die Gitarre umzusatteln?
Freddie: Necessity. Ich wollte eigentlich so ein Bassist wie Ian Hill von Judas Priest sein. Einfach hinten in der Ecke stehen und den Rhythmus schön tight halten. Jeder, der mich kennt oder auf der Bühne sieht, kann sich nicht vorstellen, dass ich mich hinten auf der Bühne verstecken würde - aber so war das damals. Das Problem war: Keiner wollte so Musik spielen, bis ich mit 18 Jack Wysocki traf. Er spielte Gitarre und liebte Metal. Perfekt! Naja… almost perfect! Er liebte Soli und NUR Soli! Ich hatte kein Bock mehr, auf einen zweiten Gitarrist zu warten, der auch Lieder schreiben konnte - auf dem Bass konnte ich das nicht. Zur selben Zeit war Dave Mustaine bei meinem Vater im Studio und mixte "Peace Sells" im Surround Sound . An dem Tag bin ich natürlich nicht zur Uni gegangen und saß leise, mit grossen Auge in der Ecke des Studios. Mein Vater zu Mustaine: »Sorry, the Bass is not quite in the mix yet« und Mustaine dazu: »Whatever, honestly, who needs Bass in Metal?« Mein Bassisten-Herz platzte. Später kam Mustaine zu mir: »I heard you are a bass player… sorry for what I said earlier, but if you want to be the frontman in a band, you should really play guitar.« OK, Mr. Mustaine! Lange Rede, kurzer Sinn: Es brauchte Songs und so mit hab ich mich an die Gitarre gewagt und angefangen, Lieder zu schreiben. Das ging sehr schnell und da ich nicht ewig einen Sänger suchen wollte, hab ich's selbst probiert - plötzlich war ich Frontmann!
RockTimes: Frank Zappas "Chunga's Revenge" war das Album, das mein Leben komplett verändert hatte. Nicht unbedingt mein Lieblingsalbum, aber eines, das keinen Stein mehr auf dem anderen gelassen hat. Gab es auch für Dich so eine Scheibe, bei der Du ein außerordentliches 'Erweckungserlebnis' hattest?
Freddie: Metallicas "Black Album"… wie sagen die immer: »You want Heavy??? Metallica gives you Heavy!!!« Ja, das ist DAS Album, weshalb ich überhaupt Musik spielen wollte. Jahre später kam "Rock N Roll" von Motörhead. Für mich hat es mit Metal angefangen, dann Rock'n'Roll und British Blues, dann Punk… und dann hab ich dank meine Bruders Motörhead entdeckt, die alles kombinierten. Ich wollte nie eine Band haben,bei der die Leute sagen: die hören sich wie so und so an. Ich wollte einfach all meine Einflüsse in meiner Musik weitergeben und Motörhead hat mir gezeigt, dass so etwas geht!
RockTimes: Was war Deine erste Gitarre? Von wem bekamst Du die und besitzt Du sie heute noch?
Freddie: Meine erste Gitarre war eine Mexican Fender Telecaster, die ich 'Suzie Q' getauft habe - alle meine Gitarren haben Namen. Diese habe ich von meinem Vater in der Zeit bekommen, in der die Rolling Stones und CCR mein Ein und Alles waren. Die ist auch noch sehr oft mit mir on stage!
RockTimes: Ach so, "Suzie Q" von CCR- und ich dachte zuerst, Du meinst Suzie Quatro, hahahaha!! Ich vermute mal, dass "Suzie Q" ein Song ist, der Dir extrem gut gefällt, oder?
Freddie: Ja, total! Ich liebe John Fogerty, seine Stimme, den Gitarrensound, einfach alles… Der Song ist einfach saugeil.. ich kriege schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke!
RockTimes: Wer hat Dir die ersten Akkorde beigebracht?
