Einfallsreichtum und das Umsetzen von innovativen Ideen unter dem Banner entspannender Lebensweisen zählten schon immer zu den Stärken nordischer Völker, Umstände derer sich durchaus dessen musizierende Zunft gerne annehmen, um ihre hyperkreativen Schnapsideen auszubrüten.
Nun haben sich seit einigen Jahren fünf etwas finster dreinblickende Gesellen aufgemacht, Dänemarks sonst musikalisch wässrige Poplösungen und krude Schredderware stiefmütterlich zu behandeln, um ihr vermeintlich eigenes Süppchen zu montieren.
Das Quintett oszilliert auf ihrem mittlerweile dritten Studioerguss eine etwas irritierende Lösung aus sehnsuchtsgetränktem Bombast, raumgreifender Metal-Kauzigkeit und prätentiösem Post Rock-Gehabe, welche sich im ersten Hördurchgang kompositorisch sehr verkopft und allenthalben durch distanziertes Kalkül abzugrenzen vermag.
Mit der endlosen Dramaturgie einer Jahrmarktskapelle vertonen die schmerzhaft lebendigen Arrangements mit satter geschliffener Instrumentierung und nebulöser Brachial-Ästhetik den von grauen Gedanken umschmückten und zeitgenössischer Klassik verhauchten Größenwahn.
Die Protagonisten bemühen sich über weite Strecken stagnierende Post Rock-Strukturen mit klassischem Experimentiergeist aufzubrechen, und mit prallen Piano-Interventionen nebst scheppernden Gitarrenmustern zu umspielen, verlieren sich trotz aufgeblähter bzw. mit breiter Borste aufgetragener Klanganstriche dennoch nie im selbstverliebtem Solieren.
Die von schwülstigen Streichern geprägten Merkmale spielen auch auf "Collibro" eine tragende Rolle, auch wenn die bisweilen schmierigen Dröhnungen neuerdings durch opulente Tasten-Gewänder verhüllt werden. Dabei sind die musikalischen Anspielungen bzw. Zitate britischer Psyche und Alternative Rock-Ikonen wohlwollend mit den kreativen Funken der Jungs verbunden, als dass man die vermeintlichen Ursprünge für übermächtig empfindet.
Martin Byrialsens Wechselbäder zwischen eisigem Bariton und unheilvoll vorantreibend falsettierender Fistelstimme, das archaische Sägen der Saiten nebst einem dramatisierenden Tastengrund und hypnotisierender Electronica, addieren sich des öffterem zu einem kosmischen Endzeit-Soundtrack.
Glücklicherweise vermögen es die königlichen Rock-Expressionisten, dem verdichtendem Kleister und den Verzweifelungsgesängen einen Hauch Karges entgegenzusetzen, beherrschen die unumwundene Stringenz bzw. ein handwerkliches Augenmaß für andächtige Sprengkräfte, um das ausdruckstarke Tempi-Wechselspiel am Atmen zu erhalten.
Auffallend ist dabei die demonstrative Demontierung rockistischer Refrains, stattdessen destillieren die Instrumentalisten aus dem dichten Sound-Dschungel, ein Sinne umnebelndes Gesöff aus unkonventionell komponierter Schwere und technoider Westentaschen-Symphonie.
So vermögen etwa die beiden prachtvollen und jenseits von Zehn-Minütern auftrumpfenden "Shards Of The Ending" und "The Real Children" mit feurigen Klaviergirlanden, zähflüssigen Orgelschwällen nebst schnarrendem Gitarrenwust und bisweilen hohepriesterlich beschwörenden Sing-Ritualen, ein ineinander verschachteltes Düsterkino mit
Floydschen Ressourcen zu verzetteln, und bei Letzterem sogar mit schockgefrorener Streitaxt zu attackieren.