Litmus / Aurora
Aurora Gesamtspielzeit: 65:31
Medium: CD
Label: Rise Above Records, 2009
Stil: Space Rock

Review vom 20.09.2009


Andrea Groh
Die neue Hawkwind ist galaktisch gut geworden. Wie - das ist gar nicht die neue Hawkwind? Ich hätte geschworen, das ist Hawkwind, ist es aber nicht, sondern Litmus.
Die machen nach eigenen Angaben »Space Rock für das 21. Jahrhundert«. Böswillig könnte man das als Hawkwind-Kopie bezeichnen und die Sache damit abhaken.
So einfach wollen wir uns die Sache aber nicht machen, denn "Aurora" wäre selbst innerhalb der Hawkwind-Diskografie ein Highlight und könnte mit deren Klassikern konkurrieren. Nun, da die legendären Space-Rocker nicht mehr so aktiv und auch nicht mehr die jüngsten sind, stellt sich schon die Frage der Nachfolge für das 21. Jahrhundert. Dafür sind Litmus definitiv geeignete Kandidaten, was wohl auch die Originale so sehen, denn sie durften seit 2002 bereits mehrfach auf dem Hawkfest auftreten.
Litmus brachten 2004 ihr Debüt "You Are Here" heraus, bevor sie bei Lee Dorians Rise Above-Label landeten, wo dann 2007 "Planetfall" und nun, 2009, der Nachfolger "Aurora" veröffentlicht wurde.
Dieser bietet Space Rock vom Feinsten, ist dabei recht heavy und gitarrenlastig, wobei auch die kosmisch klingenden Blubbertöne (was dann als »swooshes, bleeps, twiddly noises« bezeichnet wird, aha) nicht zu kurz kommen. Insbesondere das Instrumental "Eos" eignet sich hervorragend dazu, die Augen zu schließen und sich eine Reise durch die unendlichen Weiten des Raumes vorzustellen, vorbei an Galaxien und Gasnebeln in den verschiedensten Farben; fließend, fliegend, gleichzeitig ätherisch leicht und doch mächtig mit Gravitation.
Himmlische Farbspiele finden wir auch im CD-Titel: "Aurora" ist der Name der römischen Göttin der Morgenröte, was als 'Aurora borealis'. bzw. 'Aurora australis', die Bezeichnung für das Nordlicht bzw. Südlicht ist. Der griechische Name der Göttin "Eos" begegnet uns als Titel des dritten Songs, des bereits erwähnten Instrumental-Stückes.
Das Cover geht ebenfalls in die gleiche Richtung - in einer ziemlich abstrakten, schlichten Darstellung, das hätte man allerdings schöner machen können.
'Litmus' ist übrigens das englische Wort für 'Lackmus', der die Eigenschaft hat, je nach PH-Wert seine Farbe zu ändern und daher im Bereich von Chemie und Biologie als Säure-Basen-Indikator eingesetzt wird.
Der Begriff passt hervorragend zur Musik, wenn ich mir vorstelle, wie die Klänge in Farben verwandelt werden und sich verändern, immer wieder neue Töne hervorbringen, anders und doch ähnlich, immer wieder andere Nuancen.
Also insgesamt eine stimmige und für Space Rock-Fans sehr interessante Sache, wenn man über die ziemlich starken Parallelen zu Hawkwind hinwegsehen kann. Wer also dazu bereit ist: Willkommen auf der Reise durch Raum und Zeit, vorbei an bunten Nebeln und in Spektralfarben changierenden Pulsaren, aber Vorsicht: don't get lost in space…
Line-up:
Anton (swooshes, bleeps, twiddly noises)
Fiddler (guitar, vocals)
Marek (drums, vocals)
Martin (bass, vocals)
Oli (keyboards, synths)
Tracklist
01:Beyond The Sun
02:In The Burning Light
03:Eos
04:Miles Away
05:Stars
06:Kings Of Infinite Space
07:Ma:55oN Rift
08:Red Skies
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