Freddie: Mein ältester Bruder Julian. Der ist ein Virtuose auf der Gitarre und hat schon in der High School in einer Zappa-Coverband gespielt und zum Abschluss Paganini. Ich hatte und habe immer noch kein Talent für Musiktheorie, also waren meine Gitarren-Lessons sehr begrenzt, weil ich sie nie geschnallt hatte. Aber er zeigte mir fünf Akkorde und sagte, damit kannst Du 95% aller Rocklieder spielen - das hatte ich mir zu Herzen genommen! Und dann hab ich meinen eigenen Stil daraus entwickelt - die 'Art of Fred'! Es können viele besser als ich spielen, aber 'open power chords' sind meine Spezialität.
RockTimes: Wie hieß Deine allererste Band und stehst Du mit den Burschen noch in Kontakt?
Freddie: Liquid Meat [lacht]. Ich hatte sehr, sehr viele Leute in meiner Band über all die Jahre und mit den meisten habe ich noch sehr viel Kontakt. Auch wenn ich die meisten rausgeschmissen hatte, sind wir alle beste Freunde geblieben. Liquid Meat ist fast wie ein Motorcycle Club. Jeder, der in der Band war und ist, lebt für Liquid Meat.
Liquid Meat RockTimes: Du bist ja in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Leute wie Freddie Mercury ein- und ausgingen. Wie haben sich diese Umstände für Dich als Kind und Jugendlicher ausgewirkt?
Freddie: Joa… hmmm… war für mich halt eher die Norm. Wie meine Mutter sagte: Das waren immer die 'Onkels', die zu Besuch waren - aber damals war ich auch noch sehr jung. Als ich dann selbst Musiker sein wollte, bin ich 'Starstuck', wenn ich ein Idol von mir treffe. Das Wichtigste, was ich in so einem Haushalt aufzuwachsen gelernt habe, ist, wie schwer dieses Business wirklich ist. Wie schnell es nach oben gehen kann und wie viel schneller nach unten. Ich meine, viele die nicht so aufgewachsen sind, sagen ja, es wäre irre, den Musikertraum leben zu können… Ich weiß allerdings noch viel besser, dass es 'bat shit crazy' ist, diesen Traum zu verfolgen! Aber das wird mich nicht stoppen, denn was ist das für ein Leben, wenn man nicht seinen Träumen hinterher rennt?! A god damn waste of time, thats what!
RockTimes: Wann und vor allem WARUM bist Du von Los Angeles nach München gezogen?
Freddie: Vor drei Jahren, 2011. Ich wollte nach zwanzig Jahren in Los Angeles einfach einen Kulturwechsel und Neustart. Ich wollte meine Heimat richtig kennenlernen. In LA waren gerade Job, Beziehung und Band allesamt im Arsch. Da dachte ich mir: get the hell out of the Dodge! Hit the resetbutton" und so war es auch. Alles, inklusive der Band, musste neu aufgebaut werden. Das war nicht leicht aber: I have no regrets!
RockTimes: Worin liegen für Dich die wichtigsten Unterschiede zwischen den Musikszenen in den US und Deutschland?
Freddie: Hier wird man bezahlt! Dort kriegt man für seine Zeit auf der Bühne gar nichts, nicht mal Freibier. Hier gibt's immer was zum Saufen, meistens auch ein bisserl Kohle, ab und an auch zu Essen. Viele beschweren sich hier, aber da sage ich immer: Geh mal nach LA, spiele dort acht Jahre, ohne je was zu kriegen - dann kannste dich bei mir beschweren. Auch das Equipment ist ein Unterschied. Dort muss jede Band alles zum Gig mitbringen, nicht so wie hier, wo jeder alles teilt. Das ist positiv und negativ, weil dort musst man zwar einfach immer alles dabeihaben, aber man wusste es ja und es war dann auch kein Problem. Hier ist es leichter, weil man sich nicht totschleppen muss, aber meine Fresse... bei jedem Gig vergeht eine Ewigkeit mit dem Hin- und Herstellen, weil einfach keiner irgendwas mitnehmen will.
RockTimes: Auch ich muss gestehen, dass ich stets geglaubt hatte, die US seien der Ort, wo musikmäßig Milch und Honig fließt... wieder was gelernt! Glaubst Du, dass in Deutschland der Durchbruch etwas leichter vonstatten gehen kann?
Freddie: Sagen wir es so: Wenn es leichter sein sollte, dann weil ich hier die Musiker gefunden habe, mit denen ich dieses Album machen konnte und weil zusammen wir einfach ne geile Show bieten. Finde ich! Ich glaube, dass hier noch richtiger Rock'n'Roll geschätzt wird, und wenn wir das Publikum finden, können schöne Dinge geschehen.
RockTimes: Gibt es da eigentlich bei den Fans ebenfalls Divergenzen? Was unterscheidet für Dich bspw. eine Show in Los Angeles oder München?
Freddie: Eigentlich nichts - they love you, or they hate you. Das ist - glaube ich - universal...
RockTimes: Und was steht nun nach der Veröffentlichung von "In Meat We Trust" an? Wie sehen Eure Pläne für die nächsten zwölf Monate aus?
Freddie: Wir wollen viele, viele Shows spielen, um so das Album zu promoten, aber wollen es natürlich auch auf die Airwaves kriegen und das passiert auch schon langsam. Das Album ist ja erst eine Woche alt... Dann genug Geld zusammenkratzen, damit wir uns einen Van kaufen können und 'on the road' gehen können. Hoffentlich werden wir im nächsten Jahr auf vielen Festivals sein.
RockTimes: Träume sind ja bekanntlich keinesfalls Schäume: Mit welcher Band würdest Du gerne mal gemeinsam auf Tour gehen?
Freddie: Keine Frage, MOTÖRHEAD und METALLICA!!
RockTimes: Magst Du folgenden Satz vervollständigen? Wenn ich nächstes Jahr zum W:O:A eingeladen werde, ...
Freddie: ...würde ich mir diesmal nicht ein Kabel von denen borgen!!!
RockTimes: Ach? Erzähl' mal...
Freddie: Der grösste Gig meines Lebens: Wacken 2012. Ich mache gerade mein Set-up, hab ein Kabel im Gigbag vergessen, wollte es noch holen, doch ein Stagehand sagte: benutzt einfach dieses Kabel. OK - what could go wrong! Wir spielten gerade "Maximum Carnage" mit einem besonderen Heavy-Riff, bei dem ich gerne wie ein Wilder dazu auf den Boden stampfe - plötzlich war der Gitarrensound weg! Vor diesem großen Publikum - schluck! Zwanzig Stagehands und keine Sau kam raus… endlich war jemand da und hat ein neuen Amp hingestellt und war wieder weg… das war nicht das Problem! Ich hab dann selbst gemerkt, dass es das Kabel von meinem Pedalboard zum Amp war - ein schlechtes Kabel. Schätzungsweise drei Minuten, aber für mich war es eine Stunde! Ab da musste ich meine Show sehr zurückziehen - das war etwas schade, aber der Gig war ansonsten TOP! Mein Schlagzeuger sprach später mit dem Comedian Jim Breuer, der nach uns auf der Stage spielte: selbes Kabel, selbes Problem!
RockTimes: Liest Du eigentlich Online-Musikmagazine und hast Du vielleicht noch 'ne spezielle Message an die RockTimes-Leserschaft?
Freddie: Ich lese so viel wie möglich über alles, was Rock betrifft. An die RockTimes-Leser: Keep on reading RockTimes. Es gibt viel zu viel schlecht geschriebenes Material im Internet - hier kriegt man Qualität. Und nicht vergessen: Unser Album bekommt man exklusiv auf unserer Website (siehe unten!). Support Rock'n'Roll, support Liquid Meat, buy our Album, you will not regret it!
RockTimes: Und auch Du musst meine obligatorische Scherzfrage beantworten - Was wolltest Du schon immer mal von einem Journalisten gefragt werden??
RockTimes: Warum willst Du ein Rockstar sein? Cause I can!!!!!
Wir danken Andreas Breunig für Bild #1 sowie Tobias Tschepe für #2, 4 und 5 - you rock, guys!!
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